Mit kleinen Schritten aus der Krise!
(Freiburg) - Die mittelständische Industrie verzeichnete im zweiten Halbjahr 2009 ein durchschnittliches Umsatzminus von 20 Prozent. "Wir verbuchen noch immer gespenstische Zahlen, aber nun geht es aus einem tiefen Tal Schritt für Schritt bergauf", sagt Dr. Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden e.V. (wvib), anlässlich der wvib-Winter-Pressekonferenz, die bei der ZAHORANSKY AG in Freiburg statt fand. Insgesamt etwa 400 Mitgliedsfirmen haben sich an der aktuellen Konjunkturumfrage beteiligt. Im Unternehmernetzwerk wvib sind ca. 1.000 produzierende Unternehmen mit ca. 160.000 industriellen Arbeitsplätzen und einem Umsatz von ca. 30 Milliarden Euro zusammengeschlossen.
Am härtesten hat es den Maschinenbau mit einem Umsatzminus von 25 Prozent erwischt, gefolgt von der Metallverarbeitung mit minus 24 Prozent. Besser geht es der Elektrotechnik und Optik mit minus 15 Prozent und den Dienstleistungen mit minus 14 Prozent. Das sind noch immer belastende Werte auf breiter Front, die sich aber gegenüber dem vorangegangenen Halbjahr erkennbar gebessert haben.
Fast 80 Prozent der Unternehmen melden Umsatzrückgänge im zweiten Halbjahr 2009. 7 Prozent erzielen kein Wachstum, bei über 13 Prozent ist der Umsatz aber gewachsen. Wir stecken noch immer tief in der Krise, daran besteht kein Zweifel. Aber die Zahlen sind mehr als einen Hauch besser als vor einem halben Jahr.
Fast die Hälfte aller Unternehmen rechnet mit Wachstum in den nächsten sechs Monaten. In der Vorperiode waren es nur halb so viel. 43 Prozent rechnen mit keiner Veränderung, nur 8 Prozent rechnen mit weiterer Schrumpfung. Das ist ein klarer weiterer Schritt aus der traurigen Lage heraus, in der wir uns derzeit befinden.
Bekanntlich ist die Weltwirtschaft das Schicksal des Mittelstands unserer Region. Über 30 Prozent des Umsatzes kommen aus dem direkten Export. Bei gut der Hälfte (55 Prozent) der exportierenden Unternehmen sind die Exporte gesunken. Der Rückgang geht wie auch in der Vorperiode parallel über alle Branchen und alle Kontinente, lediglich in Asien und Südamerika scheint es nicht ganz so schlimm zu sein, dafür ist Osteuropa besonders schlecht.
Mit einem durchschnittlichen Minus von 16 Prozent ist der Trend im Auftragseingang im zweiten Halbjahr 2009 noch immer katastrophal, wenn auch viel besser als vor sechs Monaten (-30 Prozent). Die Bremsspuren im Maschinenbau (-23 Prozent) und in der Kunststoffverarbeitung (-18 Prozent) sind am längsten. Noch am besten sieht es in der Elektrotechnik, Optik mit minus 13 Prozent aus.
Oder andersrum: Immerhin 20 Prozent der Unternehmen melden Zuwachs beim Auftragseingang, 11 Prozent eine Seitwärtsbewegung, noch immer 69 Prozent verzeichnen einen Rückgang. Das sind schmerzhafte Werte, die aber deutlich besser sind als im Sommer.
Aber die Erwartungen im Auftragseingang hellen sich deutlich auf: Nur noch 5 Prozent der Unternehmen rechnen in den nächsten Monaten mit fallendem Auftragseingang, 40 Prozent rechnen mit unveränderten Zahlen und solide 55 Prozent mit Zuwächsen. Zuwächse über dem Durchschnitt erwarten die Branchen Kunststoff mit 65 Prozent und der Maschinenbau mit 61 Prozent. Noch einmal wird deutlich: Wir sind vermutlich durch das Schlimmste hindurch!
Ganz Deutschland und besonders der Südwesten fragt sich, was all dies für den Arbeitsmarkt bedeuten wird. Im zweiten Halbjahr 2009 wurde uns der Abbau von ca. 3.200 Arbeitsplätze gemeldet (Vorperiode 2.900). Zum zweiten Mal seit sieben Jahren gibt es damit einen klaren Beschäftigungsverlust. Der Verlust jedes einzelnen Arbeitsplatzes tut bitter weh, aber die große Massenarbeitslosigkeit bleibt dennoch hartnäckig aus. Am stärksten ist der Beschäftigungsabbau im Segment Maschinenbau (-1.132 Stellen) und in der Metallverarbeitung (-1.054 Stellen) zu spüren.
Etwa 55 Prozent der Unternehmen haben in der zweiten Jahreshälfte 2009 Stellen abgebaut, 31 Prozent haben sich stabilisiert, immerhin 14 Prozent haben Personal aufgebaut. Stolze 71 Prozent der Unternehmen wollen ihre Mitarbeiterzahl im ersten Halbjahr 2010 konstant halten, 14 Prozent planen weiter aufzustocken und nur 15 Prozent rechnen noch damit sich zu verkleinern. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Aber das sind tolle Nachrichten für den Arbeitsmarkt, der sich ja noch immer in einem insgesamt überraschend guten Zustand befindet.
Die Auslastung der Kapazitäten gibt Anlass zur Sorge. Die jahrelange Überauslastung gehört mit gerade noch 1 Prozent der Vergangenheit an, 24 Prozent der Unternehmen sind voll ausgelastet und unglaubliche 75 Prozent sind unterausgelastet - übrigens quer durch die Bank. Das sind noch immer miserable Werte. Natürlich liegt die schlechte Auslastung auch daran, dass in den vergangenen Jahren gewaltige Kapazitäten aufgebaut wurden, um das stürmische Auftragswachstum zu bewältigen. Genau das hat ja die Investitionsgüterblase weiter befeuert.
Im aktuellen gesamtwirtschaftlichen Umfeld wird deshalb jede Investition genau geprüft. Ca. 58 Prozent der Unternehmen haben im zweiten Halbjahr 2009 weniger investiert als im Vergleichszeitraum 2008, 26 Prozent konnten das Niveau halten, immerhin 16 Prozent haben sogar mehr investiert. Die Investitionsquote bezogen auf den Umsatz liegt heute bei 5,75 Prozent - bei natürlich dramatisch gefallenen Umsätzen. Dennoch geht es leicht bergauf. Prozentual am meisten wird in der Kunststoffindustrie investiert (über 7 Prozent). Viele Unternehmen haben noch etwas Luft, um gegen die Krise anzuinvestieren. Das zeigt, dass unserer Unternehmen an sich, ihre Mitarbeiter, ihr Know-how, ihre Zukunft glauben. Dennoch: Noch 25 Prozent der Unternehmen planen, ihre Investitionen im ersten Halbjahr 2010 weiter zu senken, 50 Prozent wollen halten und satte 25 Prozent wollen steigern. Die Werte sind wieder im Kommen.
Natürlich sind die Erträge unter Wasser. Fast 50 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Ertragslage als schlecht, 38 Prozent als befriedigend, der Rest (12 Prozent) als gut. Das sind die zweitmiserabelsten Werte seit langem! Schlimmer war - wie bei fast jedem Indikator - nur das vorangegangene Halbjahr. Nur jedes zehnte Unternehmen kommt gut klar, das Damoklesschwert über dem Arbeitsmarkt hängt noch immer da. Und damit es nicht zum Einsatz kommt, sollten wir einiges dafür tun.
Ein kurzer Rückblick zur Zusatzfrage vor 12 Monaten: Wir haben im Dezember 2008 (Stand 4.700 Zähler) unsere Unternehmen gefragt, wo sie den DAX Ende 2009 sehen. Antwort: Ca. 11 Prozent sahen ihn unter 4.000 Zählern, die Hälfte über 5.000, der Durchschnitt bei 5.173. Vorgestern (26. Januar 2010) stand er bei 5.600. Man kann zu optimistisch, man kann auch zu pessimistisch sein.
Unsere Sonderfrage lautete diesmal: Wie viel Prozent volkswirtschaftliches Wachstum erwarten Sie für 2010? Die Median-Schätzung lag genau bei 1,5 Prozent. (Durchschnitt 1,3 Prozent).
Fazit: Die produzierenden Unternehmen im Schwarzwald, auf der Baar, im Hegau, am Hoch- und Oberrhein robben sich gerade Meter für Meter aus der Krise heraus. Die Stimmung ist nach wie vor merkwürdig ruhig, auch wenn jeder weiß, dass die letzten Meter die schwersten sind. Wir sind noch fern vom Ziel, doch die Beine sind schon schwer und der Rucksack ist leer.
Es gibt - wie immer - viel zu tun. Für die Unternehmen, für den wvib, für den Staat und damit für alle. Mehr dazu wird Ihnen unser Präsident, Klaus Endress, sagen!
Vielen Dank!
Wann ist die Krise bei uns angekommen?
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie haben unsere Zahlen von Dr. Münzer gehört. Sie sind, wie sie sind. Man kann sich noch immer so manchen Reim darauf machen. Prognosen schießen noch immer ins Kraut. Es wird überall orakelt. Nur eines ist sicher: Die Zukunft ist ungewiss.
Andererseits war die Zukunft vor einem Jahr noch erheblich ungewisser. Erinnern wir uns: Vor 12 Monaten standen die hausgemachten Probleme der Finanzwirtschaft noch im Zentrum der Debatte. Die Kanzlerin warb öffentlich für die staatlich garantierte Sicherheit der Spareinlagen der privaten Anleger. Damals ein Schock, dass selbst Omas Sparstrumpf offenbar in Gefahr war. Darüber denkt heute kein Mensch mehr nach. Die sogenannte Hochfinanz hat auf absehbare Zeit - und zu Recht - ein massives Imageproblem, aber unsere Welt geht im Wesentlichen so weiter wie bisher auch.
Der von Fernseh-Kassandras gerne verwendete Satz, dass nach der Krise nichts mehr so sei wie vorher, hat sich nicht bewahrheitet. Die Welt ist erschreckend gleich geblieben…. - leider!
- Vor allem der Arbeitsmarkt hat bislang verhältnismäßig ruhig reagiert. Der unablässig vorhergesagte steile Anstieg der Arbeitslosigkeit bleibt nachhaltig aus. Helmut Kohl hat den größten Teil seiner Amtszeit von solchen Zahlen geträumt.
- Der mit dem Arbeitsmarkt in Verbindung stehende Konsum war so stabil wie oft in besten Zeiten nicht. Keiner hätte es dem Verbraucher zugetraut, dass er derart souverän mit der Flut von schlechten Nachrichten umgeht. Auch wenn Arcandor pleite geht, so hindert das die Menschen noch lange nicht am Kaufen.
Eine Weltwirtschaftskrise ohne Massenarbeitslosigkeit und Einbruch im Konsum ist unerwartet, ungewöhnlich…, einzigartig. Wo ist die Krise eigentlich sichtbar?
Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ist die Krise noch immer nicht angekommen und wir erleben noch das böse Erwachen. Oder es gilt der Spruch: Es ist zwar Krise, aber keiner geht hin. Dann ist die Krise vor allem im Kopf, in den Medien? Aber warum bleibt dann der Konsum so stark?
Fakt ist, dass die Industrie in Deutschland - und besonders unseres Raumes - im letzten Jahr den größten Einbruch ihrer Geschichte hinnehmen musste. Rund ein Fünftel weniger wurde produziert als im Vorjahr. Diese 20 Prozent minus sind die Ursache für unsere 5 Prozentige gesamtwirtschaftliche Schrumpfung. Unsere Krise ist eine Industriekrise, genauer eine Investitionsgüterkrise, entstanden aus einer drei Jahre lang wachsenden Blase, die uns jährlich 10 Prozent nach oben geschraubt hat. Jetzt haben wir die Quittung. Und glauben Sie uns: Viele brave Unternehmer im Schwarzwald hat diese extreme Konjunkturkrise nicht so sehr überrascht wie manchen Chefvolkswirt im Frankfurter Bankenviertel.
Das Problem: Wir haben inzwischen gewaltige Überkapazitäten, denn allein der technische Fortschritt verzehrt jährlich ca. 2-3 Prozent Wachstum. Wir haben in den letzten Jahren berichtet, dass in den Reihen des wvib enorm in Produktionsmittel investiert wurde, was ja immer auch erhöhte Produktivität bedeutet. Kurz: Eine wegbrechende Nachfrage steht einem neuen, hochproduktiven Kapitalstock gegenüber, der aber erheblich unterausgelastet ist.
Bislang haben wir von der Vergangenheit gelebt. Die Puffer und Polster bei Zeitkonten, Zeitarbeit, Auftragsbestand, Eigenkapital sind langsam abgeschmolzen. Auch das phantastische Instrument der Kurzarbeit kennt natürliche Grenzen: Von der betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Rentabilität, über die Motivation der Mitarbeiter bis hin zu den täglichen Arbeitsabläufen. Kurzarbeit ist ein Modell zur Überwindung von Durststrecken - 6 Monate, vielleicht ein Jahr. Das Aufbohren auf 2 Jahre war zwar gut gemeint, aber falsch gedacht: Kurzarbeit wird dann nichts anderes als eine besondere Form der Arbeitslosigkeit.
Erwischt uns die Krise also noch? Oder gelangen wir kurz vorher ans rettende Ufer? Vorsichtige Prognose: Unterm Strich sieht es fast so aus.
In den letzten Wochen gab es noch ein uneinheitliches Bild bei den Prognosen für 2010. Aber immer mehr Indikatoren - vor allem unsere eigenen - sagen, dass schon das letzte Quartal 2009 besser war, als es zunächst erwartet wurde. Der weltwirtschaftliche Aufschwung macht sich langsam auf den Weg. China, Südostasien waren übrigens nie ganz weg, Südamerika auch nicht, die USA berappeln sich allmählich. Niemand ist darin besser als die USA. Auch in Deutschland mehren sich die positiven Stimmen. Es gibt - typisch Investitionsgüterbranche - sogar schon partielle Zwischengalopps, weil manche Automobiler im letzten Jahr zu sehr auf die Bremse getreten sind und jetzt aufholen müssen. Aber das ist kein Aufschwung, das ist die Korrektur von Übertreibungen, die ihrerseits auf Übertreibungen zurückgehen.
Wie sieht eine Welt ohne Übertreibungen aus? Vielleicht so: Das BIP wächst jährlich um 4 Prozent nominal. Es gibt 1 Prozent Inflation, 3 Prozent Produktivitätsfortschritt. Das kann man dann theoretisch ewig und sehr komfortabel durchhalten. Das ist natürlich andererseits sehr langweilig, denn man braucht dann keine Volkswirte, keine Prognosen, kein Hedging, keine Spekulation, keine Konjunktur-Pressekonferenzen, etc.
So ist die Welt aber nicht. Denn um diesen langfristigen Trend herum wird es immer Schwankungen geben, die ausgelöst sind von vielen Entwicklungen zuzüglich einer Mischung aus Gier und Angst. Spekulation entsteht im Spannungsfeld von Gier und Angst. Wer die Spekulation komplett ausrotten will, sollte bedenken, dass es diese immer gegeben hat und geben wird.
Andererseits kann man schon etwas dagegen tun:
- Barack Obama plant, den US-Investment-Banken den Eigenhandel zu verbieten. Banken sollen Kredite vergeben und nicht zuerst zocken, dann sich "verzocken" und sich anschließend vom Steuerzahler retten lassen.
- Banken sollen - laut Obama - eine bestimmte Größe, oder besser: Risikobelastung für den Staat nicht überschreiten ("too big to fail"). Denn nur dann können sie überhaupt noch gerettet werden.
- Auch Finanzminister Schäuble plant seit kurzem, die Banken daran zu beteiligen, dass sich die Gesellschaft an ihnen mit massiver Unterstützung beteiligt hat. Es darf nicht sein, dass das Geschäftsmodell einiger Banken, die Gewinne zu privatisieren und die Verluste zu sozialisieren, Nachahmer auf den Plan ruft.
Die Stoßrichtung aller dieser Maßnahmen stimmt. Und wenn wir bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die ja in Basel sitzt, einen Konsens entwickeln, wie die Bankaufsicht der Zukunft weltweit aussehen sollte, und daran wird ja seit Jahrzehnten kontinuierlich gearbeitet, dann wäre das wieder ein kleiner Fortschritt, der mehr bringt als berechtigte aber phrasenhafte Banker-Schelte oder einseitige Skandalisierung von überwiegend harmlosen Bonus-Systemen.
Über eines müssen wir uns im Klaren sein. Ein langfristiger und vorsichtiger agierendes Bankensystem kann nicht gleichzeitig mehr Risiken im Mittelstand übernehmen oder generell günstigere Kreditkonditionen gewähren. Eine solche Bankenwelt muss Risiken vermeiden bzw. mehr teures Eigenkapital als Versicherung bereithalten. Wer den Banker als Zocker schilt, darf sich nicht selbst am Gewinn beteiligen.
In einer Marktwirtschaft zahlt immer der Kunde die Zeche - dies gilt auch für die Stabilität des Finanzsektors. Aber besser alle direkt Betroffenen zahlen regelmäßig ein bisschen im Voraus, als dass der Steuerzahler den Löwenanteil in Nachhinein berappen muss!
Die Zeche für Deutschland präsentiert hat uns letzte Woche Finanzminister Wolfgang Schäuble. Insgesamt wird die Neuverschuldung 2010 bei ca. 100 Mrd. Euro liegen. Etwa dreimal mehr als der Schnitt der Vorjahre. Fast jeder dritte Euro des Gesamthaushalts von 325 Mrd. Euro geht in die Neuverschuldung.
Auf die Region runter gebrochen: Das sind über drei Jahresumsätze aller 1000 wvib-Mitglieder, die über 160.000 Menschen beschäftigen. 160.000 Menschen müssen also drei Jahre lang arbeiten, um 100 Mrd. Euro Umsatz (die Grösse der Neuverschuldung) zu erreichen. Aber die Schulden werden ja nicht mit dem Umsatz getilgt, sondern mit dem Überschuss - dem Gewinn. Unterstellen wir eine 10 Prozentige Umsatz-gewinnrate, dann müssten die ganzen wvib-Unternehmen 30 Jahre lang ihre gesamten Ergebnisse nur für die Tilgung dieser Neuverschuldung in 2010 abliefern… Natürlich wären da dann noch die Zinsen zu bezahlen… Das ist unvorstellbar!
Und es wird noch schlimmer, wenn man bedenkt, dass von den 325 Mrd. nur knapp 29 Mrd. in Investitionen fließen. 40 Mrd. gehen hingegen in den Schuldendienst für die Sünden der Väter. 146 Mrd. in den Etat Soziales, 31 Mrd. geht in die Verteidigung.
Vor einem Jahr hat Deutschland im Rahmen der Föderalismus-Kommission eine sogenannte Schuldenbremse vereinbart, die seit Mai 2009 Verfassungsrang hat. Ab 2011 müssen wir sie bedienen. Das ist Gesetz. Dann darf die Nettokreditneuaufnahme nicht mehr als 0,35 Prozent des BIP betragen. 2016 muss der Bund einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen, 2020 die Länder. Konkret müssen ab sofort 60 Mrd. jährlich eingespart werden.
Meine Damen und Herren,
2010 - das ist also so, als würden Bund und Länder als notorische Alkoholiker noch einmal mit dem größten Besäufnis aller Zeiten darauf anstoßen, dass sie ab nächstes Jahr - ganz sicher und mit "Ehrenwort" - auf ewig trocken sind.
Wo kann man sparen? Ein paar Tipps vom wvib …
12 Mrd. Rasenmäherkürzung 5 Prozent Bundesausgaben (o. Zinsen)
7 Mrd. Abschaffung der Steuerbefreiung für Flugbenzin
7 Mrd. Halbierung Steuerzuschuss ges. Krankenversicherung
6 Mrd. Wegfall Energievergünstigung Dieselkraftstoff
5 Mrd. Abschaffung Pendlerpauschale
2 Mrd. Wegfall Steuerbefreiung Wochenendarbeit
2 Mrd. Wegfall Steinkohle-Subventionen
Das macht schon mal gute 40 Mrd. Euro. Und das zeigt mir, dass wir es schaffen können. Da sind nämlich wirklich keine sozialen Grausamkeiten dabei.
Die Investitionsgüterkrise und Automobilkrise wird in den nächsten Jahren vergessen sein, neue Anforderungen an uns werden kommen, die naturgemäß noch keiner kennen kann.
Unsere gesellschaftliche Krise ist dann aber erst in den Köpfen angekommen, wenn wir bereit sind, unsere volkswirtschaftliche Zeche - wie es in der Verfassung steht - in den nächsten Jahren auch zu bezahlen. Erst dann haben wir als Gesellschaft aus dem Spiel von Gier und Angst gelernt. Und: Erst dann könnten wir auch wieder eine neue Krise überleben.
Quelle und Kontaktadresse:
wvib Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen in Baden e.V.
Dr. Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer
Merzhauser Str. 118, 79100 Freiburg
Telefon: (0761) 45670, Telefax: (0761) 4567599