Neue Einwegbecher bei Hannover 96: Abfallberge und Unmut bei Fans zum Saisonauftakt
(Berlin) - Verdrecktes Stadion durch 54.000 Wegwerfbecher - Hannover 96 legt Deutscher Umwelthilfe trotz Nachfragen kein Entsorgungskonzept für Bioplastikbecher vor - Umweltverband fordert Rückkehr zum Mehrwegsystem
Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) kritisiert den Fußballbundesligisten Hannover 96 für die Umstellung von umweltfreundlichen Mehrwegbechern auf Einwegbecher aus dem Biokunststoff Polylactid (PLA) in der HDI-Arena. Zum Saisonauftakt am 23. August 2014 wurde das Ergebnis der Umstellung in Hannover erstmals sichtbar: Abfallberge aus rund 54.000 Einwegbechern prägten das gesamte Spielumfeld: vor dem Stadion, in den Fanblöcken, auf den Tribünen, in den Aufgängen und sogar den Toiletten.
"Hannover 96 hat das Auftaktspiel gegen Schalke 04 gewonnen, aber aus Umweltsicht klar verloren. Der Einsatz der neuen Einwegbecher führt zu Unmengen unnötigen Abfalls und vergeudet wertvolle Ressourcen. Der Verein hat bei der Becherwahl eine falsche Entscheidung getroffen und sollte schnellstmöglich zum umweltfreundlichen Mehrwegsystem zurückkehren", forderte der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Was genau mit den zehntausenden Bechern nach dem Spielende passiert, ist unklar. Entgegen der mehrfachen öffentlichen Behauptung des Vereins Hannover 96 und des Stadioncaterers Hannover Congress Centrum (HCC), die Biokunststoffbecher würden kompostiert, sind gegenüber der DUH hierfür bisher keine Informationen oder Nachweise vorgelegt worden. "In der HDI-Arena standen am ersten Spieltag zwar Behälter für die separate Erfassung der PLA-Becher, allerdings wurden diese mit allen Abfallarten befüllt. Der auf diese Weise anfallende Restabfall ist nicht für die Kompostierung geeignet", erklärt der DUH-Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer. Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband fordert Hannover 96 und den Caterer HCC auf, zu erklären, wie die Becher tatsächlich entsorgt werden.
Ebenso zweifelhaft wie die vermeintliche Becherkompostierung ist der auf die Trinkgefäße aufgebrachte Slogan "Ich bin kein Plastik-Becher". Abgesehen davon, dass der Einwegbecher sehr wohl aus Kunststoff (PLA) besteht, soll der Verbraucher durch den Slogan auf die Herstellung des Bechers aus Mais hingewiesen werden. "Üblicherweise werden PLA-Becher aus amerikanischem Mais hergestellt. Dessen Anbau verursacht durch den Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden und Herbiziden erhebliche Umweltauswirkungen. Zudem kann nicht ausgeschlossen werden, dass für die PLA-Rohstoffproduktion gentechnisch behandelter Mais verwendet wird", sagt Jürgen Resch. Warum genau die Verwendung von Einwegbechern aus Mais ökologisch vorteilhaft sein soll, hat von Hannover 96 bislang keiner der Verantwortlichen beantwortet.
Nach Einschätzung der DUH ist die Einführung der PLA-Becher zum Getränkeausschank in der Hannoveraner HDI-Arena eine durchschaubare Greenwashing-Kampagne. Wenn Hannover 96 wirklich etwas für die Umwelt und die Fans tun will, dann sollte der Verein wieder auf Mehrwegbecher umstellen. Bei der DUH gingen nach dem ersten Spieltag Beschwerden von Hannoveraner Fans über verdreckte Tribünen ein.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Umwelthilfe e.V.
Pressestelle
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell
Telefon: (07732) 99950, Fax: (07732) 999577
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
- Ukraine-Krieg: Deutsche Umwelthilfe fordert Wintershall Dea zur sofortigen Beendigung aller Öl- und Gas-Geschäfte mit Russland auf
- Neue Hürden für das LNG-Terminal: Stadt Brunsbüttel stoppt Änderung des Bebauungsplans für den Bau der Anlage
- Positive Bilanz nach einem Jahr Tempo 30 in Brüssel / Deutsche Umwelthilfe fordert im neuen Jahr sofort Tempo 30 in allen deutschen Städten