Musikwirtschaft unter Druck - Tonträgerabsatz im ersten Halbjahr um - 9,8 % zurückgegangen
(Hamburg) - Die ersten sechs Monate des Jahres 1999 verliefen für die deutsche Tonträgerindustrie unbefriedigend. Der Stückabsatz liegt mit 114,5 verkauften Tonträgern um 9,8 % unter dem entsprechenden Vorjahresniveau. Eine der Hauptursachen sind nach Einschätzung des Bundesverbandes Phono CD-Brenner und bespielbare CD-Rs/RWs, die in drastisch zunehmendem Maße Eingang in die Haushalte finden und in erheblichem Umfang für das Kopieren von Musik verwendet werden. Auch ist die Konsumneigung im ersten Halbjahr 1999 unverändert schwach geblieben. Eine hohe Arbeitslosigkeit, wachsende Abgabenbelastung und Zukunftsängste prägen das zurückhaltende Kaufverhalten der Konsumenten.
Die CD bleibt im Markt mit bespielten Tonträgern unangefochten das wichtigste Medium. Sie muß mit 79,5 Mio. verkauften Exemplaren Einbußen von minus 10,4% hinnehmen. Die Digitaltechnik mit überlegener Klang- und Bedienqualität, die der CD zum Durchbruch verhalf, droht ihr heute zum Verhängnis zu werden. Neue Technologien ermöglichen die Anfertigung eines Originals, das den Erwerb einer CD im Handel substituiert. Dabei ist ein neues Phänomen, die sog. "Schulhof-Piraterie", entstanden. "Brenner"-Besitzer klonen massenhaft CDs und verkaufen sie auf Schulhöfen, in Jugendzentren oder Diskotheken. Privatkopien und illegale Kopien sind erheblich für den Rückgang des CD-Absatzes verantwortlich. Hinzu kommt die bestehende Konkurrenz zu benachbarten Entertainmentprodukten wie Software- und PC-Games. Medienorientierte Konsumenten, die auch zu den Intensivkäufern in der Musikbranche zählen, investieren zunehmend in diese Produkte. Das Medien- und Freizeitbudget verteilt sich dabei zu Lasten von CD-Käufen.
In der ersten Jahreshälfte war das CD-Segment Mid-Price mit 12,5 Mio. verkauften Exemplaren (-21,4%) sowie das CD-Full-Price-Segment mit 28,2 Mio. Stück (-17,4 %) von den Absatzrückgängen am stärksten betroffen. Ihr Absatzniveau sank um 18,9 % auf 40,7 Mio. Stück. Eine Ursache für den Rückgang ist eine geringere Zahl von TOP-Veröffentlichungen gegenüber dem ersten Halbjahr des vergangenen Jahres. Die VÖ-Planung für die zweite Jahreshälfte lässt dagegen auf eine deutliche Verbesserung des Jahresendergebnisses hoffen. Auch das CD-Low-Price-Segment konnte mit 13, 6 Mio. abgesetzten Exemplaren sein entsprechendes Vorjahresniveau nicht erreichen. Funk- und TV-beworbene Tonträger verzeichneten dagegen mit 18,1 Mio. verkauften Exemplaren ein Absatzzuwachs von 5,2 %. Herausragende Interpreten wie Lou Bega, Jessica, Wamdue Project, TQ oder Stefan Raab, die zunächst im Single-Markt (24,9 Mio. Stück) erfolgreich waren, beeinflussten auch den Absatz von beworbenen Compilations positiv. Aufgrund zumeist noch unveröffentlichter Longplay-Alben dieser Künstler, konnte sich dieser positive Impuls noch nicht im Katalog-Absatz niederschlagen. Eine ausgewogene VÖ-Situation sowie diverse Sondereditionen sorgten im Segment funk- und TV-beworbener Compilations für einen erfreulichen Absatzzuwachs. Anders bei der MusiCassette. Mit 9,2 Mio. verkauften Stück musste ein Minus von 21,4 % hingenommen werden. Während sich der Absatz der Vinyl-LP mit 0,3 Mio. Stück behauptet, konnte die Vinyl-Single, das DJ-Format für Grooves und schnelle Trends, in den ersten sechs Monaten des Jahres um 20% auf 0,6 Mio. verkaufte Exemplare zulegen.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft e.V