Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Nachhaltigkeitsgipfel: Umfangreiche Agenda / CO2-Emissionen von 1992 bis 1999 um fast 9 Prozent gestiegen

(Köln) - Vom 26. August bis 4. September 2002 tagt in Johannesburg der Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung. Vertreter von 180 Staaten werden am Kap der guten Hoffnung über Ziele und Wege in Sachen Umwelt und Entwicklung beraten. Zehn Jahre zuvor hatte der Erdgipfel von Rio de Janeiro das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung aufgegriffen und mit der „Agenda 21“ die Richtschnur für die weltweite Entwicklung festgeschrieben. Die Agenda beschreibt in 40 Kapiteln, was zu tun ist, um dem Prinzip der Nachhaltigkeit unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten gerecht zu werden. An den Eckpfeilern des Nachhaltigkeitsprinzips – Armutsbekämpfung, Umweltschutz und Good Governance – muss noch gezimmert werden. Einige Fundamente stehen aber:

Armutsbekämpfung. Die Hälfte der Weltbevölkerung hat täglich weniger als 2 Dollar für Nahrung, Kleidung und Unterkunft zur Verfügung. Länder, die ihre Märkte für den internationalen Handel geöffnet hatten, verzeichneten aber seit 1992 überdurchschnittliche Wachstumsraten – Beispiele dafür sind Brasilien, Chile, China, Indien, Südkorea oder Mexiko. Insgesamt haben im zurückliegenden Jahrzehnt 24 Länder mit rund drei Milliarden Menschen vom wachsenden Welthandel profitiert.

Umweltschutz. Die Umwelt und die natürlichen Ressourcen werden heute stärker beansprucht als vor zehn Jahren, resümiert die EU-Kommission in ihrer Stellungnahme zur Johannesburg-Konferenz. Der Energiehunger – und damit die Umweltbelastung – wächst mit der Weltbevölkerung, und die Erde wird sich zur Mitte des Jahrhunderts auf bis zu 9 Milliarden Menschen einrichten müssen. Allein bis 2020 wird der Weltenergieverbrauch nach Schätzungen von derzeit 12,8 Milliarden Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE) auf rund 20 Milliarden Tonnen SKE steigen. Zwischen den einzelnen Weltregionen bestehen jedoch erhebliche Unterschiede im Energie-Einsatz. So verbraucht jeder US-Amerikaner im Schnitt fast 30-mal so viel Energie wie ein Inder. Gleichwohl wird die Energie – weltweit gesehen – immer besser genutzt. Das zeigen auch die globalen Kohlendioxid (CO2)-Emissionen. Sie sind von 1992 bis 1999 zwar um fast 9 Prozent auf 23,2 Milliarden Tonnen gestiegen. Berücksichtigt man allerdings, dass auch die erbrachte Wirtschaftsleistung zulegte, ging der Ausstoß in dieser Zeit zurück – von 660 auf 580 Kilogramm je 1.000 Dollar reales Bruttoinlandsprodukt. Die CO2-Intensität der Europäischen Union liegt mit 390 Kilogramm sogar deutlich darunter. Würde sich die ganze Welt auf diesen Wert „einigen“, könnten auf einen Schlag fast 8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Ein aussichtsreicher Weg in diese Richtung wäre etwa der Transfer energiesparender Techniken in die Entwicklungsländer.

Good Governance. Eine gute Regierungsführung soll die Entwicklung nationaler Nachhaltigkeitsstrategien befördern. Von Good Governance sind viele Entwicklungsländer aber noch weit entfernt – es fehlt an Rahmenbedingungen, mit denen Korruption bekämpft und Rechtssicherheit gewährleistet werden. Inzwischen haben rund 60 Staaten nationale Leitlinien für ein solides Regierungsgebaren erarbeitet; in Deutschland will man anhand von 21 Schlüsselindikatoren regelmäßig Bilanz ziehen. Einiges in Richtung Nachhaltigkeit hat zudem die Wirtschaft unternommen. Auf internationaler Ebene misst der Dow Jones Sustainability Group Index die Wertentwicklung von inzwischen mehr als 300 Unternehmen, die in ihrer Branche in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht Spitzenreiter sind. Hierzulande sind im Forum „Nachhaltige Entwicklung“ Firmen zusammengeschlossen, die das neue Konzept in ihre Unternehmensstrategie integriert haben. Ohne Geld läuft indes nichts – die Finanzierung der geforderten Maßnahmen wird deshalb in Johannesburg weit oben auf der Tagesordnung stehen. Außer Schweden hat kein Industrieland seine Rio-Verpflichtung erfüllt, die Entwicklungshilfe auf jährlich 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufzustocken. Im Jahr 2000 flossen für Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit nur 56 Milliarden Dollar gen Süden – laut Rio hätten die Industrieländer 125 Milliarden Dollar bereitstellen müssen.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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