Noch immer Unterversorgung bei Osteoporose-Behandlung
(Berlin) - Die Zahlen sind dramatisch: In Deutschland gibt es zur Zeit vier bis sechs Millionen Osteoporose-Kranke. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Stoffwechsel-Erkrankung der Knochen in die Liste der zehn wichtigsten Krankheiten aufgenommen. Laut WHO wird sich die Zahl der berschenkelhalsbrüche, eine der häufigsten Folgen der Osteoporose, bis zum Jahr 2025 weltweit verdoppeln. Zur Zeit erleiden in Deutschland mehr als 120000 Menschen einen Oberschenkelhalsbruch. Die jährlichen Kosten für die Behandlung dieser Frakturen und ihrer Folgekosten liegen in Deutschland bei 4,5 bis 5 Milliarden Euro.
Auf Initiative der Bundesapothekerkammer wurde die Versorgung in den Bundesländern Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg untersucht. Diese Studie schlägt jetzt Alarm: Die Osteoporose noch immer ein Stiefkind der Therapie. Die Patienten sind unterversorgt. Fast die Hälfte (45 Prozent) der Patienten werden überhaupt nicht behandelt. Nur 10 bis 15 Prozent der Versicherten erhielten eine dem Stand der Wissenschaft entsprechende Kombinationstherapie aus einem Bisphosphonat, Calcium und Vitamin D. Man muss dabei berücksichtigen, dass viele Patienten kein Calciumpräparat mehr verordnet bekommen, diese jedoch frei verkäuflich erwerben können. Doch selbst wenn alle Patienten ein Calciumpräparat einnähmen, würden in Bayern lediglich 17,6 Prozent, in Sachsen 25,4 Prozent und in Baden-Württemberg 14,5 Prozent der Behandelten leitliniengerecht behandelt. Noch schlimmer: Die verordneten Bisphosphonate reichten nur für 50 bis 56 Prozent der Tage des Jahres 2002. Lediglich bei 22 Prozent (Bayern) bis 28 Prozent (Sachsen) der behandelten Patienten wurde der Jahresbedarf an Bisphosphonaten zu mehr als 80 Prozent abgedeckt. Damit liegt Deutschland im Therapievergleich weit hinter Frankreich, England, Italien und Spanien.
Eine Verbesserung der Versorgung ist dringend erforderlich. Bisphosphonate ersparen Osteoporose-Patienten schmerzhafte Knochenbrüche. Richtig eingesetzt, können Bisphosphonate die Zahl der Oberschenkelhalsbrüche halbieren. Allein durch zielgerichtete Prävention und damit Vermeidung der Hälfte der Frakturen könnten schätzungsweise zwei Milliarden Euro eingespart werden. Kurz- und mittelfristig ließen sich bei den direkten Frakturkosten etwa 400 Millionen Euro einsparen. Zudem würde die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert.
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