#Negativ-Rangliste zu #Tierversuchen der Bundesländer: Baden-Württemberg führend in rückschrittlicher Forschung
(Köln) - Im Jahr 2017 mussten mehr als 2,8 Millionen Tiere in deutschen Laboren leiden und sterben. Im Bundesländervergleich ist Baden-Württemberg seit Jahren Spitzenreiter in der Negativ-Rangliste zu Tierversuchen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Bayern. Das geht aus der aktuellen Auswertung der Ärzte gegen Tierversuche hervor, die der Verein basierend auf Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums seit Jahren führt. In seiner Deutschlandübersicht zeigt er, welcher Anteil der Tierversuche auf das Konto der jeweiligen Bundesländer geht.
Den mit 484.086 Tieren bzw. 17,24 Prozent größten Anteil der in Deutschland verforschten Tiere hat das Land Baden-Württemberg zu verantworten. Damit nimmt das Land seit Jahren die führende Rolle in rückschrittlicher Forschung ein. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Tiere um rund 3.000 Tiere gestiegen. Unter anderem finden in Tübingen an mehreren Instituten Hirnversuche an Affen statt. 2017 stellte das Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik (MPI) als Folge jahrelanger Proteste die Affenhirnversuche ein. Die Staatsanwaltschaft hatte aufgrund der dokumentierten Tierquälerei Klage erhoben, die jedoch kurz vor Prozessbeginn aufgrund eines "Gefälligkeitsgutachtens" im Dezember vom Tisch gefegt wurde. Derzeit ist am MPI mit dem Neubau einer großen Nagetiereinrichtung die Ausweitung der tierexperimentellen Forschung geplant. In Freiburg entsteht mit dem IMITATE (Institut für Krankheitsmodelle und gezielte Therapie) an der Universität Freiburg bis 2021 eine weitere Tierversuchseinrichtung mit Käfigen für 10.000 Mäuse.
Den zweiten Platz belegt mit 458.128 Tieren (16,32 Prozent) Nordrhein-Westfalen, wo im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Tieropfer um etwa 12.000 abgenommen hat. Von den bundesweit 3.525 in Tierversuchen verwendeten oder für wissenschaftliche Zwecke getöteten Affen mussten 2.137 und damit 60 Prozent in nordrhein-westfälischen Laboren ihr Leben lassen. Hauptsverantwortlicher ist Covance, einer der weltweit größten Auftragsforschungskonzerne, mit seiner Niederlassung in Münster. "Hier werden unter anderem grausame Giftigkeitstests an schwangeren Affen durchgeführt, um die Auswirkung auf die Nachkommen zu ergründen", so Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, Sprecherin der Ärzte gegen Tierversuche. In Düsseldorf werden an Ratten Versuche zur Erforschung der menschlichen Depression durchgeführt. "Die Tiere müssen in einem Wassergefäß schwimmen, aus dem sie nicht entkommen können. Eine Ratte, die nicht mehr gegen das Ertrinken ankämpft und sich treiben lässt, gilt als depressiv. Schon der Versuchsaufbau legt nahe, wie realitätsfern und extrem lebensverachtend Tierversuche sind", so Strittmatter. Solche Versuche sind nach EU-Vorgaben mit schwerem Leid verbunden. Der Ärzteverein führt eine bundesweite Kampagne "Schwimmen bis zur Verzweiflung", um derartige Praktiken zu stoppen.
Mit 452.554 Tieren bzw. 16,12 Prozent und rund 65.000 Tieren mehr als im Vorjahr liegt Bayern auf Platz drei der Negativliste des Ärztevereins. An der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) finden seit mindestens 20 Jahren Xenotransplantationsversuche statt, bei denen das Herz genmanipulierter Schweine in Affen verpflanzt wird. Erst vor Kurzem hatten die Forscher erneut das Überleben eines Pavians für wenige Monate als medizinischen Durchbruch gefeiert. Bereits für 2005 war prophezeit worden, standardmäßig Schweineherzen auf Menschen transplantieren zu können.
Hessen belegt im Jahr 2017 mit 269.855 Tieren (9,61 Prozent) Rang vier der Negativ-Statistik, gefolgt von Niedersachsen mit 232.383 Tieren (8,28 Prozent) und Berlin mit 225.111 Tieren (8,02%).
Der Verein führt seit Jahren seine Negativ-Rangliste zu Tierversuchen und macht so für die Öffentlichkeit bekannt, welche Länder am meisten auf rückschrittliche und unethische Forschung setzen. Denn tierversuchsfreie Testverfahren wie menschliche Zellkulturen, Computersimulationen oder Organchips liefern im Gegensatz zum Tierversuch aussagekräftige Ergebnisse für die Humanmedizin. Doch noch immer fließen mehr als 99 Prozent aller öffentlichen Fördergelder in Tierversuche und ergo weniger als 1 Prozent in moderne, rein am Menschen orientierte Forschung.
Laut aktueller Statistik des Bundeslandwirtschaftsministeriums wurden 2017 in Deutschland 2.807.297 Tiere zu Forschungszwecken verwendet. Davon starben rund 2 Millionen Tiere in Tierversuchen und 738.484 Tiere wurden für wissenschaftliche Zwecke getötet. Mit rund 1,4 Millionen Tieren (66,2 Prozent) mussten Mäuse am häufigsten für fragwürdige Tierversuche leiden und sterben, gefolgt von Ratten mit 255.449 Tieren (12,3 Prozent) und Fischen mit 239.350 Tieren (11,6 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr ist besonders bei den Affen die Zahl dramatisch angestiegen, von 2.462 auf nun 3.472 Tiere, hinzu kommen 53 Affen, die für wissenschaftliche Zwecke getötet wurden.
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