Pressemitteilung | Stiftung Deutsche Krebshilfe

„Nicht nur der Körper leidet – auch die Seele“ / Deutsche Krebshilfe stellt Programm „Psychosoziale Onkologie“ vor

(Bonn) - Krebs-Patienten benötigen nicht nur die bestmögliche medizinische Therapie, sondern auch seelische Begleitung. Doch der Bedarf an psychosozialer und psychoonkologischer Versorgung und Forschung ist in Deutschland nach wie vor nicht gedeckt. Mit dem Ziel, die psychosozialen Versorgungsstrukturen in der Krebsmedizin zu verbessern und die psychoonkologische Forschung voran zu bringen, hat die Deutsche Krebshilfe das Förderschwerpunktprogramm „Psychosoziale Onkologie“ initiiert. Mit vier Millionen Euro fördert sie bundesweit insgesamt 14 Projekte rund um die Themen Arzt-Patient-Kommunikation, Behandlung psychischer Symptome von Krebs-Patienten und Begleitung der Angehörigen.

„Mir war kalt, als ich am späten Vormittag im Krankenhaus nach der Operation erwachte. Ich erbat eine Wolldecke und nach einiger Zeit wurde mir wärmer. Weiterhin jedoch fror meine Seele. Ich hatte ein starkes Bedürfnis mit jemanden zu reden. Mir wurde klar: Krebs sind eigentlich zwei Krankheiten. Ich erfuhr am eigenen Leibe, dass es neben der organischen Krankheit Krebs eine noch viel schlimmere gibt: Die Angst! Die schlimmste Krankheit ist die Angst!“ Ernst B. erkrankte vor drei Jahren im Alter von 56 Jahren an Darmkrebs und beschreibt, was die meisten Krebs-Patienten erleben: Nicht nur der Körper leidet, sondern auch die Seele.

„Die Diagnose „Krebs“ trifft fast alle Betroffenen plötzlich und völlig unerwartet. Das Leben verändert sich mit einem Schlag. Alle Lebensziele, Inhalte und Werte werden in Frage gestellt“, so Professor Dr. Christoph Hürny, Leitender Arzt des Bürgerspitals St. Gallen und Vorsitzender der Gutacher-Kommission der Deutschen Krebshilfe, bei der Vorstellung des Förderschwerpunktprogramms am 24. April 2007 in Berlin. Die Krankheit verändert den Alltag und prägt ihn oft maßgeblich. Familie, Beruf und das soziale Umfeld werden in Mitleidenschaft gezogen. Krebs-Patienten benötigen daher nicht nur eine gute medizinische Behandlung, sondern auch seelischen und sozialen Beistand. Doch der Bedarf an psychosozialer und psychoonkologischer Beratung ist in Deutschland noch nicht gedeckt.

Um die psychosozialen Versorgungsstrukturen in der Krebsmedizin zu ver¬bessern und die Forschung auf dem Gebiet der psychosozialen Onkologie voran zu bringen, hat die Deutsche Krebshilfe, auf Vorschlag ihres Fachausschusses „Versorgungsstrukturen und –forschung“ das Förderschwerpunktprogramm „Psychosoziale Onkologie“ initiiert. Die Ausschreibung richtete sich an universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen, die bereits praktische und wissenschaftliche Erfahrungen auf dem Gebiet der psychosozialen Onkologie haben. Im Rahmen dieses Programms fördert die Deutsche Krebshilfe nun mit insgesamt vier Millionen Euro 14 Projekte. Dazu gehört beispielsweise ein Projekt der Sektion Psychoonkologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Die Wissenschaftler unterstützen und optimieren die Arzt-Patient-Be¬ziehung, indem sie onkologisch tätige Ärzte in ihren kommunikativen Fähigkeiten trainieren. In einem weiteren Projekt soll die kommunikative Kompetenz derjenigen Ärzte gefördert werden, die Krebs-Patienten über klinische Studien aufklären. Zum Programm gehören zudem zwei Projekte, in denen die Wirksamkeit einer Kurzzeit-Psychotherapie bei depressiven Brustkrebs-Patientinnen und die Gruppenintervention für Angehörige palliativer Krebs-Patienten untersucht werden. „Wir waren begeistert von der Vielfalt und Qualität der eingereichten Anträge und sind fest davon überzeugt, dass das Programm die Etablierung und Professionalisierung der psychosozialen Onkologie voran bringen wird“, sagte Hürny.

„Mit diesem Förderschwerpunkt zeigen wir einmal mehr, wie die Deutsche Krebshilfe versucht, in der Versorgung krebskranker Menschen Verbesserungen zu erzielen, Impulse zu setzen und auf vielen Feldern der Onkologie ihren Sachverstand, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse einzubringen“, sagte Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, bei der Pressekonferenz in Berlin.

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Infokasten: Psychosoziale Onkologie
Psychosoziale Onkologie erfordert ein ganzes Team von Fachleuten: Ärzte, Psychologen, Pfleger, Sozialarbeiter, Seelsorger und Physiotherapeuten arbeiten eng zusammen. Psychotherapie und andere therapeutische Möglichkeiten wie Entspannungsmethoden, künstlerische Therapien oder Sportprogramme, die ergänzend zu Gesprächen eingesetzt werden können, senken die Belastungen durch die Krankheit. Aber auch Selbsthilfegruppen und Patientennetzwerke sind hilfreiche Angebote in der psychosozialen Unterstützung: Hier finden Gespräche mit Menschen statt, die Ähnliches erleben oder erlebt haben.

Im stationären Bereich leisten psychoonkologische Dienste in Kliniken und Krankenhäusern Unterstützung. Im ambulanten Bereich finden Betroffene professionelle Ansprache etwa in Krebsberatungsstellen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Krebshilfe e.V. Dr. Eva M. Kalbheim, Pressesprecherin Buschstr. 32, 53113 Bonn Telefon: (0228) 72990-0, Telefax: (0228) 72990-11

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