Pressemitteilung |

Nüssel: Krise als Chance zur Neuorientierung genutzt

(Berlin) - Beim Kongress des Zentralausschusses der Deutschen Landwirtschaft skizzierte Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), die Auswirkungen von BSE und MKS auf die vor- und nachgelagerten Bereiche. Ausgelöst durch BSE gingen in Deutschland die Schlachtrinderpreise um bis zu 40 % zurück. Das Minus bei den Schlachtungen betrug rd. 30 %. Der Inlandsverbrauch lag im April 2001 immer noch ca. 40 % unter dem Vorjahreswert. Mittlerweile ist aber eine Trendwende beim Rindfleischkonsum zu erkennen.

Die für über 24 Monate alte Schlachtrinder obligatorischen BSE-Tests schlagen sich mit rd. 100,-- DM/Tier nieder. Die höheren Kosten für die Entsorgung von Schlachtnebenprodukten und der Erlösausfall summieren sich auf weitere 0,40 DM/kg. Zusammen machen beide Positionen bei Rindfleisch rd. 15 % des Verbraucherpreises aus.

„Die Auswirkungen der BSE-Krise haben die strukturellen Defizite im Schlachthofbereich noch deutlicher zu Tage treten lassen. Strukturanpassungen haben jetzt Priorität“, so der DRV-Präsident. In keinem Land Europas gibt es im Verhältnis zur Erzeugung so viele Schlachtbetriebe wie in Deutschland. Hierzulande verfügen über 300 Betriebe über eine EU-Zulassungsnummer. Mangelnde Kapazitätsauslastung ist eine der Folgen. Die Branche ist bestrebt, größere Einheiten zu schaffen, um so die steigenden Anforderungen an Hygiene und Qualität, aber auch an Schlachttechnik, Datenverarbeitung, EDV-Einsatz usw. erfüllen zu können.

Nüssel kritisierte, dass nach wie vor eine Einigung zwischen Bund und Ländern über die BSE-Folgekosten, insbesondere des Tiermehlverfütterungsverbots, aussteht. Seit über acht Monaten diskutieren die Beteiligten über die Entsorgung und Entschädigung der Restbestände an tiermehlhaltigen Futtermitteln. „Die separat gelagerten Mengen stinken geradezu zum Himmel.“

Der DRV-Präsident ist zuversichtlich, dass Qualitäts- und Herkunftssicherung durch eine stufenbezogene, gleichzeitig aber durchgängige Dokumentation und Kontrollsystematik für alle an der Fleischproduktion und -vermarktung beteiligten Stufen erreicht werden kann und soll. Begriffe wie Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Produkthaftung müssen mit Leben erfüllt werden. Dazu zählt der Ausbau von vertraglichen Bindungen vom Erzeuger bis zum Vermarkter. Nüssel setzt sich für die konsequente Vernetzung aller Beteiligten in der Qualitätssicherung ein. „Das geht nur über den Ausbau von Wertschöpfungsketten. Bestes Beispiel für solche erfolgreichen Konzepte liefert die Milchverarbeitung. Wir sollten es uns zum Ziel machen, das, was in der Milchwirtschaft selbstverständlich ist, auch in der Fleischproduktion konsequent umzusetzen“, erklärte Nüssel.

Die Krise wird als Chance zur umfassenden Neuorientierung verstanden. „Landwirte und Marktpartner werden ihre Strukturen und Verhaltensweisen so ausrichten, dass die Nahrungsmittelproduktion vertraglich abgesichert durchgeführt wird. Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln können nur sichergestellt werden, wenn sämtliche Lieferbedingungen verbindlich gestaltet sind“, so Präsident Nüssel beim Wissenschafts-Kongress in Berlin.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Raiffeisenverband e.V. (DRV) Adenauerallee 127 53113 Bonn Telefon: 0228/1060 Telefax: 0228/106266

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