Pressemitteilung |

New Economy: Pflanzen gezählt, Bäume vergessen

(Berlin) - Der Deutsche Multimedia Verband (dmmv) hat die Bundesregierung aufgefordert, endlich geeignete Rahmenbedingungen für das Wachstum der deutschen New Economy umzusetzen. Zwar gebe es einige Initiativen, die in die richtige Richtung gingen. Diese Initiativen müssten aber bald in praktische und konzertierte Aktionen münden. Der Deutsche Multimedia Verband ist die Spitzenorganisation der deutschen New Economy. Mit seinen rund 1.3000 Mitgliedsunternehmen repräsentiert der dmmv vollständig den innovativsten deutschen Wirtschaftszweig.

"Von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt und – wie es manchmal scheint – auch von der Politik, ist die New Economy ein lebenswichtiger Teil der deutschen Volkswirtschaft geworden", erklärte am 29. November dmmv-Präsident Rainer Wiedmann auf einer Pressekonferenz in Berlin. Allein im Dienstleistungssektor der New Economy seien in den letzten sechs Jahren ca. 80.000 neue Arbeitsplätze entstanden. 2001 sei in der gesamten New Economy gar mit 142.000 Arbeitsplätzen zu rechnen.

"Politik und Verwaltung denken noch immer zu sehr in Offline-Dimensionen. Wir, die Wirtschaft, brauchen jedoch Parlamente und Amtsstuben, die in gleichem Maße in der Online-Welt ihre Heimat haben", so Wiedmann weiter. Die deutsche New Economy stehe durch die bevorstehende Erweiterung der Nutzungsplattformen und das aufkommende Mobile Internet vor einem erneuten Quantensprung. "Und diesen Quantensprung sollte die Politik dieses Mal mitmachen", sagte Wiedmann.

Die Forderungen des Verbandes konzentrierten sich auf die Bildungspolitik, die Sicherung des E-Commerce-Standortes, die Steuergesetzgebung und die Medienordnungspolitik. Ein Fach Multimediakunde müsse bundesweit an allen weiterführenden Schulen die Funktionsweise der Massenkommunikation allgemein wie auch die Funktionsweise und Struktur des Internets vermitteln. "Auch die Schule muss ihre Hausaufgaben machen", ergänzte dmmv-Geschäftsführer Alexander Felsenberg.

An den Hochschulen gehörten multimediarelevante Fächer und Fächerkombinationen ausgebaut, um die Versorgung des IT-Arbeitsmarktes mit Fach- und Spitzenkräften langfristig zu sichern. In der Aus- und Weiterbildung müsse das gesamte Spektrum der Online-Learning-Formen genutzt werden. Dies setzte die Ausbildung der Lehrer und Ausbilder voraus. Das bedeute auch, qualifizierte Lehrbeauftragte aus der Praxis angemessen honorieren zu können. Insgesamt brauche Deutschland statt dem Dualen nun ein "Triales Bildungssystem" – eine Verbindung von staatlichen Schulen, Hochschulen und privatwirtschaftlichen Weiterbildungsakademien.

Der dmmv forderte eine Abschaffung des deutschen Rabattgesetzes und der Zugabe-Verordnung, um den E-Commerce-Standort Deutschland nicht zu gefährden und dem internationalen Niveau anzupassen. Überdies bedürfe die aktuelle gesetzliche Regelung für die Haftung von Inhalten im Internet einer präzisierenden Überarbeitung. Der Klarstellungsbedarf beziehe sich vor allem auf das sogenannte "Linking", also auf das Verweisen auf fremde Inhalte.

Für die Steuergesetzgebung verlangte der Deutsche Multimedia Verband eine steuerliche Gleichstellung von Print- und Online-Publikationen bei der Mehrwertsteuer. "Online-Inhalte tragen in erheblichem Maße zur Allgemeinbildung bei", sagte Felsenberg. Überdies sei die Senkung der Besteuerungsgrenze für Unternehmensbeteiligungen auf 1 Prozent ein großes Investitionshindernis. Vor allem junge Unternehmen seien auf privates Beteiligungskapital angewiesen.

Auch müsse die Bundesregierung endlich die Position eines Internetbeauftragten einrichten. Die bessere Koordination der Regierungsmaßnahmen in der Informationstechnologie sei dringend erforderlich.

Abschließend forderte der dmmv eine Erfassung relevanter Grundlagendaten der New Economy. Unternehmerische Entscheidungen basieren bis jetzt zumeist auf Phantasiezahlen. Der zur Zeit vorliegende Gesetzentwurf zur Dienstleistungsstatistik richte sich jedoch nach einer Klassifikation, die aus dem Jahr 1993 stamme. Einem Jahr also, in dem das Internet als Wirtschaftszweig noch nicht einmal existiert habe. Das sei, als ob man die Pflanzenwelt statistisch erfasse und die Bäume außer acht lasse.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Multimedia Verband e.V. (dmmv) Kaistr. 14 40221 Düsseldorf Telefon: 0211/6004560 Telefax: 0211/60045633

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