Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Mit einem Fuß in der Rezession

(Berlin) - Die Perspektiven für die Weltwirtschaft haben sich in den letzten Monaten erheblich verschlechtert. Dies hat zur Folge, dass sich auch die Konjunktur im Euro-Raum schlechter entwickelt als noch vor einem halben Jahr prognostiziert. In Deutschland war das Wachstum im bisherigen Jahresverlauf noch ungünstiger als im gesamten Euro-Raum. Nach einer Stagnation der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres ist im dritten und vierten Quartal sogar ein leichter Rückgang des Bruttoinlandsprodukts zu befürchten. „Deutschland steht deshalb inzwischen mit einem Fuß in der Rezession, auch wenn sich für das gesamte Jahr 2001 noch ein Wirtschaftswachstum von rund 0,75 Prozent ergeben dürfte“, so Dr. Martin W. Hüfner, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschafts- und Währungspolitik beim Bundesverband deutscher Banken und Chefvolkswirt der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG. Hüfner stellte am 6. November in Berlin die aktuelle Prognose zur Konjunktur- und Wirtschaftspolitik 2001/2002 des Bundesverbandes deutscher Banken dar. Sie beruht auf einer aktuellen Umfrage unter namhaften privaten Banken.

Für das kommende Jahr sei zwar - ausgehend von den USA - wieder eine Besserung in Sicht. Wegen der gedämpften Effekte vom Bausektor, der unverändert starren Strukturen am deutschen Arbeitsmarkt und einer weiter steigenden Abgabenbelastung sehen die Chefvolkswirte der privaten Banken jedoch die Gefahr, dass das Wirtschaftswachstum auch im kommenden Jahr das Schlusslicht der Euro-Staaten bilden wird. Im Durchschnitt wird für Deutschland daher für das kommende Jahr nur ein reales Wirtschaftswachstum von rund einem Prozent prognostiziert.

Um hier gegensteuern zu können, empfehlen die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschafts- und Währungspolitik beim Bundesverband deutscher Banken verstärkte Anstrengungen bei den strukturellen Wirtschaftsreformen. Hierzu gehöre auch das Vorziehen sämtlicher noch ausstehender Stufen der Steuerreform auf das Jahr 2002 und die Vorverlegung der dritten Stufe auf das Jahr 2003 bzw. 2004. Die sich hieraus ergebende Mehrbelastung des Staatshaushaltes ließe sich nach Vorstellung der Chefvolkswirte der privaten Banken durch eine schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters und eine strenge Deckelung der konsumtiven Staatsausgaben auffangen. Für Europa erwarten die Bankenvolkswirte nur noch ein Wachstum von 1,5 Prozent. Dies ist ein Prozent weniger als im Frühjahr dieses Jahres vorhergesagt. Gründe für die unbefriedigende konjunkturelle Entwicklung im Euro-Raum sind die verhältnismäßig hohe Preissteigerungsrate im ersten Halbjahr sowie der wirtschaftliche Abschwung in den USA. Der kräftige Schub bei den Energie- und Lebensmittelpreisen hat die Inflation im Euro-Raum im Mai auf das Niveau von 3,5 Prozent getrieben. Dies habe die Kaufkraft der privaten Haushalte empfindlich gedämpft. Für das kommende Jahr schätzen die Volkswirte das Wirtschaftswachstum in Europa auf knapp 1,5 Prozent – in etwa das Niveau dieses Jahres.

Für die USA prognostizieren die im Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik vertretenen Chefvolkswirte ein reales Wirtschaftswachstum von rund 1 Prozent in diesem und im kommenden Jahr.

Die günstige Preisentwicklung bietet der Europäischen Zentralbank aus Sicht der Volkswirte genügend Spielraum für weitere Leitzinssenkungen, der entschlossen genutzt werden sollte. Sie rechnen bis zum Ende des Jahres mit einer Zinssenkung auf 3,25 Prozent. Für die ersten sechs Monate des kommenden Jahres werden weitere Zinssenkungen auf 2,5 bis 3 Prozent vorausgesagt.

Den Wechselkurs des Euro sehen die Volkswirte nach wie vor als unterbewertet. Sie erwarten allerdings kurz- bis mittelfristig keine durchgreifende Korrektur dieser Unterbewertung. Zum Jahresende wird ein Dollar-Euro-Kurs von 0,92 US-Dollar prognostiziert. Im ersten Halbjahr 2002 dürfte der Kurs um rund 5 Cents auf 0,97 US-Dollar steigen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB) Burgstr. 28 10178 Berlin Telefon: 030/16630 Telefax: 030/16631399

NEWS TEILEN: