Mühlen zur Brotgetreideernte 2006 / Wetterbedingte Ernteverluste
(Bonn) - Die langanhaltende, sehr trockene Witterung bis Ende Juli sowie der danach einsetzende Regen haben bei Getreide zu erheblichen Ertragseinbußen in der Landwirtschaft geführt. Schätzungen gehen bei Weizen von einer um 15 Prozent verringerten Menge gegenüber dem Vorjahr aus, bei Roggen von 20 Prozent. Die früh geernteten Weizen- und Roggenpartien weisen gute Qualitäten auf. Gebietsweise wurden dürrebedingte Schäden festgestellt. Dies führt bei den Müllern zu deutlichen Minderausbeuten. Mit dem Regen kam es zu gravierenden Qualitätsverlusten des noch nicht abgeernteten Getreides, insbesondere in Süddeutschland: diese Partien sind fast ausschließlich nur noch als Futtergetreide verwertbar.
Getreidepreise haussieren
Gutes Brotgetreide wird regional zu wenig angeboten. Die Versorgung ist durch die etwas günstigeren Witterungsbedingungen im Norden besser als im Süden. Das während der Trockenheit geerntete Getreide ist ohne hohen Aufwand gut lagerfähig. Landwirte und Handel haben ihre Läger trotz der geringen Erntemenge weitgehend gefüllt. Sie hoffen aber auf noch höhere Preise und halten nach einer Marktanalyse des Verbandes Deutscher Mühlen (VDM) die Ware zurück. Der Nachfrage der Mühlen nach Brotgetreide steht somit kein entsprechendes Angebot gegenüber. Die knappen Offerten liegen preislich um bis zu 50 Prozent über dem Vorjahr. Eine Entspannung der Marktsituation in den kommenden Monaten ist nicht in Sicht. Um die Versor-gung der Bevölkerung mit dem Grundnahrungsmittel Brot zu sichern, sind die Mühlen gezwungen, ihren Rohstoffbedarf überregional und international zu decken und dies zu drastisch gestiegenen Kosten.
Steigende Mehlpreise in Europa
Die Mehlpreiskalkulation wird zu ca. 80 Prozent durch den Rohstoff Getreide bestimmt. Hinzurechnen müssen die Mühlen überproportional gestiegene Aufwendungen für Lebensmittelsicherheit, Rückverfolgbarkeit, Energie und Transport. Daher ist es zwangsläufig, dass sich die höheren Kosten auf die Abgabepreise auswirken. Europaweit sind die Mühlen angesichts der drastischen Kostensteigerung bei den Rohstoffen veranlasst, ihre Mehlpreise neu zu kalkulieren: massive Anhebungen dürften auch in Deutschland unausweichlich sein, sagte der VDM-Hauptgeschäftsführer Manfred Weizbauer heute (28. August 2006) in Bonn.
Biosprit macht Brötchen teurer
Zusätzlich erhöht wird der Preisdruck bei Getreide durch die Nachfrage der Bioethanol-Erzeuger. Das Bundeskabinett hat einen Beimischungszwang für Bioethanol zu herkömmlichen Kraftstoffen beschlossen. Die Beimischung beträgt im Jahr 2007 2 Prozent und steigt bis 2010 auf 5,75 Prozent an. Dies beeinflusst bereits jetzt den Markt. Die hierfür benötigten 2 Millionen Tonnen Rohstoffe werden zum größten Teil Getreide sein: Dieses steht somit für die Lebensmittelherstellung nicht mehr zur Verfügung. Eine weitere Verknappung des Getreides ist damit vorprogrammiert und könnte zu weiteren Preissteigerungen führen.
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