Nettopreise - Zwischenbilanz aus Sicht des VDR
(Bad Homburg) - Die Deutsche Lufthansa AG hat zum 1. September 2004 die Einführung von so genannten Nettopreisen in Deutschland angekündigt. Weitere Fluggesellschaften werden sich anschließen.
Bei den angekündigten Nettopreisen handelt es sich in letzter Konsequenz um die bisherigen Bruttopreise, die - nach Zielgebiet gestaffelt - eine Grundprovision für das Reisebüro beinhaltet haben. Durch den Wegfall der Grundprovision werden die Reisebüros deutlich höhere Bearbeitungs- und Beratungskosten an ihre Kunden berechnen.
Der Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) ist nicht grundsätzlich gegen die Streichung von Grundprovisionen und die Trennung in Flug- und Produktleistung einerseits und Beratungs- und Abwicklungsleistung andererseits. Dieser Schritt wird jedoch ohne eine entsprechende Preiskorrektur nach unten vorgenommen. Der VDR wertet diese Maßnahme als eine massive Preiserhöhung für die Kunden.
Vor diesem Hintergrund bekräftigt der VDR seine Forderung an die Fluggesellschaften, insbesondere die Lufthansa, einen vollen und vor allem nachhaltigen Ausgleich aller finanziellen Mehrbelastungen herzustellen. Konkret bedeutet dies eine Wiedereinführung von festgeschriebenen und vor allem deutlich abgesenkten Firmenpreisen sowie eine wesentlich attraktivere Gestaltung sämtlicher Incentivekomponenten ihrer Firmenförderprogramme.
Als nach wie vor inakzeptabel bewertet der VDR ebenfalls die unterjährige Einführung des Nettopreismodells. Die damit verbundenen immensen Umstellungskosten innerhalb der Unternehmen wurden nicht berücksichtigt. Außerdem greift die Lufthansa damit in bestehende Vertragsbeziehungen zwischen Firmenkunde und Reisebüro ein, denn diese Verträge werden überwiegend pro Kalenderjahr abgeschlossen. Dass Reisebüros künftig Makler, nicht aber Händler sein sollen, ist ausdrücklich nicht im Sinne des VDR.
Indem vier große Reisebüroketten den neuen Vertrag der Lufthansa mit dem Nettopreismodell bereits unterschrieben haben, akzeptieren sie eine pauschale Preiserhöhung zu Lasten der Firmenkunden ohne eine Mehrleistung zu erbringen.
Am 15. Januar 2004 hatte die Lufthansa auf dem VDR/LH Informations- und Diskussionsforum zum Thema Null-Provision in Frankfurt angekündigt, einen Ausgleich der finanziellen Nachteile für die Firmenkunden zu gewähren. Konkrete Verbesserungen sollten mittels der Firmenförderprogramme Partner-Plus-Benefit und Partner-Plus-Progress erfolgen. Die ersten Erfahrungen auch hinsichtlich der Incentivierung - zeigen jedoch, dass Lufthansa dieser Zusage noch nicht gerecht wird. In einem konstruktiven Gespräch am 3. Februar 2004 zwischen dem VDR-Präsidium und dem Lufthansa-Bereichsvorstand Thierry Antinori wurden die Forderungen des VDR offen diskutiert. Antinori sagte zu, die Themen nochmals intern aufzunehmen. Ein Folgegespräch wurde für Ende Februar vereinbart.
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