Neuer Höchststand bei Ausbildungsangebot in Chemieindustrie
(Hannover) - Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze in der chemisch-pharmazeutischen Industrie hat in diesem Jahr einen neuen Höchststand erreicht: Die Unternehmen der Branche konnten 10.088 jungen Menschen eine Ausbildung anbieten, das sind knapp 200 Plätze mehr als in 2023 und damit der höchste Wert seit dem ersten Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung“ aus dem Jahr 2003. Mehr als zehn Prozent der angebotenen Plätze wurden jedoch nicht besetzt.
IGBCE-Tarifvorstand Oliver Heinrich betonte: „Wir haben das höchste Angebot an Ausbildungsplätzen seit mehr als 20 Jahren, erstmals sind es mehr als 10.000. Das ist eine positive Entwicklung.“ Weniger gut entwickelt habe sich jedoch die Übernahme der Ausgelernten: Nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss sind im Jahr 2024 knapp 92 Prozent der Ausgebildeten übernommen worden (2023: rund 94 Prozent), rund 62 Prozent von ihnen erhielten einen unbefristeten Arbeitsvertrag (2023: rund 63 Prozent). „Warum weniger als zwei Drittel der Ausgelernten unbefristet übernommen wurden, obwohl in der Chemieindustrie Fachkräftemangel herrscht, ist mir unverständlich“, so Heinrich. Das müsse sich im kommenden Jahr ändern.
Verbessern müsse sich auch die Quote nicht besetzter Ausbildungsplätze, kritisierte Alexander Bercht, im IGBCE-Vorstand für die Themen Jugend und Ausbildung zuständig. Zwar habe diese sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert, sie liege aber noch immer bei 10,3 Prozent: „Durch unnötig schwere und oft mehrstufige Einstellungs- und Bewerbungsverfahren sind die Hürden für potenzielle Auszubildende in der chemischen Industrie viel zu hoch“, kritisierte Bercht. „Das müssen die Unternehmen endlich ändern.“
Richtig und wichtig ist das vor folgendem Hintergrund: Rund 25.000 junge Menschen machen aktuell eine Ausbildung in der chemischen Industrie (über alle Jahrgänge hinweg). Genauso viele werden demografiebedingt in sehr naher Zukunft jedes Jahr aus dem Berufsleben ausscheiden. Angesichts dieser Aussichten sei der Anstieg der angebotenen Ausbildungsplätze zwar gut, aber noch längst nicht gut genug, unterstrich Bercht und stellte klar: „Um diese Entwicklung aufzufangen, müssten die Unternehmen doppelt so viel ausbilden, wie sie es jetzt tun.“
Ein Baustein, um Fachkräfte in der Branche zu halten und Arbeitslosigkeit zu vermeiden, ist der von IGBCE und Chemie-Arbeitgebern entwickelte Fachkräfteradar. Beschäftigte, deren Arbeitsplatz durch Jobabbau oder Standortschließungen gefährdet ist oder Ausgelernte, die nach ihrer Ausbildung nicht übernommen werden, sollen dadurch innerhalb der Branche weitervermittelt werden. Dazu schaffen die Tarifparteien aktuell eine branchenweite Plattform.
Unterstützung für Auszubildende bieten außerdem die Förderprogramme „Start in den Beruf“ und „StartPlus“ (speziell für kleine und mittlere Unternehmen) von IGBCE und Chemie-Arbeitgebern. Sie machen leistungsschwächere Schulabgänger*innen fit für die Ausbildung. Seit dem Beginn im Jahr 2000 haben 6.160 junge Menschen „Start in den Beruf“ durchlaufen. Im Förderjahr 2023/2024 wurden 235 Teilnehmende in elf Unternehmen gefördert. Das Programm „StartPlus“ beendeten 34 Teilnehmende erfolgreich, seit dem Projektbeginn in 2011 wurden insgesamt 423 Teilnehmende gefördert. Durch das Programm „AusbildungPlus“, das Unterstützung bei Prüfungsvorbereitung und beim Lernen bietet, wurden 72 junge Menschen in 22 Unternehmen gefördert. Die Programme werden aus dem paritätisch verwalteten Fonds des Unterstützungsvereins der chemischen Industrie (UCI) finanziert.
Die Bandbreite der rund 50 Ausbildungsberufe in der pharmazeutisch-chemischen Industrie ist groß. Die Auszubildenden absolvieren zum Beispiel eine Ausbildung als Chemikant*in, Industriekauffrau*mann, Industriemechaniker*in, Elektroniker*in oder Fachinformatiker*in. Bei dem Ausbildungsangebot gibt es regionale Unterschiede: Viele Ausbildungsplätze entfallen auf die großen Chemie-Standorte am Nordrhein, in Rheinland-Pfalz und in Hessen.
Quelle und Kontaktadresse:
IG BCE - Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie - Bundesgeschäftsstelle, Lars Ruzic, Pressesprecher(in), Königsworther Platz 6, 30167 Hannover, Telefon: 0511 7631-0