Pressemitteilung | Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen e.V. (bad) - Bundesgeschäftsstelle

Neuer Altersbericht offenbart Dringlichkeit politischer Reformen in der Pflege

(Essen) - In den nächsten dreißig Jahren wird die Zahl der Pflegebedürftigen um rund zwei Millionen zunehmen, prognostiziert der jüngst veröffentlichte Neunte Altersbericht der Bundesregierung. Demnach werden im Jahr 2055 altersübergreifend 7,6 Millionen Menschen auf eine pflegerische Versorgung angewiesen sein. In Anbetracht der gegenwärtigen finanziellen Lage der Pflegeversicherung eine nicht zu bewältigende Aufgabe, wenn nicht grundlegende Änderungen unternommen werden.

Andrea Kapp, Bundesgeschäftsführerin des Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad) e. V., kommentiert: „Der neue Altersbericht führt in aller Deutlichkeit vor Augen, dass die Pflege ein Hauptthema der künftigen Bundesregierung darstellen muss. Jetzt schon führt der Anstieg der Anzahl pflegebedürftiger Menschen zu Defiziten bei der Sozialen Pflegeversicherung in Milliardenhöhe. Dem lässt sich nicht beikommen mit kurzfristigen Stabilisierungsaktionen durch Anhebung der Beitragssätze für die Einzahler in die Pflegeversicherung. Damit eine qualitativ gute pflegerische Versorgung in Zukunft gewährleistet werden kann, fordert der bad e. V. deshalb die Einführung einer Pflege-Vollversicherung in Form einer solidarischen Bürgerversicherung, in die alle Versicherten einzuzahlen haben. Kurzfristig ist die vollständige und zeitnahe Refinanzierung der Kostensteigerungen bei der Leistungserbringung gesetzlich festzulegen. Für die Pflegeeinrichtungen werden so Bedingungen geschaffen, die ein wirtschaftlich planbares und damit existenzsicherndes Arbeiten möglich machen werden.“

Alarmierend ist auch die Zunahme der Armutsquote bei älteren Menschen, wie sie in dem Altersbericht konstatiert wird. 17 bis 19 Prozent der über 65-Jährigen gelten laut Bericht als armutsgefährdet. Damit liegt die Quote leicht höher als die der Gesamtbevölkerung, in der der Anteil 16 bis 17 Prozent beträgt. Gerade in Hinsicht der kürzlich erhobenen Zahlen zu den Eigenanteilen von Pflegeheim-Bewohnenden, die laut dem Wissenschaftlichen Institut der AOK mittlerweile zu einer finanziellen Belastung von mehr als 2.400 Euro führen, deutet sich hier eine gefährliche Entwicklung an.

Andrea Kapp: „Nicht nur viele Pflegeeinrichtungen leiden unter einer wirtschaftlich angespannten Situation. Ebenso ist ein Großteil der Pflegebedürftigen bereits jetzt am Ende der finanziellen Leistungsfähigkeit angelangt und muss zum Einkauf pflegerischer Leistungen auf die Sozialhilfe zurückgreifen, was für viele Pflegebedürftige eine entwürdigende Abhängigkeit bedeutet. Wir lassen hier Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet und sich um ihre Mitmenschen gesorgt haben, im Regen stehen. Dies ist absolut nicht hinnehmbar. Der Respekt vor der alten Generation muss gewahrt bleiben und hat eine gute pflegerische, menschenwürdige Versorgung zu beinhalten. Durch die Einführung einer solidarischen Pflege-Vollversicherung würde eine Reduktion der Eigenanteile ermöglicht, die, wenn nötig, zusätzlich durch steuerliche Mittel flankiert werden sollte. So wird eine qualitativ gute Pflege für alle Menschen auch in Zukunft sichergestellt werden können.“

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen e.V. (bad) - Bundesgeschäftsstelle, Zweigertstr. 50, 45130 Essen, Telefon: 0201 354001

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