Mittelstand mahnt Regierungskoalition, endlich mehr für die Unterstützung des Pflegebereichs zu tun
(Berlin) - Corona scheint vergessen: Zum heutigen Internationalen Tag der Pflege hat der Bundesverband Der Mittelstand. BVMW die Regierungskoalition und insbesondere das Bundesgesundheitsministerium nochmals daran erinnert, die im Koalitionsvertrag groß angekündigten Pläne für die Unterstützung im Pflegebereich endlich anzugehen. "Sechs Monate nach der Wahl herrscht in der Pflege große Ernüchterung. Den damaligen Ankündigungen sind bislang kaum Taten gefolgt. Vielmehr muss man sich fragen, ob überhaupt das, was damals niedergeschrieben wurde, noch so gewollt ist", macht Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. und Mitglied des Kuratoriums des Beirats Gesundheit des BVMW, in Berlin deutlich.
"Dabei ist während der Pandemie doch für jeden deutlich sichtbar geworden, wie schlecht es um die Pflege in Deutschland steht", so Vogler. "Ein Weiter-so kann es für die Branche wie auch für die Gesellschaft daher eigentlich nicht geben." Der Einsatz der Pflegenden in den vergangenen zwei Jahren habe ein starkes Zeichen der Wertschätzung verdient, so die Pflegeexpertin. "Nur so lässt sich der Pflegenotstand bekämpfen." Dass Pflegekräfte den Inhalt ihrer Arbeit grundsätzlich schätzen, zeigen aktuelle Studien. Demnach sind mindestens 300.000 eventuell sogar bis zu 660.000 Pflegekräfte, die ihren Beruf aufgegeben haben, zur Rückkehr oder Stundenerhöhung bereit.
Christine Vogler: "Für diese Entwicklung müssten sich aber einige Parameter fundamental ändern: Neben einer angemessenen Bezahlung, die insbesondere Fort- und Weiterbildung anerkennt, und einer klar begrenzten Arbeitszeit, braucht es mehr Zeit für qualitativ hochwertige Pflege durch eine bedarfsgerechte Personalbemessung." Der BVMW hatte im vergangenen Jahr vor der Bundestagswahl aufgezeigt, woran das Pflegesystem in Deutschland krankt: Das Positionspapier "Verbesserungen der Situation in der Pflegebranche" benennt elementare Hebel, um Pflegende zu entlasten und die Rahmenbedingungen insgesamt zu verbessern.
Als zentral wird dabei angesehen, die Personalkapazitäten - beispielsweise durch qualifizierte Zuwanderung oder durch eine stärkere Einbindung von Ehrenamtlichen - zu erhöhen. Zudem könnten steuerliche Vorteile für Pflegende einen Anreiz schaffen, um wieder mehr Menschen für die Pflege zu gewinnen. Darüber hinaus sollte es größere Investitionen in die Prävention, bessere Absprachen zwischen den Ministerien, ein verständliches und einheitliches Vertragsrecht sowie mehr Schnittstellen zwischen stationärer und ambulanter Versorgung geben.
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