Pressemitteilung | BUND e.V. - Bundesverband - Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Nord- und Ostsee vor giftigen Chemikalien schützen / Sachverständigenrat bestätigt Verwendungsverbote

(Berlin) - Zum Schutz von Nord- und Ostsee vor giftigen Chemikalien hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) neue Zulassungsverfahren und ein Verbot des Einsatzes gefährlicher Substanzen verlangt. Das heute veröffentlichte Gutachten "Meeresumweltschutz für Nord- und Ostsee" des Sachverständigenrates für Umweltfragen bestätige die Dringlichkeit einer neuen Chemiepolitik. Damit gehe der Rat über die Position der Bundesregierung hinaus, die den Eintrag gefährlicher Substanzen weiterhin der Selbstkontrolle der Chemieindustrie überlassen wolle.

Neben Einträgen aus der Landwirtschaft und der Überfischung sei die Zuführung chemischer Substanzen eine der Hauptursachen für die Umweltprobleme von Nord- und Ostsee. Die auf EU-Ebene laufende Reform der europäischen Chemikalienpolitik mit der erstmaligen Bewertung vieler Chemikalien dürfe nicht weiter verzögert werden. Der Einsatz von Stoffen, die sich im menschlichen Körper, in Tieren und der Umwelt anreicherten und das Hormonsystem angriffen, sei entschlossen zurückzudrängen.

BUND-Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm: "Die Konzentrationen vieler Schadstoffe bei Einträgen in Flüsse und Meere liegen immer noch deutlich über den ökotoxikologischen Grenzwerten. Für die meisten dieser Stoffe sind die Risiken und Wirkungen weitgehend unbekannt. Nur eine konsequente Minimierung und Vermeidung aller schädlichen Einträge schützt die Meere wirklich. Der EU-Chemiepolitik kommt dabei eine herausragende Rolle zu."

Besonders gefährdet sei das Meer durch langlebige Schadstoffe. Aufgrund ihrer Fähigkeit, in das Hormonsystem von Mensch und Tier einzugreifen seien vor allem die in Elektronikartikeln enthaltenen bromierten Flammschutzmittel zu nennen. Trotz des Rückgangs von Einträgen wie PCB und DDT nach jahrelangen Verboten ließen sich auch diese noch immer in erheblichen Konzentrationen in Meereslebewesen und Fischen nachweisen. Deshalb müssten alle Substanzen mit entsprechend hohem Gefährdungspotential aus dem Verkehr gezogen werden. Dies könne nur durch eine konsequente Reform der Chemikalienpolitik gelingen.

Rund ein Drittel der Chemikalien, die z.T. seit Jahrzehnten im Einsatz seien, hätten nie eine Sicherheitsüberprüfung durchlaufen. Die Industrie müsse sich endlich zu ihrer Verantwortung bekennen und die erforderlichen Sicherheitsdaten erheben und offen legen. Der BUND fordert die Beendigung des Eintrags gefährlicher Chemikalien in die Meere bis zum Jahr 2020, Zulassungsverfahren für langlebige und sich anreichernde Chemikalien und für solche mit hormoneller Wirksamkeit sowie ein konsequentes Verwendungsverbot bei Vorliegen von Alternativen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Telefon: 030/2758640, Telefax: 030/27586440

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