Pressemitteilung | Hausärztinnen- und Hausärzteverband Nordrhein e.V.

"Nein" zum Impfen in Apotheken

(Köln) - Impfstoffe müssen unbegrenzt in die Hausarztpraxen. Es fehlt an planbaren Impfstofflieferungen und nicht an möglichen Impfstandorten. Die ausreichende Belieferung der Hausarztpraxen mit allen Covid19-Impfstoffen ist Grundvoraussetzung für die Pandemiebekämpfung.

Die Impfkampagne ist ins Stocken geraten. Schuld daran sind nicht die Impfmöglichkeiten der Arztpraxen, sondern die Impfstoffmengen. Diese werden aktuell durch den Bund rationiert und durch den Großhandel willkürlich nach dem Gießkannenprinzip verteilt. Für die Hausärzte und Hausärzte ist dies untragbar. Sie müssen über planbare Impfstoffmengen frei und kurzfristig verfügen können.

Die Politik versagt in der bisher schwierigsten Phase der Pandemie komplett. Ende November teilte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn der Öffentlichkeit ohne Vorankündigung bei den Ärztinnen und Ärzten mit, dass die Liefermengen für den Impfstoff BionTech bis Weihnachten reduziert werden. Dass der Impfstoff von Moderna ebenfalls nicht in vollem Umfang ausgeliefert wird, hat den Minister dann wohl selbst überrascht. Für die Hausärztinnen und Hausärzte ist das logistische Chaos der Bundesregierung ein Desaster: Viele Impftermine mussten kurzfristig abgesagt und verschoben werden.

Der Bund trägt die Verantwortung für die Probleme der Pandemiebekämpfung. Aber statt diese zu lösen, schafft er täglich neue und versucht sich weiter planlos durch die epidemische Notlage zu manövrieren. Der Vorstoß, das Impfen jetzt auch in Apotheken zuzulassen, ist weiterer Schnellschuss, der nicht bis zu Ende gedacht ist. Aufklärung und Beherrschung von Zwischenfällen scheinen keine Rolle bei der Entscheidung zu spielen. Es ist jetzt nicht die Zeit zum Ausprobieren und Zuschauen, was passiert. Die Verteilung der Impfstoffe wird noch chaotischer als bisher, wenn Apotheken jetzt auch noch Impfstandorte werden.

Beim neuen Infektionsschutzgesetz zeigte der Bund ebenfalls mangelnden Sachverstand, fehlenden Überblick und Problemlösungsunfähigkeit. Erst massive Proteste durch die Ärzteschaft machten deutlich, dass eine tägliche Testpflicht auch für doppelt- und dreifach geimpfte Ärzte und Praxisteams nicht zielführend ist und die Praxen lahmgelegt hätte.
Der Vorschlag aus der Politik, das Impfen unter anderem auf die Apotheken auszuweiten, ist ein weiteres reines Ablenkungsmanöver, um das eigene Versagen zu kaschieren, und ein Schlag ins Gesicht für alle Praxen und Impfzentren. Beim Impfen geht es nicht nur darum, eine Spritze zu setzen. Die Verantwortung gegenüber dem Patienten verlangt auch beim Impfen immer den ganzen Menschen im Blick zu haben. Deshalb haben insbesondere die Praxen der hausärztlichen Versorgung auch die Kompetenz beim Impfen.

Wir fordern seit 18 Monaten von der Politik eine professionelle Organisation der Pandemiebekämpfung. Die planbare und ausreichende Belieferung der Praxen mit Impfstoff ist eine Grundvoraussetzung, um die Menschen schnell und nachhaltig vor Corona schützen zu können. Dazu ist zwingend erforderlich, dass Praxen beziehungsweise Fachgruppen, die bis dato die Impfungen in Deutschland sicherstellen und auch bisher die Impfkampagne getragen haben, mit einem Bestellfaktor versehen und bevorzugt beliefert werden. Dieser Bestellfaktor für Impfpraxen und Impfende muss sich an Versorgungsnotwendigkeiten orientieren und nicht an Bedürfnissen des Pharmagroßhandels. Politische Sandkastenspielchen sind deshalb gerade in der aktuellen Lage fehl am Platz. Die Politik muss endlich ihre Hausaufgaben machen."

Die Hausärztinnen und Hausärzte mit ihren Praxisteams kämpfen seit fast zwei Jahren Tag für Tag an vorderster Front gegen die Covid19-Pandemie und halten dabei die Versorgung zur Entlastung der Krankenhausambulanzen weiter aufrecht. Die Menschen in Praxen und Ambulanzen arbeiten wie die Intensivkräfte am Limit und erfüllen ihre medizinische und gesellschaftliche Pflicht, obwohl die Politik ihnen ständig Knüppel zwischen die Beine wirft. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit ihrer hohen, leider durch Nachschubverzögerung gebremsten Impfleistung sind die Krisenmanager weit vor den Beatmungseinheiten. Von über 10,4 Millionen Booster-Impfungen sind 7,5 Millionen in den Praxen erfolgt. Aktuell werden täglich mehr als 800.000 Impfungen in den Praxen durchgeführt und die Tendenz ist weiter steigend. Die Anzahl der impfenden Praxen in Nordrhein hat sich von 2.882 (KW 42) auf 4.834 (KW 47) gesteigert.

Wir Ärztinnen und Ärzte stehen für den Schutz der Bevölkerung durch Impfen und nicht für die Mangelverwaltung der Politik.

Quelle und Kontaktadresse:
Hausärzteverband Nordrhein e.V. Monika Baaken, Pressesprecherin Edmund-Rumpler-Str. 2, 51149 Köln Telefon: (02203) 57562900, Fax: (02203) 57562910

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