Noch höhere Bahnpreise = noch größeres Bahn-Desaster!
(Berlin) Die Deutsche Bahn AG will die Fernverkehrs-Bahnpreise auf hoch frequentierten Verbindungen erhöhen und ein neues Schnäppchen-Ticket (für 110 Euro durch die Republik) einführen. Die Bahnexpertengruppe Bürgerbahn statt Börsenbahn (BsB) meint: Damit wird das Desaster der Bahn vergrößert. Wir schlagen vor: 1. generell niedrigere Bahnpreise 2. attraktive Mobilitätskarten und 3. Transparenz statt Unübersichtlichkeit.
Ausgangspunkt für die geplante Erhöhung der Bahnpreise ist der Einbruch im Fernverkehr von 10 Prozent im vergangenen Jahr ein Nachkriegsrekord. Die Verluste im Fernverkehr belaufen sich in den ersten neun Monaten auf rund 370 Millionen Euro. Dieses Desaster resultiert aus den zentralen Komponenten des neuen Preissystem ein System, bei dem
- der Fahrtpreis je Verbindung erstmals gesondert berechnet wird (u.a. unter Berücksichtigung der Auslastung)
- günstige Fahrtpreise vor allem durch zuggenaue Vorabbuchung erreicht werden
- ganze Regionen vom Fernverkehr abgehängt wurden (Abschaffung des Interregio)
- es insgesamt Verteuerungen im Fahrtbereich bis 120 km Reiseweite gab (IC statt IRs)
- die BahnCard eine geringere Rolle als zuvor spielt (die BahnCard50 wurde für ein halbes Jahr abgeschafft bzw. sie kostet inzwischen 43 Prozent mehr als Ende 2002).
Wenn es stimmt, dass die Bahn wegen dieses Fahrpreissystems abgestraft wurde, dann dürfen jetzt nicht einzelne negativ wirkende Komponenten des System erneut ausgebaut werden (neue Verteuerungen; neue Sondertarife). Statt dessen sollte es ein Bahnpreissystem mit den folgenden drei Anker-Elementen geben:
- Bahnfahren muss erschwinglich sein. Das gilt insbesondere für die wichtigsten Entfernungsbereiche, die unter 200 km liegen. Hier sind die Bahnpreise heute zu hoch. Die Wiedereinführung einer Zuggattung Interregio ist erforderlich
- Die BahnCard50 muss im Preis deutlich niedriger liegen. Der Markt für diese Karte liegt bei 15 Millionen anstatt nur 2,5 Mio. Die BC muss ergänzt werden durch eine attraktive Jahresnetzkarte (BC100). Warum kann sich die Bahn in der Schweiz eine Jahresnetzkarte (Generalabonnement/GA) leisten, das pro Jahr mit 2900 sFr rund 60 % der deutschen Jahresnetzkarte kostet, obwohl die Schweizer mehr Schienenkilometer zurücklegen und das GA mehr bietet als die BC100?
- Schließlich brauchen wir ein transparentes Tarifsystem, bei dem im Grundsatz die zurückgelegten Kilometer der entscheidende Maßstab sind. Es ist für einen individuellen Fahrgast völlig uneinsichtig, weshalb er auf einer hoch ausgelasteten Strecke heute mehr zahlen muss als auf einer niedrig ausgelasteten und weswegen diese Diskrepanz nun noch gesteigert wird. Ein Pendler kann nicht auf andere Fahrtzeiten ausweichen. Er wird schlicht auf das Auto umsteigen.
Das Management der DB AG bastelt sich ein Bahnpreissystem, das Leute mit Taschenrechner verlangt und auf Schnäppchenjäger zielt. Das ist die Ideologie der Billigflieger und funktioniert dort, weil man nur ein oder zwei Mal im Jahr für 29 Euro zum Shoppen nach Nizza oder in die Oper nach Milano jettet. Die Bahn hingegen ist ein Massenverkehrsmittel, das völlig anderen Gesetzmäßigkeiten folgt . Hier muss die Devise gelten: Einfach Bahnfahren. Einfach besser fahren. Bahnbrechend einfach fahren.
Quelle und Kontaktadresse:
Bahnexpertengruppe Bürgerbahn statt Börsenbahn
c/o UMKEHR e.V.
Exerzierstr. 20, 13357 Berlin
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