Mühlen: Anhaltende Trockenheit verteuert Brotgetreide
(Bonn) - Das ungünstige Wetter lässt eine geringe Getreideernte 2011 befürchten. Diese Einschätzung teilt der Verband Deutscher Mühlen (VDM) mit der Landwirtschaft und dem Getreidehandel. Die extreme Trockenheit der vergangenen Wochen führt bei Weizen und Roggen zu deutlich weniger und kleineren Ähren und erheblichen Ertragsausfällen. Aufgrund der Schmälerung der Rohstoffbasis für die Mühlen geht der VDM davon aus, dass Brotgetreide nach der diesjährigen Ernte teuer sein wird. Diese hohen Kosten sind derzeit nicht in den Mühlenkalkulationen enthalten.
Der Winter war von einer lang anhaltenden Frostperiode mit überdurchschnittlich viel Schnee geprägt. Seit Februar ist dann kaum Regen gefallen. Der Deutsche Wetterdienst berichtet vom sonnigsten Frühling seit Beginn der Messungen 1951. Er übertraf mit 699 Stunden Sonnenschein den Normalwert um 50 Prozent. Dagegen fielen im Durchschnitt nur 88 Liter Regen pro Quadratmeter, im langjährigen Mittel sind es 186 Liter. Die vereinzelten Schauer der vergangenen Tage konnten dies nicht ausgleichen.
Die ungünstige Witterung spiegelt sich in den aktuellen Ernteprognosen wider: So geht der Deutsche Raiffeisenverband mit 40,7 Millionen Tonnen von einer um 8,2 Prozent niedrigeren Getreideernte als im letzten Jahr (44,3 Mio. t) aus. 2008 wurden noch über 50 Millionen Tonnen eingebracht. In der Gesamten EU sieht es ähnlich ungünstig aus. Die diesjährige Weizenernte wird nun auf nur noch 126 Millionen Tonnen geschätzt. Im März wurden noch 135 Mio. t veranschlagt, während im Jahr 2010 sogar 137 Millionen Tonnen geerntet wurden. Auch weltweit sieht die Situation nicht rosig aus: In weiten Gebieten Nordamerikas herrscht ebenfalls Trockenheit, entlang des Mississippis gibt es Überschwemmungen. Auch dort ist also mit Ernteeinbußen zu rechnen.
Die Getreidepreise dürften deshalb entgegen den ursprünglichen Erwartungen nach der Ernte auf hohem Niveau bleiben. Um die gewohnt hohe Qualität der deutschen Mahlprodukte zu gewährleisten, müssen die Mühlen bereits heute für ihre Getreidemischung rund 280 Euro pro Tonne bezahlen. Dabei macht der Anteil des Getreides 80 Prozent der Gesamtkosten einer Mühle aus. "Steigende Getreidekosten sind in den Mühlenkalkulationen noch nicht berücksichtigt", sagt Theo Vontz, Vorsitzender der Getreidekommission im Mühlenverband. "Selbst bei normalem Wetter bis zur Ernte rechne ich mit Getreidepreisen auf hohem Niveau, zumal der weltweite Getreideverbrauch nach Schätzung des Internationalen Getreiderats in London 2011/12 erneut die Erntemenge übersteigen und damit die Preis weiter treiben wird". Zusätzlichen Druck bringt der niedrigste Wasserstand seit 100 Jahren in deutschen Flüssen, der die Frachten erheblich verteuert. Die Mühlen sehen sich außerdem höheren Kosten für Energie, Personal, Transport und Qualitätssicherung gegenüber.
Vom Feld auf den Teller: Mühlen und Mehl sind zentraler Teil der Ernährungskette
550 deutsche Mühlen vermahlen Jahr für Jahr rund acht Millionen Tonnen Weizen und Roggen. Ihre Mahlerzeugnisse - Mehl, Schrot, Kleie, Vollkornprodukte - sind die Grundlage für die unerreichte Vielfalt von Brot und Backwaren in Deutschland. Mit rund 6.000 Beschäftigten erwirtschaften die Mühlen einen Jahresumsatz von nahezu 2,4 Milliarden Euro. Der Verband Deutscher Mühlen mit Sitz in Bonn vertritt ihre Interessen.
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