Nach dem - BSE - Fall: Umsatzrückgang und steigende Kosten
(Frankfurt) - Die wirtschaftlichen Folgen des jüngsten BSE-Falles betrachtet der Deutsche Fleischer-Verband mit großer Sorge. Die Verbraucher haben den Einkauf von Rindfleisch stark eingeschränkt und weichen nur zum Teil auf andere Fleischarten - Schwein und Geflügel - aus. Für die mehr als 20.000 Fleischer-Fachgeschäfte bedeutet dies erhebliche Umsatzeinbußen, die mit 20 Prozent und mehr angegeben werden.
Unterschiede bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Situation sind regional bedingt. Im Süden der Bundesrepublik und in ländlichen Gebieten stellt sich die Absatzentwicklung etwas günstiger dar. Gründe dafür sind das seit Jahren aufgebaute Vertrauensverhältnis und die teilweise noch bestehenden traditionellen Verbindungen zur mittelständisch strukturierten Landwirtschaft, vor allem bei den 8.000 selbstschlachtenden Betrieben.
Es ist wenig tröstlich, dass die Mitbewerber aus dem Lebensmitteleinzelhandel von der Kaufzurückhaltung wesentlich stärker betroffen sind, wenn neben den finanziellen Einbußen auch noch die nervliche Belastung, vor allem für die Mitarbeiter im Verkauf, hinzukommt. Während sich Letzteres nicht quantifizieren lässt, gibt es erste Hochrechnungen über die Verluste der Handwerksbetriebe.
Der durchschnittliche Handwerksbetrieb mit einem Jahresumsatz von 1,5 Millionen D-Mark beschäftigt 11 Mitarbeiter. Wenn sich die unbefriedigende Umsatzentwicklung fortsetzt, sind dies zwei zuviel. Dieses Beispiel gilt angepasst auch für die kleineren Betriebe mit bis zu 800.000 D-Mark Jahresumsatz wie für größere Handwerksunternehmen. Es wird im Handwerk nicht gleich zu Entlassungen kommen, aber größere Betriebe haben bereits angekündigt, Kurzarbeit zu beantragen.
Weitere Kostensteigerungen betreffen die Konfiskatbeseitigung. Die einzelnen Bundesländer haben ihre Gebühren bis zu 500 Prozent heraufgesetzt und belasten damit zusätzlich die schlachtenden Betriebe. Eine Weitergabe dieser Kosten an die Verbraucher, wie dies von mehreren Seiten vorgeschlagen wird, ist angesichts der Wettbewerbssituation im Handel und bei der gegenwärtigen Kaufzurückhaltung der Verbraucher das schlechteste Mittel, um die kritische Situation der Fleischwirtschaft insgesamt zu begrenzen.
Mehr Produktsicherheit durch ein Verbot der Verfütterung von Tiermehl wird nur dann erreicht, wenn es europaweit Gültigkeit hat und streng überwacht wird. Wichtiger erscheint allerdings, dass eine Rückbesinnung in der Land- und Ernährungswirtschaft einsetzt und eine Qualitätsfleischerzeugung die Massenproduktion ablöst. Diese auch im politischen Bereich jetzt wieder diskutierten Überlegungen sollten zu konkreten Handlungen führen.
Die kleinbetrieblichen Strukturen in der Landwirtschaft und im Fleischerhandwerk bieten gute Voraussetzungen für Qualität und Sicherheit bei der Fleischvermarktung. Dazu kann auch die Politik mit weniger Bürokratie und praxisorientierten Gesetzen beitragen.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Fleischer-Verband (DFV)
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