NABU NRW tagte in Hagen / Klima- und Biodiversitätskrise beschäftigte die Delegierten
(Düsseldorf/Hagen) - Rund 180 Delegierte aus 52 nordrhein-westfälischen Kreis- und Stadtverbänden des NABU NRW trafen sich gestern in Hagen zur jährlichen Landesvertreterversammlung. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand neben der Klimakrise die damit eng verknüpfte Biodiversitätskrise. Ein zentraler Teil der Biodiversitätskrise ist das anhaltende Insektensterben. Mit Spannung erwarteten die Delegierten den aktuellen Zustandsbericht zum Insektensterben auf ausgewähllten nordrhein-westfälischen Flächen von Dr. Martin Sorg vom Entomologischen Verein Krefeld e.V. Zudem standen mehrere Ehrungen auf dem Programm, unter anderem die Auszeichnung des langjährigen Vorsitzenden der NABU-Naturschutzstation Niederrhein.
In seinem aktuellen Zustandsbericht zum Insektenschutz knüpfte Dr. Martin Sorg vom Entomologischen Verein Krefeld e.V. inhaltlich an seinen Vortrag vor fünf Jahren an. Zwar seien in der Zwischenzeit einige bienengefährliche Insektizide verboten worden. Aber grundsätzlich gehe der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ungebremst weiter. "Insbesondere der Einsatz von Pestiziden in unseren Schutzgebieten - viele werden zumindest in Teilen bewirtschaftet - erfolgt größtenteils weiter ohne Einschränkung und Rücksicht auf ihren eigentlichen Zweck - nämlich den Schutz der Natur mit all ihren Tieren und Pflanzen", so Sorg. Nach wie vor ist hier nicht genug getan worden! Allerdings liege die Verantwortung für die Schutzgebietsverordnungen - also das, was in Schutzgebieten erlaubt bzw. verboten ist - in der Hand der Naturschutzbehörden und damit auf kommunaler Ebene. Sorg forderte die Delegierten auf, sich auf dieser Ebene stärker einzubringen und von den Kommunen entsprechende Änderungen ihrer Schutzgebietsverordnungen einzufordern.
In der von den Delegierten verabschiedeten Resolution zur Biodiversitätskrise erkennt der NABU NRW die existenziell bedrohliche Herausforderung einer kommenden Heißzeit mit einem flächigen Biodiversitätskollaps an. Daran knüpften die Delegierten die Erwartung an den eigenen Verband wie an alle anderen im Naturschutz Aktiven, zukünftig noch konsequenter als bisher das eigene Handeln an den Nachhaltigkeistprinzipien auszurichten. "Wir müssen jetzt handeln - jeder Einzelne. Für die Transformation hin zu einer nachhaltigen und sicheren Zukunft schließt sich langsam aber sicher das Zeitfenster", erklärte Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW.
Der Verlust der Biodiversität begegne den Naturschützer*innen seit vielen Jahren in der täglichen Arbeit. NRW-, deutschland- und europaweite Trends, wie deutliche Rückgänge von Insekten und Feldvögeln in der freien Landschaft, machen sich direkt vor der eigenen Haustüre bemerkbar. Gleichzeitig befinde man sich auf dem Pfad des Worst-Case-Szenarios des Weltklimarats, was einer Erhitzung der Erde zwischen 3,3 und 5,4°C bis zum Jahr 2100 entspräche. Naderer: "Diesen Prozess müssen wir im Interesse unserer Lebensqualität und der nachfolgender Generationen stoppen. Veränderung kann gelingen, wenn wir sie gemeinsam gestalten!" Der NABU als größter Naturschutzverband trage eine besondere Verantwortung dafür, die Dringlichkeit dieser Themen gegenüber Politik und Gesellschaft zu vermitteln.
"Bei der Erreichung seiner Ziele ist der NABU als Stimme für die Natur auf den starken Rückhalt aus den Gruppen wie auf den der Bevölkerung angewiesen", erklärte die NABU-Landesvorsitzende in ihrem Tätigkeitsbericht. Wie dies gelingen könne, habe jüngst die Volksinitiative Artenvielfalt NRW gezeigt. Zahlreiche Aktive haben unter schwierigen Corona-Bedingungen, über 115.000 Unterschriften gesammelt. Ohne ihre Unterstützung sowie die aus der Bevölkerung wäre eine solche Initiative und ein solches Ergebnis nicht möglich gewesen. Und, ergänzt Naderer, gebe es dieses flächendeckende ehrenamtliche Engagement vieler Naturfreund*innen nicht, stünde es um den nordrhein-westfälischen Naturschutz noch wesentlich schlechter.
Herausragendes Beispiel für ein solch den Naturschutz prägendes Engagement sei das von Dr. Volkhard Wille. Seit Anfang der achtziger Jahre im Naturschutz am Niederrhein engagiert hat er dabei vor allem beim NABU auf Kreis- und Landesebene verschiedene Aufgaben wahrgenommen. So war er unter anderem von 1992 bis 2001 stellvertretender NABU-Landesvorsitzender und stand dem NABU NRW auch danach unermüdlich mit seinem Sachverstand beratend zur Seite. Nach fast drei Jahrzehnten als ehrenamtlicher Vorsitzender der NABU-Naturschutzstation wechselte Dr. Volkhard Wille im Juli 2020 in den Aufsichtsrat, um sich zukünftig intensiver politisch zu engagieren. Sein Wirken hat die Entwicklungen des Natur- und Artenschutzes in Nordrhein-Westfalen entscheidend mit geprägt. Zu seinen größten Erfolgen zählt sicherlich das Konzept der Biologischen Stationen mit auf den Weg gebracht zu haben. Für dieses Engagement zeichnete der NABU NRW Dr. Volkhard Wille heute mit der Goldenen Ehrennadel des Verbandes aus.
Verbandsintern gab es einige Erfolge zu vermelden: Der NABU NRW konnte seine Mitgliederzahl im laufenden Jahr bereits auf über 108.000 Mitglieder steigern. Bernhard Kamp, Geschäftsführer des NABU NRW sagte dazu: "Die aktuellen Krisen - von Corona, über die Biodiversitäts- und Klimakrisen bis zur Hochwasserkatastrophe - machen uns allen stärker bewusst, wie verwundbar die Natur und damit auch wir selbst sind. Immer mehr Menschen unterstützen daher unseren Einsatz für unsere Lebensgrundlage, für mehr Biodiversität und Klimaschutz - auch mit ihrer Mitgliedschaft." Das kontinuierliche Mitgliederwachstum und eine hohe Spendenbereitschaft sorgen zudem für eine solide finanzielle Basis.
Auch die Entwicklung der NABU-Stiftung Naturerbe NRW verläuft weiterhin erfreulich. Das Vermögen wuchs im Jahr 2020 auf über 2,1 Millionen Euro an. Aus den erwirtschafteten Erträgen flossen rund 29.000 Euro als Förderleistung in Projekte des Natur- und Umweltschutzes. Mit der Förderung zahlreicher Natur- und Artenschutzmaßnahmen, wie dem Projekt "Zeit der Schmetterlinge" oder dem Kauf von schutzwürdigen Flächen leistet die NABU-Stiftung Naturerbe NRW einen stetig wachsenden Beitrag für den Naturschutz in NRW. Unter dem Dach der 2004 gegründeten Stiftung befinden sich aktuell 33 Stiftungsfonds, darunter 9 thematische sowie 24 regionale.
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