Pressemitteilung | Verband der Deutschen Möbelindustrie e.V. (VDM)

Möbelindustrie erwartet für 2001 Umsatzminus von 1,5 Prozent

(Bad Honnef) - Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie e.V. erklärt anlässlich der Pressekonferenz zur INTERNATIONALEN MÖBELMESSE 2002 in Köln am 4. Dezember 2001: In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres sank der Umsatz der deutschen Möbelindustrie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 0,9 Prozent auf 32,4 Mrd. DM (16,6 Mrd. €). Dieses vergleichsweise bescheidene Minus konnte nur dank eines guten Starts zu Beginn des Jahres erreicht werden. Am größten war der Umsatzrückgang mit 5,4 Prozent im September.

Diese Zahlen beschreiben das statistische Mittel einer Branche, in der es durchaus auch Gewinner gibt. Sowohl im Handel als auch in der Industrie gibt es in diesem Jahr erfolgreiche Unternehmen. Für uns können wir behaupten, dass diejenigen Firmen, die ihre Hausaufgaben etwa bei der Produktinnovation, Logistikoptimierung oder Reduzierung der Lieferzeiten gemacht haben, die intelligente und systematische Exportanstrengungen unternommen haben, durchaus gute Erfolge erzielen. Es ist ja gerade die Kunst, in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld ein Unternehmen erfolgreich zu führen. Und dies gelingt einigen in unserer Branche in durchaus beachtlichem Ausmaß. Insofern gibt die Statistik die Branchenlage nicht zu 100 Prozent richtig wieder. Dies sollte man bei den folgenden „nackten Zahlen“ und notwendigen Prognosen berücksichtigen.

Entscheidend für die Entwicklung im kommenden Jahr wird sein, ob und wann die Verbraucher ihre derzeit überall spürbare Kaufzurückhaltung aufgeben werden und wieder in Konsumgüter investieren. Für dieses Jahr rechnen wir nicht mehr mit einem spürbaren Stimmungsumschwung. Wir gehen davon aus, dass sich der gesamte Jahresumsatz auf rund 43,7 Mrd. DM (22,4 Mrd. € - zum Vergleich: 2000: 44,4 Mrd. DM bzw. 22,7 Mrd. €) belaufen wird. Dies würde einem nominalen Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 1,5 Prozent entsprechen.

Die derzeitige wirtschaftliche Lage der einzelnen Sparten der Möbelindustrie stellt sich unterschiedlich dar:

 Die Hersteller von Küchenmöbeln mussten die höchsten Einbußen hinnehmen. Hier sank der Umsatz gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 4,2 Prozent auf 5,4 Mrd. DM (2,8 Mrd. €). Bei den Küchenmöblern schlägt die momentane Flaute in der Bauwirtschaft voll durch. Die Zahl der Betriebe ist zwischen Januar und September um 5,6 Prozent auf 131, die Zahl der Beschäftigten um 3,1 Prozent auf 21.900 gesunken.

 Rückgänge sind auch im Bereich der Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel zu verzeichnen, wo es zu einem Umsatzminus von 3,4 Prozent auf 10,9 Mrd. DM (5,6 Mrd. €) gekommen ist. Hier sind derzeit 611 Unternehmen tätig (+0,5%), die 62.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen (-2,5%).

 Rückläufig ist auch der Umsatz in der Matratzenindustrie: Bis einschließlich September wurden 1,1 Mrd. DM (0,56 Mrd. €) und damit 1,2 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum erzielt. (59 Betriebe (-3,8%), 5.170 Beschäftigte (+0,3%).

 Positive Zahlen konnten hingegen die Sitzmöbel-Hersteller schreiben. Hier stiegen die Umsätze in den ersten neun Monaten um 2,4 Prozent auf 10,7 Mrd. DM (5,5 Mrd. €). Mit 317 Betrieben waren 2,7 Prozent weniger tätig als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Mitarbeiter sank um 1,8 Prozent auf 45.800.

 Ähnliches gilt auch für die Büro- und Ladenmöbel. Der kumulierte Wert der ersten drei Quartale weist einen Anstieg um 2,4 Prozent auf 4,2 Mrd. DM (2,1 Mrd. €) aus. Die Zahl der Betriebe sank um 3 Prozent auf 280, die Beschäftigung blieb mit rund 23.000 nahezu konstant.



Insgesamt mussten damit zwischen Januar und September 24 Möbelbetriebe aufgeben. Aktuell zählt die Statistik knapp 1.400 Betriebe mit jeweils mehr als 20 Beschäftigten (-1,7 %). Die Zahl der Arbeitnehmer liegt aktuell bei ca. 158.300 – gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutete dies den Arbeitsplatzverlust für 3.100 Mitarbeiter (-1,9 %). Diese rückläufige Tendenz könnte sich noch verstärken, sofern die derzeitige Umsatzschwäche nicht mehr über Kurzarbeit oder – sofern noch vorhanden – den Abbau von Überstunden aufgefangen werden kann.

Die gesamte Branche leidet nach wie vor unter einer unzureichenden Renditesituation und unter einer Unterauslastung der Kapazitäten.

Das Exportgeschäft der deutschen Möbelindustrie reicht derzeit nicht mehr allein aus, die mangelnde Dynamik des Inlandsmarktes zu kompensieren. Zwar stiegen die Ausfuhren im ersten Halbjahr 2001 noch um 8,4 Prozent an, doch deuten die aktuellen Indikatoren auf eine Abkühlung. Denn die Auftragseingänge aus dem Ausland gehen bereits seit einigen Monaten zurück. Europa als wichtigste Zielregion des deutschen Möbelexports befindet sich insgesamt im wirtschaftlichen Abschwung. Erst die für das kommende Jahr erwartete Erholung der amerikanischen Konjunktur könnte auch in Europa entsprechende Impulse freisetzen und für einen erneuten Anstieg des Außenhandels sorgen. Mit einer Exportquote von derzeit rund 20 Prozent bleibt die deutsche Möbelindustrie in erster Linie abhängig vom Inlandsgeschäft.

Wenn wir im kommenden Jahr eine spürbare Verbesserung der wirtschaftlichen Situation unserer Branche erreichen wollen, müssen wir selber mehr Eigeninitiative zeigen. Es ist und bleibt entscheidend, wie sich unsere Branche im nächsten Jahr gegenüber ihren Mitbewerbern aufstellt. Unsere schärfsten Konkurrenten haben uns in puncto Marketing und Darstellung der Produkte gegenüber dem Endkunden einiges voraus. Automobil-, Unterhaltungs- und Touristikbranche präsentieren ihre Produkte gegenüber dem Verbraucher wertiger und konzeptioneller. In diese Richtung muss nun endlich auch in unserem Bereich etwas passieren. Wir streben für das kommende Jahr eine breit angelegte Gemeinschaftswerbung an und sind zuversichtlich, dass wir hier schon bald konkrete Ergebnisse vorweisen können.

Wenn uns dies gelingt, sind wir optimistisch, dass wir im kommenden Jahr unsere Umsätze um etwa 1,5 bis 2 Prozent steigern können.

Auf die Politik jedenfalls können wir uns nicht verlassen – ganz im Gegenteil. Für unsere Möbelindustrie schlägt allein die Ökosteuererhöhung 2002 im Transportkostensektor mit einem Betrag von 11,3 Mio. DM (5,8 Mio. €) zu Buche. Die angekündigte Lkw-Maut wird die deutsche Möbelindustrie ab 2003 mit jährlich 99 Mio. DM (51 Mio. €) belasten, wenn die Bundesregierung die Kosten nicht kompensiert.

Als weitere zusätzliche Belastung sehen wir Kreditkostenerhöhungen auf uns zu kommen. Stichwort ist die beabsichtigte Eigenkapitalvereinbarung des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht, kurz Basel II. Für den Mittelstand drohen durch die veränderte Eigenkapitalunterlegungspflicht der Banken beträchtliche Verteuerungen der Kredite. Wir können nur hoffen, dass die Bemühungen von Kanzler Schröder, Verbesserungen für den Mittelstand zu erreichen, in dieser Sache ernst gemeint und von Erfolg gekrönt sein werden. Andernfalls wird eine Vielzahl von Unternehmen in ihrer Existenz bedroht.

Das Hauptmanko der deutschen Wirtschaft, insbesondere des Mittelstandes, ist die relative schwache Eigenkapitalausstattung der Unternehmen. Gerade vor dem Hintergrund der Eigenkapitalbildung des Mittelstandes ist die steuerliche Gleichbehandlung des Mittelstandes deshalb dringend geboten. Wir brauchen eine rechtsform-neutrale Unternehmensbesteuerung und die echte Investitionsrücklage für Personenunternehmen. Die steuerliche Gleichstellung von Personen- und Kapitalgesellschaften ab dem Jahr 2005 kommt auf jeden Fall zu spät. Auch aus diesem Grund fordern wir das Vorziehen der beiden nächsten Stufen der Steuerreform.


Wenn schon von der Politik in dieser Richtung keine Impulse ausgehen, so sollte sie doch zumindest alles unterlassen, was den privaten Konsum weiter schwächt. Leider ist genau das Gegenteil der Fall. Zu Beginn des kommenden Jahres steigen nicht nur Öko-, Tabak- und Versicherungssteuer, sondern auch die Sozialversicherungsbeiträge. Die durchschnittlichen Sätze der gesetzlichen Krankenkassen werden von derzeit 13,5 auf voraussichtlich rund 14 Prozent klettern. Dieses Bündel an zusätzlichen Belastungen kostet in der Summe rund 28 Milliarden Mark. Geld, das für andere Verwendungszwecke – und damit auch für den Konsum – nicht mehr zur Verfügung steht.

In der aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Situation ist jede weitere Kostenbelastung Gift für den dringend benötigten Aufschwung. Dies gilt natürlich auch für alle weiteren Belastungen, die den Unternehmen aufgebürdet werden.

In der derzeitigen Rezession rächt sich, dass die Bundesregierung in Zeiten des Aufschwungs nicht die Kraft aufgebracht hat, die notwendigen Strukturreformen anzugehen.

Dies gilt auch für die überfällige Reform der Gewerbesteuer, die frühestens in der nächsten Legislaturperiode kommen wird. Hier lautet unsere Forderung: Abschaffung der Gewerbesteuer und Nettoentlastung der Unternehmen. Den jetzt schon laut werdenden Begehrlichkeiten der Kommunen, über die Beteiligung an anderen Steuern ihre Einnahmebasis zu erhöhen, muss entschieden entgegen getreten werden.

Trends und Design

Nun zur Verbrauchersicht: der Verbraucher bestimmt schließlich in hohem Maße mit, wie es der Industrie und dem Handel in unserem Land geht; er bestimmt, wofür er sein Geld ausgibt. Was die Möbel betrifft, so ist er letztendlich der Motor und der Maßstab für alle Entwicklungen. Wir möchten nun einige Entwicklungen im Möbelangebot nennen, die sich im Vorfeld zur Internationalen Möbelmesse 2002 abzeichnen:

Im vergangenen Jahr machte ein einziges Modell eines Sofas Furore, dass im Computer entworfen und geplant wurde. Seither zieht das digital angefertigte Design in mehr und mehr Betriebe ein. Die Ergebnisse bieten völlig neue Möglichkeiten in Konstruktion und Ausführung. Im Vordergrund wird auch in der kommenden Saison dabei die Funktionalität stehen. Erweitern, Verbreitern, Verlängern, flexibel Gestalten, einfach montieren und demontieren, das sind die Eintrittskarten der neuen Möbelgenerationen. Sie haben Herz und Verstand. Es wird kaum ein Polstermöbel geben, dass nicht optisch emotional anspricht und gleichzeitig funktionale Eigenschaften verkörpert.

Hinter uns liegt eine erfolgreiche interzum 2001, also die Messe der Zulieferer der Möbelindustrie. Alle dort gezeigten Innovationen für das meist unsichtbare Innenleben der Möbel, wurden aufgegriffen. Wenn man optisch auch keinen großen Unterschied erkennen mag, so hat sich doch im Inneren viel verbessert. Die Materialien sind qualitativ hochwertiger, die Beschläge robuster, Ergonomie und die Logik der äußeren Form sind entscheidend. Wir werden Weltneuheiten auf der IMM 2002 sehen können, die verblüffend einfache Lösungen für mehrere Zwecke bieten. Von der Formensprache her, werden viele Modelle fast einen zeitlosen Charakter haben. Die Zeit der „contemporären Typen“ ist für die meisten Verbraucher vorbei.

Wie auch in den vergangenen Jahren wird es keinen einheitlichen Stil im Möbelangebot mehr geben. Zuhause realisiert der Kunde seinen individuellen Best-Mix. Die deutsche Möbelindustrie bietet für die Individualitätsansprüche exzellente Angebote. Die Variantenvielfalt nimmt zu, der Kunde kann seine eigenen Design- und Geschmacksvorstellungen sehr gut verwirklichen.

Ein Trend könnte sich für Möbel allerdings aus dem Thema „Wellness“ ergeben. Sich Zuhause wohl-zu-fühlen ist den Kunden wieder wichtiger geworden. Im gerade laufenden vorweihnachtlichen Geschäft zeichnet sich dies beispielsweise schon im Bereich der Einrichtungsaccessoires ab, hier werden enorme Steigerungen verzeichnet. Nicht zuletzt deshalb, weil man es sich in diesem Jahr Zuhause besonders heimelig, sicher und schön machen will. Wir glauben, dass sich die Konsumenten im kommenden Jahr wieder deutlicher dafür entscheiden werden, in ihr eigenes Zuhause zu investieren statt in Fernreisen. Damit hätten wir als Möbelindustrie eine weitere Chance, diese scheinbare Neuauflage des Cocooning mit unseren guten Entwürfen und unserem ganzheitlichen Design aufzugreifen. Ob es sich nun um einen Massagesessel oder um transparente Schränke, die in verschiedenen Farben leuchten können, handelt, Verbraucher wünschen Wellness auch im Wohnbereich.

Bei den Farben werden wir auf der IMM 2002 viele Unis und Ton in Ton-Kombinationen sehen. Die eindeutigen Farben haben dabei Auftrieb. Die knalligen Farben werden bleiben, rosa und helles violett kommen dazu, weiß wird Thema sein und bei Leder wird auch das Schwarz seinen Anteil halten können.

Bei den Holzoberflächenangeboten und Massivholzmöbeln haben wir nach wie vor Buche im Überhang. Erfreulich sehen wir eine weitere Zunahme im Angebot von heller oder gekalkter Eiche, aber auch von Kirschbaum.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Deutschen Möbelindustrie e.V. Flutgraben 2 53604 Bad Honnef Telefon: 02224/93770 Telefax: 02224/937777

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