Pressemitteilung |

Missmanagement der Musikindustrie begünstigt Internet-Piraterie / Filmbranche größter Leidtragender

(Berlin/Köln) - Die Musikindustrie trägt eine große Mitschuld an der ausufernden Entwicklung der Piraterie im Internet. Das erklärte die Wirtschaftsinitiative „no abuse in internet“ (naiin) www.naiin.org anlässlich der Verleihungen des Bambi und des Europäischen Filmpreises am 5. Dezember in Berlin. Fatale Versäumnisse der großen Musiklabels hätten die illegale Verbreitung urheberrechtlich geschützter Musiktitel im weltweiten Datennetz geradewegs angekurbelt.

„Die Musikbranche hat es schlichtweg verschlafen, sich rechtzeitig und mit geeigneten Mitteln gegen Piraterie im Internet zu schützen. Erst ein großer Computer-Konzern musste den Marktherren zeigen, wie man legale Musicstores etabliert und ökonomisch managt.“, so naiin-Präsident Arthur Wetzel. Anders hingegen stellt sich die Situation für die Filmbranche dar. Sie ist laut naiin am schwersten von der Internet-Piraterie getroffen. Grund: Ihre Handlungsmöglichkeiten sind im Vergleich zur Musikbranche nur sehr eingeschränkt.

„Der Musikwirtschaft wäre es jederzeit möglich gewesen, legale Alternativen zu illegalen Download-Plattformen wie zum Beispiel Tauschbörsen zu schaffen. Die Filmindustrie kann dies im Hinblick auf Kinofilme oder andere Produktionen nicht“, erläutert Wetzel. Der Zeitraum zwischen dem Start eines Kinofilms bis zur Veröffentlichung der entsprechenden DVD ist klar reglementiert und entspricht den traditionellen Regeln der Verwertungskette in dieser Branche; er ist mit mindestens sechs Monaten viel größer als der zwischen der Erstveröffentlichung eines Songs und dessen Verkauf auf einer CD.

Die Entwicklung der Online-Tauschbörsen zu illegalen Download-Plattformen urheberrechtlich geschützten Materials samt entsprechendem Nutzer-Zustrom war Jahre vor der Existenz des ersten legalen Alternativ-Angebots absehbar. Aber selbst heute, wo das Problem erkannt ist, sind die legalen Angebote laut Untersuchungen des europäischen Verbraucherverbandes BEUC noch unzureichend. iTunes, MusicLoad & Co weisen noch ein zu einseitiges und schmales Musikangebot auf. Viele tausend Titel stehen im Internet schlichtweg nur illegal zum „Erwerb“.

Doch auch die Filmbranche scheint nicht aus den Fehlern der Musikbranche zu lernen. Sie scheint sie vielmehr zu wiederholen. Zwar wird in Kinotrailern mit einigem Erfolg auf die strafrechtliche Relevanz von Raubkopien hingewiesen, im Internet wird die Verbreitung aber noch immer als Kavaliersdelikt angesehen. „Von Tausenden Hinweisen auf illegale Internet-Inhalte, die jährlich unter www.naiin.org eingehen, bezieht sich keine einzige auf Filmpiraterie. Die Problematik ist der breiten Masse einfach nicht im Bewusstsein“, schlussfolgert Wetzel.

Hintergrund: Filmpiraterie

Die illegale Vervielfältigung von Filmen ist ein Massenphänomen. Allein in Deutschland entsteht durch Filmpiraterie jährlich ein Gesamtschaden in Höhe von 350 Millionen Euro. Der Schaden weltweit beläuft sich laut dem US-Filmverband Motion Picture Association of America (MPAA) auf mehr als 3,5 Milliarden Dollar. 53 Prozent aller US-Filme stehen bereits vor ihrem Kinostart als illegaler Download im Internet zur Verfügung. Interpol zufolge soll sich selbst das Terror-Netzwerk Al-Qaida durch DVD-Raubkopien finanziert haben.

Quelle und Kontaktadresse:
no abuse in internet - Verein gegen Missbrauch im Internet e.V. (NAIIN) Pressestelle Pascalstr. 10, 10587 Berlin Telefon: (030) 39911033, Telefax: (030) 14882765 23

(tr)

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