Pressemitteilung | Deutscher Lehrerverband (DL)

Nach dem Amoklauf von Winnenden: Lehrerverband warnt vor Patentrezepten / Kraus: "Wir brauchen eine Kultur des Hinschauens und Hinhörens"

(Bonn) - Der Deutsche Lehrerverband (DL) hat Politik, Öffentlichkeit und Pädagogik davor gewarnt, den jüngsten Amoklauf von Winnenden monokausal zu analysieren und mit Patentrezepten aufzuwarten.

Konkret äußerte sich Lehrerverbandschef Josef Kraus am Tag nach dem Amoklauf wie folgt:

"Jeder Gewalttäter hat seine eigene Gewaltbiographie. In jeweils individueller Konstellation kommen hier immer mehrere gewaltfördernde Momente zusammen. Das können sein: familiäre Umstände, Zugang zu Waffen, schlechte Vorbilder, exzessiver Konsum medialer Gewalt, schulische oder berufliche Perspektivlosigkeit usw.

Gegen solche Faktoren hilft nur ein Bündel an Maßnahmen, an denen alle maßgeblichen gesellschaftlichen Kräfte und Institutionen mitwirken müssen. Dazu gehört unter anderem:
- Der Gesetzgeber muss den Zugang zu Waffen und zu gewaltverherrlichenden Medien weiter erschweren.
- Viele Eltern müssen sich wieder stärker ihrer erzieherischen Verantwortung bewusst werden.
- Die Schulen brauchen mehr professionelles psychologisches Personal.

Schulische Erziehung allein wird exzessiver Gewalt nicht Herr werden. Auch bloße sicherheitstechnische Maßnahmen wie zum Beispiel Metalldetektoren oder Überwachungskameras in Schulen reichen nicht aus. Im Gegenteil: Sie erbringen allenfalls gefühlte Sicherheit, können aber keinen Anschlag etwa auf Schulbusse verhindern.

Wir brauchen eine Kultur des Hinschauens und Hinhörens; das wäre das Wirksamste. Dann könnten Fehlentwicklungen bei gewaltanfälligen Menschen früher erkannt werden. Im übrigen brauchen wir endlich in allen gesellschaftlichen Bereichen - von den Medien bis hin zum Sport - eine Ächtung von jeder Form von Gewalt."

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Lehrerverband (DL) Pressestelle Burbacher Str. 8, 53129 Bonn Telefon: (0228) 211212, Telefax: (0228) 211224

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