Pressemitteilung | Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)

Neueste UN-Zahlen: Weltbevölkerung wächst bis 2050 auf 9,1 Milliarden Menschen an / Das Bevölkerungswachstum findet fast ausschließlich in Entwicklungsländern statt. DSW fordert verstärkte Investitionen in Familienplanung.

(Hannover) - Trotz sinkender Kinderzahlen pro Frau wird die Weltbevölkerung nach neuesten Hochrechnungen der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2050 um voraussichtlich 2,3 Milliarden Menschen wachsen. Nach der mittleren Variante der UN werden bis zur Mitte des Jahrhunderts 9,1 Milliarden Menschen auf der Erde leben - heute sind es knapp 6,8 Milliarden. So lauten die Ergebnisse der aktuellen Revision der Bevölkerungsprojektionen der UN-Bevölkerungsabteilung, die die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) heute in Deutschland vorstellt.

Das Bevölkerungswachstum der Zukunft findet fast ausschließlich in den Entwicklungsländern statt. Dort wird die Bevölkerung in den kommenden vier Jahrzehnten von heute 5,6 Milliarden auf knapp 7,9 Milliarden Menschen in 2050 wachsen. In den Industrieländern hingegen bleibt die Bevölkerungsgröße relativ stabil. Hier kommen bis 2050 lediglich rund 50 Millionen Menschen hinzu. Die Bevölkerung dieser Ländergruppe umfasst dann 1,28 Milliarden Menschen.

Bevölkerung in den ärmsten Ländern der Welt verdoppelt sich

"Gerade in den am wenigsten entwickelten Ländern wächst die Bevölkerung rasant", erklärt Dr. Thomas Büttner, Stellvertretender Direktor der UN-Bevölkerungsabteilung und Leiter des Bereichs Bevölkerungsstudien. "In den 49 ärmsten Ländern der Welt wird sich die Bevölkerung bis 2050 von 0,8 auf fast 1,7 Milliarden Menschen verdoppeln. Der Kampf gegen die Armut wird dadurch erheblich erschwert."

Die UN-Projektionen gehen davon aus, dass die durchschnittliche Fertilität in den Entwicklungsländern bis 2050 von heute 2,73 auf 2,05 Kinder pro Frau sinken wird. "Dieser Rückgang ist aber keineswegs garantiert", hebt DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr hervor. "Tatsache ist, dass Familienplanung in Entwicklungsländern oft Mangelware ist und dass international immer weniger Geld dafür bereitgestellt wird. Das wirkt sich auch auf den Zugang von Frauen zu Verhütungsmitteln und damit auf deren Kinderzahl aus." Allein in Entwicklungsländern werden jedes Jahr 76 Millionen Frauen ungewollt schwanger. Das entspricht in etwa der Zahl, um die die Bevölkerung weltweit wächst. "Familienplanung spielt eine Schlüsselrolle, um das rasante Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern zu verlangsamen und so die Armutsbekämpfung ein gutes Stück voranzubringen."

Aids-Epidemie senkt Lebenserwartung im südlichen Afrika

Obwohl die Zahl der Aids-Patienten, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, deutlich gestiegen ist, wirkt sich die Immunschwächekrankheit immer noch stark auf die Lebenserwartung in vielen Entwicklungsländern aus. Im südlichen Afrika, der am stärksten von HIV/Aids betroffenen Region, ist die Lebenserwartung seit Anfang der 1990er Jahre um neun Jahre gesunken. Wie die Zahlen der Vereinten Nationen zeigen, werden die Menschen in diesen Ländern heute durchschnittlich nur noch 52 Jahre alt. Auch das Bevölkerungswachstum im südlichen Afrika hat sich infolge der Aids-Epidemie deutlich verlangsamt. Da aber moderate oder hohe Fruchtbarkeitsraten in dieser Region die erhöhte Sterblichkeit ausgleichen, wächst die Zahl der Menschen weiterhin um 0,6 Prozent jährlich.

Die Welt altert, vor allem die Industrieländer

Ein weiterer Trend, der aus den neuen Zahlen der Vereinten Nationen hervorgeht, ist die deutliche Alterung der Weltbevölkerung in den kommenden vier Jahrzehnten. Weltweit wird sich die Anzahl von Personen im Alter von über 60 Jahren bis 2050 fast verdreifachen: von 739 Millionen auf zwei Milliarden Menschen. In den Industrieländern steigt der Anteil der über 60-Jährigen so schnell wie nie zuvor. Im Jahr 2050 wird voraussichtlich ein Drittel der Bevölkerung in diesen Ländern älter als 60 Jahre sein.

Migration spielt für die Bevölkerungsentwicklung in den Industrieländern eine entscheidene Rolle. Viele wohlhabende Länder können schon heute aufgrund niedriger Geburtenraten einen Bevölkerungsrückgang nur durch die Aufnahme von Migranten verhindern. Auch Deutschland gehört mit jährlich 110.000 Einwanderern zu dieser Gruppe. Zwar wird die derzeitige Wirtschaftskrise die Zuwanderung möglicherweise verringern, doch Büttner erklärt: "Die großen wirtschaftlichen und demographischen Unterschiede, die zwischen Entwicklungs- und Industrieländern bestehen, werden auch in Zukunft ein starker Motor für internationale Migrationsbewegungen sein."

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) Pressestelle Göttinger Chaussee 115, 30459 Hannover Telefon: (0511) 943730, Telefax: (0511) 2345051

NEWS TEILEN: