Neue Wege gemeinsam bedenken / Workshop zur Zukunft der Christen im Nahen Osten
(Bonn) - "Neue Wege für die Christen im Nahen Osten" ("New Choices for Christians in The Middle East") - unter diesem Motto kamen am 26. und 27. August 2022 über 30 Repräsentanten christlicher Kirchen aus sieben Ländern in Berlin zu einem Workshop zusammen. Gemeinsam diskutierten Bischöfe, Theologen und Vertreter von Hilfswerken die besonderen Herausforderungen der Kirchen und Christen im Nahen Osten. Unter den Teilnehmern waren Erzbischof Paul Sayagh, der Patriarchalvikar der Maroniten für Auswärtige Beziehungen (Bkerké, Libanon), Pastorin Najla Kassab, die Präsidentin der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (Beirut, Libanon), sowie Weihbischof Dr. Udo Bentz (Mainz), der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz.
Der Workshop zielte darauf ab, gewohnte Denkweisen über die Situationen der Christen im Nahen Osten zu überprüfen. Die Teilnehmer unterstrichen die Notwendigkeit, sich nicht auf eine Rolle als Minderheit festlegen zulassen. Wichtig sei das Vertrauen in die Selbstwirksamkeit der Christen, die Gesellschaft mitgestalten zu können. Die Diskussionen des Workshops bezogen sich dabei auf einen Text, der 2021 von christlichen Intellektuellen und Theologen unter dem Titel "Wir wählen das Leben in Fülle - Christen im Nahen Osten" im Libanon veröffentlicht worden war. Die Christen im Nahen Osten sollten auf die sozialen und politischen Herausforderungen in ihren Ländern nicht mit einem Rückzug aus der Gesellschaft, sondern mit christlicher Hoffnung reagieren, so eine zentrale These des Papiers. Dies könne, so Weihbischof Bentz, zu einem Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung von Christen im Nahen Osten beitragen. "Wenn beispielsweise das Konzept einer umfassenden Citizenship, als ein alle Bürger einschließendes Mitgestaltungsrecht, auch im Nahen Osten breiter diskutiert und aufgegriffen wird, kann das ermutigend wirken, als Christ aktiv zu werden", hob Weihbischof Bentz hervor. Erzbischof Paul Sayah unterstrich die Bedeutung, die einem stärkeren gemeinsamen Zeugnis der Kirchen im Nahen Osten zukommt. "Wir dürfen uns gemeinsam der Führung des Heiligen Geistes anvertrauen. Eine offene und ehrliche Wahrnehmung der Situationen unserer Kirchen und Gesellschaften ist eine Bedingung dafür, nahe bei den Sorgen und Nöten der Menschen zu sein und ihnen zu dienen.", so der Erzbischof. Er dankte der Deutschen Bischofskonferenz für ihre Engagement, das Dokument "Wir wählen das Leben in Fülle" bekannter zu machen und damit die christliche Präsenz im Nahen Osten zu stärken. Pastorin Najla Kassab verdeutlichte, dass sowohl innerhalb der Kirchen wie auch in ökumenischen Beziehungen Synodalität eine bleibende Herausforderung darstelle, uns als Kirchen gemeinsam auf den Weg zu machen, "um die Würde der Menschen zu verteidigen und all jenen Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben, die an den Rand gedrängt wurden, seien es Jugendliche, Frauen oder Laien". "Die Synodalität wird unserem Zeugnis als Kirchen im Nahen Osten einen neuen Atem verleihen", zeigte sie sich überzeugt.
Abschließend resümierte Weihbischof Bentz: "Zwei Tage lang haben wir miteinander die Situation analysiert und mögliche Antworten diskutiert. Wir lernen einander besser zu verstehen und konnten unsere Beziehungen vertiefen. Wir haben erlebt, wie ermutigend es für die Christen vor Ort ist, dass wir uns für ihre Situation in der arabischen Welt interessieren und mit konkreten Projekten engagieren. Immer wieder wurde dabei diskutiert, was Synodalität in unseren Kirchen heißen kann. Es ist dabei sehr deutlich geworden, wie sehr uns - bei allen Unterschieden - die grundsätzlichen Fragen von Kontinuität und Wandel, von Synodalität sowie die Frage der Mitwirkung der Frauen und der Jugend gemeinsam herausfordern."
Der Workshop wurde von der Arbeitsgruppe Naher Osten der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Autorengruppe von "Wir wählen das Leben in Fülle" und der kirchlichen Stiftung Pro Oriente aus Wien vorbereitet.
Quelle und Kontaktadresse:
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