Neue Perspektiven für Kohle in der Stromerzeugung
(Berlin) - Verschärfter Wettbewerb und der Druck zu Emissionsminderung könnten auf dem deutschen Strommarkt langfristig umweltfreundlichen Technologien wie der Windkraftenergie und der kohlebasierten CO2-Abscheidungs- und -Speicherungstechnik zum Durchbruch verhelfen, so der aktuelle Wochenbericht 16/2005 des DIW Berlin. Mit einer konkurrenzfähigen, technisch ausgereiften Nutzung von Kohletechnologien durch CO2-Abscheidung und -Speicherung kann allerdings nicht vor 2015 bis 2020 gerechnet werden.
Deutschland hat sich im Zuge des Kyoto-Protokolls verpflichtet, seine Emissionen im Vergleich zu 1990 um 21 Prozent zu senken, was insbesondere im Strommarkt Emissionsminderungen erfordert. Der Anfang 2005 begonnene Handel mit Emissionszertifikaten zielt auf die Verringerung des Ausstoßes von Kohlendioxid. Der Wochenbericht stellt fest, dass ab einem Emissions-Zertifikatspreis von 30 Euro pro Tonne CO2 die möglichst emissionsarme Erzeugung von Strom wirtschaftlich werden dürfte. Dies gilt sowohl für Technologien auf Basis erneuerbarer Energien wie Windenergieanlagen als auch für Kohlekraftwerke mit CO2-Abscheidung und -Speicherung. Mit Hilfe dieser Technologie wird CO2 direkt am Kraftwerk vor oder nach dem Verbrennungsprozess zurückgehalten und somit verhindert, dass es in die Atmosphäre gelangen kann. Das abgefangene Kohlendioxid wird dann in flüssige oder feste Bestandteile umgewandelt und eingelagert. Bei diesem Verfahren werden etwa 90 Prozent der CO2-Emissionen zurückgehalten.
Für die Bedeutung der emissionsarmen Stromgewinnungstechnologien wird entscheidend sein, welche Emissionsziele künftig in Europa vorgegeben werden: Je höher die Reduktionsziele, desto höher wird der Preis für die Emissionszertifikate. So könnten Windkraftanlagen und Kohleverstromung mit CO2-Rückhaltung bei steigendem Zertifikatspreis an Bedeutung gewinnen: Nach Modellrechnungen des DIW Berlin könnten bis Mitte des Jahrhunderts, bei einem Zertifikatspreis von etwa 50 Euro pro Tonne CO2, ungefähr 50 Prozent der deutschen Stromerzeugung auf diesen umweltschonenden Technologien beruhen.
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