Pressemitteilung | AiF Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.V.

Neuronavigation: Hirnschrittmacher für Parkinson-Patienten / Eine Innovation aus dem BMWA-Programm „Innovationskompetenz mittelständischer Unternehmen“ (PRO INNO)

(Köln) - In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 15.000 Menschen an der Parkinsonschen Krankheit. Dabei gehen Nervenzellen im Gehirn zugrunde, die den Überträgerstoff Dopamin bilden. Deshalb verlangsamen sich die Körperbewegungen, die Muskeln werden steif und die Extremitäten beginnen, stark und unwillkürlich zu zittern. Lässt die Wirksamkeit verschiedener Medikamente bei fortschreitender Krankheit nach, bieten neurochirurgische Eingriffe eine weitere Therapiemöglichkeit. Mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) hat die Firma Thomas RECORDING aus Giessen zusammen mit der Firma Bleistein-Rohde Systemtechnik aus Pohlheim ein integriertes, motorisch angetriebenes Mikroelektrodenpositionier- und -ableitsystem für das Einsetzen eines „Hirnschrittmachers“ entwickelt und zur Marktreife geführt. Das innovative Neuronavigationssystem ist bereits erfolgreich im Einsatz, unter anderem in den Kliniken für Neurologie und Neurochirurgie der Charité in Berlin.

Bei der Operation wird eine Elektrode ins Gehirn implaniert und mit einem elektrischen Stimulator (ähnlich einem Herzschrittmacher) verbunden. Mit Hilfe dieses Hirnschrittmachers kann der unwillkürliche Aktionstremor wirkungsvoll unterdrückt werden, was eine drastische Steigerung der Lebensqualität der Parkinson-Patienten zur Folge hat.

Das Hauptproblem beim operativen Eingriff zur Platzierung der Stimulationselektrode des Hirnschrittmachers war bislang die exakte Bestimmung der physiologisch wirksamen Zielpunkte im Gehirn. Sie wurden meist mit Hilfe klassischer bildgebender Verfahren wie Computertomographie und Kernspintomographie und mit anatomischen Atlanten vor der Operation bestimmt. Diese Implantationskoordinaten weichen nach Aussage von Neurochirurgen in etwa 70 Prozent der Fälle von den physiologisch wirksamen Zielpunkten während der Operation ab, da das Gehirn bei der Öffnung des Kopfes durch den Operateur zusammensackt. Die Abweichung und die daraus resultierende Fehlplatzierung der Stimulationselektrode führen zu einer Verringerung des Therapieerfolges und machen Folgeeingriffe zur Korrektur dieser Abweichung erforderlich. Die Elektrode im innovativen Neuronavigationssystem erkennt dagegen während der Operation die physiologisch wirksamen Zielpunkte.

Für das gemeinsame Projekt entwickelte die Firma Bleistein-Rohde Systemtechnik eine digitale Fernsteuerung und ein PC-gestütztes Datenaufnahmesystem. Thomas RECORDING stellte die gesamten feinmechanischen und elektronischen Systemkomponenten her, wie rauscharme und störsichere Mikroelektroden, Verstärkertechnik und Mikrostimulatoren.

Quelle und Kontaktadresse:
Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen Bayenthalgürtel 23, 50968 Köln Telefon: 0221/376800, Telefax: 0221/3768027

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