Neueste UN-Zahlen: Bald neun Milliarden Menschen / DSW fordert verstärkte Investitionen in Aufklärung und Familienplanung
(Hannover) - Um weitere drei Milliarden Menschen die Hälfte der heutigen Bevölkerungszahl wird die Weltbevölkerung nach der mittleren Variante der jüngsten Langzeitprojektionen der Vereinten Nationen anwachsen. Mit 9,2 Milliarden Menschen wird das Wachstum der Weltbevölkerung im Jahre 2075 seinen Höhepunkt erreichen und sich dann bis 2300 bei neun Milliarden stabilisieren. Heute leben bereits 6,3 Milliarden Menschen auf der Erde. Alternativen Berechnungen zufolge könnte die Bevölkerungszahl bis zum Jahre 2300 aber auch auf 36 Milliarden ansteigen. So lauten die Ergebnisse der neuesten Projektionen der UN-Bevölkerungsabteilung, die heute in New York vorgestellt werden.
Rasantes Wachstum in den ärmsten Ländern
Das Wachstum findet zu 99 Prozent in den Entwicklungsländern statt. Allein die Bevölkerung der ärmsten Länder wird sich bis 2300 von heute 700 Millionen auf zwei Milliarden fast verdreifachen obwohl die UN davon ausgehen, dass sich auch dort die Kinderzahlen bis 2050 halbieren könnten von heute 5,3 auf 2,47 Kinder pro Frau. "Ein schnelles Bevölkerungswachstum führt gerade in den ärmsten Ländern zur Überlastung der Gesundheits- und Bildungssysteme. Armutsbekämpfung kann dort nur erfolgreich sein, wenn sich das Bevölkerungswachstum verlangsamt", so Stefanie Ettelt, Pressesprecherin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Alles hängt davon ab, ob wir in den nächsten Jahren konsequent in Aufklärung und Familienplanung investieren. Nur dann ist ein Rückgang der Kinderzahlen in den Entwicklungsländern realistisch. Hier ist die Entwicklungspolitik gefragt.
Regionale Unterschiede verstärken sich
Fortgesetztes rasantes Wachstum in den weniger entwickelten Regionen, Bevölkerungsrückgang in Europa: Die regionalen Unterschiede bei der Bevölkerungsentwicklung werden sich auch in Zukunft weiter vertiefen. Die Bevölkerung der europäischen Länder wird bis 2300 von heute 728 Millionen auf etwa 611 Millionen Menschen sinken. Die Bevölkerungszahlen in Deutschland (heute: 82 Millionen) werden nach einem Rückgang in den nächsten 100 Jahren (73 Millionen in 2100) im Jahre 2300 auf etwa das heutige Niveau zurückkehren. Die Bevölkerungszahlen in Afrika werden sich bis 2300 fast verdreifachen: von heute 796 Millionen auf 2,1 Milliarden Menschen. Die Bevölkerung Ugandas wird sich im selben Zeitraum sogar von 23 Millionen auf 155 Millionen Menschen mehr als versechsfachen.
Veränderungen sagen die UN-Experten auch für die regionale Verteilung der Bevölkerung der Erde voraus. Afrikas Anteil an der Weltbevölkerung wird sich nach der mittleren Variante von heute 13 Prozent auf 24 Prozent im Jahre 2300 fast verdoppeln. Der Anteil Europas schrumpft hingegen um etwa die Hälfte von zwölf auf sieben Prozent.
Groteske Szenarien: Wenn die heutigen Trends konstant blieben ...
In die Zukunft projiziert führen die heutigen Trends der Kinderzahlen zu zum Teil grotesken Szenarien. So könnte die Bevölkerung Deutschlands nach der konstanten Variante der UN-Projektionen, also bei gleichbleibenden durchschnittlichen Kinderzahlen pro Frau, bis 2300 auf die Einwohnerzahl Berlins zusammenschrumpfen. In Uganda hingegen würden 18 Billionen Menschen leben.
In der Vergangenheit haben die Vereinten Nationen alle fünf Jahre ihre Langzeitprojektionen überarbeitet. Die veränderten Annahmen über zukünftige Trends der Geburten- und Sterberaten, die der 2002er Revision der Bevölkerungsprojektionen bis zum Jahre 2050 zugrunde liegen, haben jedoch eine frühere Korrektur der langfristigen Vorausschätzungen notwendig gemacht. In der 2002er Revision gehen die UN für die mittlere Variante erstmals davon aus, dass die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau weltweit bis zum Jahr 2050 knapp unter das so genannte "Ersatzniveau" von 2,1 Kindern pro Frau sinken kann. Der Zeitraum der Langzeitprojektionen wurde um 150 Jahre in die Zukunft verschoben. Das Zieljahr ist nun 2300.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
Göttinger Chaussee 115, 30459 Hannover
Telefon: 0511/943730, Telefax: 0511/2345051
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