Pressemitteilung | ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

Neue Tarifverträge zu Qualifizierung, Erziehungszeit und Telearbeit

(Berlin) - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die IBM Deutschland GmbH haben sich nach mehrmonatigen Verhandlungen auf einen Tarifvertrag zur Qualifizierung geeinigt. Er schreibt die Modalitäten für eine zielgerichtete Qualifizierung der Mitarbeiter/innen tariflich fest. Zusätzlich haben beide Partner (im Bild IBM-Arbeitsdirektorin Dr. Juliane Wiemerslage und ver.di-Verhandlungsführer Rolf Schmidt) neue tarifvertragliche Regelungen zur Erziehungszeit vereinbart.

Wesentliches Element des neuen Tarifvertrages ist ein jährliches Qualifizierungsgespräch zwischen Mitarbeiter/in und Führungskraft, in dem der individuelle Bedarf an Weiterbildungsmaßnahmen ermittelt und die Umsetzung geplant wird - sowohl für die gegenwärtigen, aber auch für zukünftige Tätigkeiten. Anspruch darauf haben alle Mitarbeiter, unabhängig vom Alter und der Art der Tätigkeit des Mitarbeiters.

e-Learning ist aus Sicht der Tarifpartner die zukunftsweisende Art der Schulung. Heute schon findet in der IBM jede dritte Schulung online statt. Die Tarifvertragsparteien unterstützen ausdrücklich diese Art der Wissensvermittlung und haben dazu entsprechende Rahmenregelungen vereinbart.

Der Tarifvertrag sieht vor, dass IBM die entsprechenden Ressourcen bereitstellt sowie die finanziellen Aufwendungen für Weiterbildungsmaßnahmen übernimmt. Die Tarifpartner gehen dabei davon aus, dass die Beschäftigten einen zeitlichen Eigenbeitrag einbringen, da die Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit und die berufliche Weiterentwicklung auch im Interesse der Beschäftigten ist. Der Umfang der Weiterbildungsmaßnahmen ist abhängig von der bestehenden Qualifikation und den zukünftigen individuellen Anforderungen an die Mitarbeiter und kann von mehreren Tagen im Jahr bis zu einer mehrmonatigen Spezialausbildung variieren.

Daneben behandelt der Tarifvertrag die für die Dienstleistungsbranche wichtige Frage der Nachwuchsförderung. Mit jährlich über 200 neuen Studienplätzen ist die IBM in Deutschland einer der größten Ausbilder in ihrer Branche. Darüber hinaus werden die Tarifparteien gemeinsam an der Weiterentwicklung zukunftsfähiger Berufsbilder für die Branche mitwirken. In diesem Zusammenhang planen IBM und ver.di - unter Einbeziehung ihrer eigenen Weiterbildungsinstitutionen (DAA und Learning Services) - bei Qualifizierungsprojekten zusammen zu arbeiten. Einen Schwerpunkt bilden dabei Konzepte zur Reduzierung des branchenspezifischen Fachkräftemangels sowie die gezielte Förderung weiblicher IT-Nachwuchskräfte.

Zeitgleich haben IBM und ver.di eine neue tarifvertragliche Regelung zur Erziehungszeit vereinbart. Die neuen gesetzlichen Regelungen, die zunächst nur für eine Erziehungszeit von drei Jahren gelten, werden auf die gesamte IBM Erziehungszeit von bis zu sechs Jahren pro Kind ausgedehnt. Damit können künftig u.a. beide Elternteile gleichzeitig eine Erziehungszeit wahrnehmen, sei es in Form einer Freistellung, einer Teilzeitbeschäftigung - unter Einbeziehung von Telearbeit - oder in einer Kombination von beidem. Die Mitarbeiter bleiben während der gesamten Erziehungszeit Beschäftigte der IBM.

Die beiden Tarifpartner sind sich einig, dass die kontinuierliche Qualifizierung der Mitarbeiter eine Schlüsselaufgabe darstellt. "Qualifizierte Mitarbeiter sind in einer globalen Wirtschaft eine wesentliche Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Für die Mitarbeiter ist eine lebenslange fachliche und persönliche Weiterbildung in einem dynamischen Arbeitsumfeld von größter Bedeutung", unterstreicht Dr. Juliane Wiemerslage, Geschäftsführerin Personal und Arbeitsdirektorin der IBM Deutschland GmbH. Wiemerslage weiter: "Mit den nochmaligen Verbesserungen unserer tarifvertraglichen Regelungen zur Erziehungszeit leisten wir einen weiteren wichtigen Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf."

Der ver.di Verhandlungsführer Rolf Schmidt begrüßte die gefundenen tariflichen Regelungen als genau die Lösungsansätze, die moderne Tarifpolitik auszeichneten: "Mit den Verträgen werden flexible und kreative Regelungen tariflich festgelegt. Das sind Lösungen, wie sie Frank Bsirske auf dem ver.di Gründungskongress für die Beschäftigten und die Wirtschaft angekündigt hatte. Ver.di und IBM zeigen hier, dass zukunftsweisende Tarifpolitik geschrieben werden kann, wenn mit Augenmaß, Beharrlichkeit und Sachverstand verhandelt wird. Ver.di wird diese Tarifarbeit weiter ausbauen."

Quelle und Kontaktadresse:
Pressestelle des ver.di-Bundesvorstandes Harald Reutter Jägerstraße 6 10117 Berlin

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