Neun Jahre EU-Tierversuchsverbot für Kosmetika - Bürgerinitiative will bedrohtes Verbot retten und strebt Europa ohne Tierversuche an
(Bonn) - Für Kosmetika dürfen in der EU eigentlich schon lange keine Tierversuche mehr durchgeführt werden: Das vollständige Inkrafttreten des Verbots jährt sich am 11. März zum neunten Mal. Der Deutsche Tierschutzbund macht darauf aufmerksam, dass dieses Verbot nicht so umgesetzt wird, wie es den EU-Bürgern versprochen wurde - und immer noch Tiere bei Tests für kosmetisch verwendete Inhaltsstoffe leiden und sterben. Ein Ende sei erst dann in Sicht, wenn die EU für alle Bereiche der Stoffprüfung Tierversuche durch alternative Teststrategien ersetzt. Der Deutsche Tierschutzbund ruft daher zur Beteiligung an einer europäischen Bürgerinitiative auf. Noch bis Ende August sollen eine Million Stimmen für eine Rettung des Verbots und eine grundsätzliche Modernisierung der Wissenschaft in Europa ohne Tierleid zusammenkommen.
"Seit fast einem Jahrzehnt hat das eigentlich bahnbrechende Tierversuchsverbot für Kosmetika ein riesiges Loch. Und die Chemikalienbehörde ECHA nutzt dieses und weicht die Vorschriften immer weiter auf", sagt Kristina Wagner, Leiterin des Referats für Alternativmethoden zu Tierversuchen beim Deutschen Tierschutzbund. Zwar dürfen seit 2013 weder fertige Kosmetikprodukte an Tieren getestet werden noch rein kosmetisch verwendete Inhaltsstoffe. Hersteller können aber chemische Substanzen in Kosmetikprodukten verwenden, für die Tierversuche sogar gesetzlich vorgeschrieben sind, weil sie auch in anderen Produkten wie Reinigungsmitteln, Wandfarben oder Medikamenten eingesetzt werden. "Verbraucher, die sich darauf verlassen, dass für ihre Sonnencreme oder ihre Wimperntusche keine Tiere leiden mussten, werden somit getäuscht" sagt Wagner. "Zudem lassen aktuelle Entwicklungen befürchten, dass sogar rein kosmetische Inhaltsstoffe wieder im Tierversuch getestet werden, um Arbeits- und Umweltsicherheit zu prüfen. Angesichts der stetigen Zunahme alternativer Prüfmöglichkeiten und dem eigentlich bereits eingeschlagenen Weg in die richtige Richtung ein Skandal!"
EU-Bürgerinitiative für ein tierversuchsfreies Europa
Das EU-Parlament hatte die EU-Kommission im September 2021 mit überwältigender 97 Prozent-Mehrheit aufgefordert, endlich einen Ausstiegsplan aus Tierversuchen zu erarbeiten. Mit einer EU-Bürgerinitiative (EBI) wenden sich die Bürger der Europäischen Union ebenfalls an die Kommission. Eine Kernforderung ist, das Verbot von Tierversuchen bei Kosmetika einzuhalten und wieder zu stärken. Dafür sollen Rechtsvorschriften so geändert werden, dass Verbraucher-, Arbeitnehmer- und Umweltschutz sichergestellt werden, ohne auf Tierversuche zurückzugreifen. Dasselbe soll für die EU-Chemikalienverordnung gelten: Der Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt soll ohne Tierversuche auskommen. Grundsätzlich solle die gesamte Wissenschaft in der EU modernisiert werden. Dafür fordert die EBI einen Fahrplan für die schrittweise Abschaffung aller Tierversuche vor Ende der laufenden Wahlperiode. Damit eine EBI von der Kommission zur Änderung des EU-Rechts in Erwägung gezogen wird, müssen mindestens eine Million EU-Bürger unterschreiben. Wer sich an der Petition beteiligen möchte, findet alle Informationen unter www.europa-ohne-tierversuche.de.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Tierschutzbund e.V.
Pressestelle
In der Raste 10, 53129 Bonn
Telefon: (0228) 604960, Fax: (0228) 6049640