Negativrangliste der Tierversuche im Bundesländervergleich / Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern größte "Tierverbraucher"
(Köln) - Zum Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche (24. April) legt der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche sein Bundesländer-Ranking zu Tierversuchen vor. Diese exklusive Negativrangliste offenbart, in welchen Bundesländern die meisten Tierversuche stattfinden. Dem Ärzteverein liegen die nicht-öffentlichen Zahlen aller Bundesländer seit 2010 vor. Allein in den drei Bundesländern Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern fand auch 2015 fast die Hälfte aller Tierversuche in Deutschland statt.
Im Jahr 2015 mussten laut offizieller Bundesstatistik 2.799.961 Tiere in deutschen Laboren leiden und sterben. In der Negativrangliste der Ärzte gegen Tierversuche nimmt dabei Baden-Württemberg mit 461.538 Tieren und damit 16,5 Prozent der Gesamttierzahl die Spitzenposition in Sachen grausamer und rückschrittlicher Forschung ein. Platz zwei belegt Nordrhein-Westfalen mit 432.006 bzw. 15,4 Prozent und Bayern liegt mit 423.129 Tieren bzw. 15 Prozent auf Platz drei. Negativrang vier wird in diesem Jahr von Niedersachsen belegt mit 338.747 Tieren bzw. 12 Prozent, gefolgt von Hessen mit 280.787 Tieren bzw. 10 Prozent und Berlin mit 259.986 Tieren bzw. 9,3 Prozent.
Bei den offiziellen Zahlen ist zu berücksichtigen, dass es eine Dunkelziffer gibt. Tiere, die "auf Vorrat" gezüchtet, aber nicht gebraucht werden sowie Tiere, die im Rahmen einer Genmanipulation nicht die gewünschte Veränderung aufweisen, werden getötet, ohne dass sie in der Statistik auftauchen. Der Ärzteverein schätzt, dass die tatsächlichen Zahlen um das 2,5-fache höher liegen.
Die Ärzte gegen Tierversuche kritisieren, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) auch auf Antrag des Vereins die nach EU-Vorgabe vollständigen Tierversuchszahlen der Bundesländer für 2014 nicht zur Verfügung gestellt hat und daher nach wie vor kein Vergleich mit den nun aktuellen Länderzahlen möglich ist. Der Verein bezeichnet dies als skandalös, da bis jeweils 31. März des Folgejahres die Daten von den Tierversuchseinrichtungen an die Landesbehörden gemeldet werden, welche diese wiederum an das BMEL übermitteln.
"Während der Agrarminister unsers Nachbarlands Niederlande ein Ausstiegskonzept aus dem Tierversuch vorgelegt hat, bleibt es beim deutschen Bundeslandwirtschaftsminister bei lapidaren Floskeln. Informationen über die jährlich mit Steuermilliarden finanzierten Tierversuche werden zurückgehalten und gleichzeitig neue Tierversuchslabore gebaut", so Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, Sprecherin der Ärzte gegen Tierversuche.
So ist in Baden-Württemberg an der Uniklinik Freiburg aktuell mit dem IMITATE ein 57 Millionen teures neues Großlabor geplant, an dem vor allem genmanipulierte Mäuse für die Grundlagenforschung herhalten sollen. In München wurden jüngst drei Tierversuchslabore in Betrieb genommen und ein weiteres, an dem voraussichtlich Tierversuche stattfinden werden, ist am Klinikum rechts der Isar in Planung. Bundesweit ist 2015 ein gravierender Anstieg der Tierversuche an Affen auf 3.141 Tiere im Vergleich zu 2.842 Tieren im Jahr 2014 zu verzeichnen. Von diesen hat Nordrhein-Westfalen, insbesondere das dort ansässige Auftragslabor Covance, 1.982 Affen und damit 63 Prozent zu verantworten, welche in Giftigkeitsprüfungen leiden. Bei der Erfassung der bundesweiten Zahl der Affen hatte das Ministerium im Jahr 2014 426 Tiere nicht erfasst. Auf Hinweis des Ärztevereins wurde dieser Fehler nun behoben. Der Anteil der Tierversuche des Schweregrads "schwer" wurde von ursprünglich 4 Prozent auf 5,5 Prozent korrigiert.
Neben der weiterhin intransparenten Darlegung der Tierversuchsdaten hält nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche der Ausbau der tierexperimentellen Forschung ungebremst an und die von der derzeitigen Bundesregierung vielversprochene Reduzierung der Tierversuche ist auch wenige Monate vor der Bundestagswahl nicht in Sicht.
Der Internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche wird weltweit seit 1979 jedes Jahr am 24. April begangen, um auf das Leid der Tiere in den Laboren aufmerksam zu machen.
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