Mühlen besorgt über Getreideernte
(Bonn) - Die Dürreschäden der diesjährigen Getreideernte tangieren nicht nur die Landwirtschaft, sondern treffen ebenso die deutsche Mühlenwirtschaft. Der Verband Deutscher Mühlen e.V. (VDM) ist angesichts der Hitzeperiode in den letzten Wochen und der in einigen Regionen einsetzenden Regenfälle zunehmend besorgt um die Qualität der diesjährigen Getreideernte, aber auch um die Versorgungssicherheit.
In weiten Gebieten des Bundesgebietes zeigen die bislang abgeernteten Felder insbesondere in Süddeutschland und Sachsen deutliche qualitative Schäden. Das regional extrem heiße und trockene Wetter im Juni/Juli hat zwar in vielen Fällen die Proteineinlagerung gefördert, gleichzeitig aber die Kornausbildung behindert, so dass von Schmachtkornanteilen bis zu 50 Prozent berichtet wird. Kleinkörnigkeit mit entsprechenden Ausbeuteverlusten in der Mühlenwirtschaft ist das allgemein zu beobachtendes Phänomen. Bei den noch nicht abgeernteten Feldern besteht darüber hinaus die Gefahr, dass die starken Regenfälle, Hagel- und Gewittergüsse der letzten Tage bei inzwischen reifem Getreide zu Auswuchs führen.
Die Menge an mühlengeeigneten Partien nimmt ab. Hitzeschäden vermelden die Landwirte auch in Frankreich, Italien, Österreich und Osteuropa. In Ungarn, Rumänien und der Ukraine sind rd. 50 Prozent des Getreides durch Hitze und Trockenheit geschädigt, so dass diese Länder, die in den letzten Jahren in großem Stile insbesondere Weizen exportierten, nun selbst auf Getreideeinfuhren angewiesen sind. Als besonders problematisch betrachtet der Mühlenverband die Roggenversorgung. Aufgrund eines Anbaurückgangs von rund einem Viertel und Ertragseinbußen, die regional bis zu einem Drittel betragen, sieht der VDM ein steigendes Risiko für die Versorgung mit Brotroggen. Die deutschen Mühlen vermahlen jährlich rund 1 Mio. t Roggen. Bei einer Ernte von leicht über 2 Mio. t könnten die zur Brot- und Backwarenherstellung erforderlichen Qualitäten nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Die Mühlen werden deshalb alle Anstrengungen unternehmen müssen, aus dem ohnehin geringen Angebot die für sie geeigneten Partien auszufiltern. Ob diese Anstrengungen ausreichen, die Versorgung mit Roggenmehl sicherzustellen, hängt nicht nur von der Witterung in den nächsten Wochen ab, sondern auch von der Abgabebereitschaft von Landwirtschaft und handel. Wegen der geringen Naturfeuchte lagern die Lieferanten Getreide in weit stärkerem Maße ein als sonst und verknappen dadurch den Markt.
Die geschilderte Situation läßt nach Meinung des Mühlenverbandes erwarten, dass sich in der neuen Ernte die Getreidemischungspreise erhöhen werden. Dies gilt in besonderem Maße für Roggen.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Mühlen e.V. ( VDM )
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