Niederlage für den Gesundheitsschutz / Ärztekammer Niedersachsen kritisiert Ausnahmeregelungen der Ministerpräsidentenkonferenz beim Rauchverbot
(Hannover) - Als eine Niederlage für den Gesundheitsschutz betrachtet die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin zur Einführung eines allgemeinen Rauchverbots in öffentlichen Einrichtungen. Die von vielen Ländern unter dem Deckmantel der föderalen Vielfalt zugelassenen Ausnahmeregelungen in der Gastronomie zeigen nach Ansicht von ÄKN-Vizepräsident und Kinderarzt Dr. med. Gisbert Voigt die mangelnde Verantwortung für die Belange nicht rauchender Gaststättenbesucher und des dort beschäftigten Personals. Leider gehört auch Niedersachsen dazu.
Nach diesen Beschlüssen gibt es neben der klassischen Einteilung in A- und B-Länder jetzt also auch die länderspezifische Zuordnung R (Raucher) und NR (Nichtraucher). Die Kammer hält es für besonders bemerkenswert, dass vor allem Politiker, die früher einmal als Ärzte tätig waren, für ein eingeschränktes Rauchverbot votiert haben. Dazu gehört der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. med. Wolfgang Böhmer, ein ehemaliger Frauenarzt. Speziell beim Nichtraucherschutz hätten wir erwartet, dass das oft beschworene Föderalismusprinzip zu Gunsten der allgemeinen Gesundheitssicherung zurücksteht sagte Voigt. Er erinnerte daran, dass Rauchen ein entscheidender Faktor für die Entstehung und den Verlauf zahlreicher Krankheiten ist. Dies gelte vor allem für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Schädigungen der Atemwege. Auch Passivrauchen habe erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Es erhöhe unter anderem das Risiko, ein Bronchialkarzinom oder eine koronare Herzerkrankung zu entwickeln. Bei Kindern bestehe ein gesicherter Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Asthma Bronchiale, plötzlichem Kindstod und erhöhter Infektanfälligkeit. Ferner sei Rauchen in der Schwangerschaft mit Fehlgeburten, erhöhter nachgeburtlicher Sterblichkeit und Unterentwicklung des Kindes verbunden.
Die jährliche Zahl tabakbedingter Todesfälle in Deutschland geben Epidemiologen mit 110 000 bis 140 000 an. Immer mehr Menschen fühlen sich durch Tabakrauch belästigt und bringen dies zunehmend zum Ausdruck.
Meinungsumfragen, nach denen sich 73 Prozent aller Bundesbürger für ein weitgehendes Rauchverbot ohne Ausnahme aussprechen, überraschen daher nicht. Dieses eindeutige Votum zu Gunsten der Gesundheit dürften Politiker keinesfalls ignorieren, sagte der stellvertretende ÄKN-Präsident.
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