Pressemitteilung | Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V.

Naturland fordert Richtlinien-Standard deutscher Öko-Verbände

(Gräfelfing) – Die Diskussion um ein neues, bundesweites Prüfzeichen für Produkte aus Ökologischem Landbau ist in vollem Gange. Naturland warnt jetzt dringend davor, ein neues Zeichen ausschließlich auf der Grundlage des niedrigeren EU-Öko-Standards einzuführen. Der Verband ist von den Betriebszahlen her der zweitstärkste Ökologische Landbauverband in Deutschland.

Naturland Geschäftsführer Gerald A. Herrmann: „Für Naturland steht der Verbraucherschutz bei allen Überlegungen an erster Stelle. Wir fordern deshalb ein nachhaltiges Konzept für das neue Öko-Prüfzeichen, mit hohem Qualitätsniveau. Und das kann nur auf der Basis der Richtlinien optimal gestaltet werden, die von den deutschen Öko-Verbänden in jahrelanger Arbeit entwickelt wurden und die bereits am Markt eingeführt sind. Dies muss auch für Produkte aus dem Ausland gelten. Selbstverständlich sind alle Vorgaben der EU Verordnung einzuhalten.“

Verbraucher wollen Sicherheit
Herrmann wandte sich entschieden gegen Überlegungen, wonach das neue Prüfzeichen ausschließlich auf dem Standard der EU-Verordnung 2092/91 zum Ökologischen Landbau basieren soll. Herrmann: „Das EU-Niveau ist einfach niedriger. Wir wollen das optimale Qualitätsniveau für die deutschen Verbraucher – von Anfang an. Jetzt besteht die Chance, Öko-Produkten einen breiten Markt zu öffnen und damit die Agrarwende in Gang zu setzen. Sich jetzt für das EU-Niveau zu entscheiden hieße, eine endlose Kette von Nachbesserungen, z.B. bei der EU Verordnung selbst, zu starten. Das würde die Verbraucher irritieren und weiter verunsichern, statt sie jetzt und endgültig für Öko-Produkte zu gewinnen.“

Hohes Qualitätsniveau auch für Importware
Das hohe Niveau müsse nicht nur für deutsche Produkte erreicht werden, sondern der Verbraucher müsse bei allen Öko-Produkten, auch bei Importware, optimale Qualität bekommen. Um diese Kompatibilität zu garantieren, müsse man sich auch für ein international anerkanntes Akkreditierungsverfahren entscheiden. Dafür biete sich die IFOAM*-Akkreditierung an. Herrmann: „Was wir für den Ökologischen Landbau brauchen, ist ein einziger Standard, der weltweit durchgesetzt wird und gilt. Mit den IFOAM Basis Richtlinien und dem IFOAM Akkreditierungsprogramm ist die wichtigste Voraussetzung auf diesem Weg geschaffen worden. Wir brauchen Parameter, an denen sich der Handel unkompliziert und rasch orientieren kann. Das kann nur der IFOAM-Standard sein, ergänzt durch die eingeführten deutschen Richtlinienbestandteile, die seit langem durch die ökologischen Verbände eingeführt sind. Immer mehr Zertifizierer inner- und außerhalb von Europa schließen sich der IFOAM Akkreditierung an. Weltweit sind große Zertifizierer, die schon heute den Großteil der Import-Ermächtigungen ausstellen, bereits IOFAM akkreditiert. Für den Handel gäbe es also keine Probleme bei der Warenbeschaffung.“

Beispiel Schweiz, England und Schweden
Das Argument, dass das deutsche Öko-Richtlinienniveau zu hoch sei und für den Handel ein Hindernis darstelle, hält Naturland für vorgeschoben. Als Beispiel wird die Schweiz genannt, wo eine große Handelskette bereits erfolgreich mit den strengen Richtlinien des Öko-Verbandes Bio Suisse arbeitet. Spätestens ab dem Jahr 2003 wollen Handelsketten in England und Schweden ausschließlich Produkte von Zertifizierern kaufen, die den hohen Maßstab der IFOAM Akkreditierung erfüllen. Das heutige EU-Niveau hätte dort dann keine Chance mehr. Herrmann: „Was in diesen Ländern geht, ist auch in Deutschland machbar. Es gibt nun einmal zwei Märkte. Der eine ist EU Niveau, der andere ist privatrechtlich organisiert und IFOAM akkreditiert. Verbraucherministerin Renate Künast sollte den Weg gehen, der nachhaltiger ist, weil er auf dem höheren Qualitätsniveau liegt.“

Förderung der deutschen Landwirtschaft
Für die deutschen Bauern ist das hohe Niveau von Vorteil, denn nur dieses garantiert das Vertrauen beim Verbraucher, das für den Absatz ihrer Produkte sorgt. Die Vermarktung von Erzeugnissen aus der Region wird gefördert. Auf diese Weise ist der Öko-Markt bis heute erfolgreich entwickelt worden.

Kein Kostenvorteil
Einen Kostenvorteil kann Naturland in einem Prüfzeichen auf EU-Niveau nicht sehen. Öko-Produkte würden deshalb keineswegs automatisch billiger. Die Kosten für Qualitätssicherung und Kontrolle sowie für die aufwändigere Erzeugung und Verarbeitung bestünden nach wie vor für alle Öko-Produkte.
Unabhängig davon, wie das neue Prüfzeichen gestaltet wird, bietet Naturland Renate Künast alle Unterstützung an, das Niveau der EU-Verordnung zum Ökologischen Landbau stufenweise auf ein höheres Niveau anzuheben. Herrmann: „Aber das ist eine langfristige Aufgabe. Jetzt geht es darum, das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher zu erhalten und weiter zu gewinnen. Das geht nur mit klaren Maßnahmen und einem hohen Qualitätsniveau.“

Quelle und Kontaktadresse:
Naturland - Verband für naturgemäßen Landbau e.V. Kleinhaderner Weg 1 82166 Gräfelfing Telefon: 089/8980820 Telefax: 089/89808290

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