Mischfutterabsatz besser als erwartet
(Bonn) - Die deutschen Mischfutterhersteller schauen auf ein absatzstarkes Getreidewirtschaftsjahr 2013/2014 zurück. Den Daten der amtlichen Statistik zufolge wurden insgesamt 23,67 Millionen Tonnen Mischfutter im Zeitraum von Juli 2013 bis Juni 2014 produziert. Das Rekordergebnis aus dem Vorjahr (23,61 Millionen Tonnen) konnte somit noch einmal leicht übertroffen werden. Das Resultat steht nach Angaben des Deutschen Verbandes Tiernahrung e. V. (DVT) entgegen den Erwartungen vieler Hersteller, die zu Beginn des Wirtschaftsjahres angesichts stark rückläufiger Getreidepreise mit einem Nachfragerückgang bei gewerblich erzeugtem Mischfutter rechneten. Im Vergleich zu früheren Trends bei ähnlichen Rohwarenpreisentwicklungen bestätigte sich diese Prognose zur Freude der Produzenten nicht.
"Die Futtermittelbranche sieht längerfristig einen schwindenden Selbstmischeranteil in der Landwirtschaft, vor allem bei größeren Betriebseinheiten. Mischfutter bleibt einer der wichtigsten landwirtschaftlichen Vorleistungsposten", betont Dr. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der DVT-Geschäftsführung.
Beim Blick auf die einzelnen Futtersorten sind allerdings unterschiedliche Verlaufsformen festzustellen: Bei den Hauptmischfuttersorten konnte neben der Legehennenfutterproduktion in erster Linie der Absatz im Segment Rindermischfutter erneut gesteigert werden. Unter dem Eindruck hoher Milcherzeugerpreise und den Ausstieg aus dem Milchquotensystem in Sichtweite fördern die Landwirte mit angehobenen Kraftfuttergaben das Leistungspotenzial ihrer Kühe. Der Absatz von Schweinemischfutter ist dagegen leicht rückläufig. Auch Mastgeflügelfutter erreicht die Vorjahreslinie nicht. Beide Bereiche zeigen auf, dass es momentan keine nennenswerten Tierbestandserweiterungen gibt, die eine zusätzliche Mischfutternachfrage generieren könnten. DVT-Geschäftsführer Baaken sieht skeptisch in die Zukunft: Das wirtschaftlich hohe Niveau wird sich aufgrund der politischen Rahmenbedingungen nicht weiter halten lassen.
Entspannung bei Rohstoffkosten - Absatzlage ungewiss
Auf der einen Seite hat sich mit der jüngsten sehr guten heimischen Getreideernte und den weltweit guten Erträgen bei den wichtigsten pflanzlichen Rohstoffen die Versorgungslage für die Futtermittelwirtschaft deutlich verbessert. Die Rohstoffkosten scheinen sich für die kommenden Monate nachhaltig zu verringern. Die deutsche Ernte hat relativ hohe Mengen an Futtergetreide hervorgebracht. Im Gegensatz zur Vorsaison dürften die mäßigen Proteinwerte bei heimischem Weizen für ein geringeres Exportvolumen sorgen. Der Zugriff der Industrie auf inländisches Getreide wäre damit um einiges erleichtert. Nach einer guten südamerikanischen Sojabohnenernte scheint zudem auch die bevorstehende Ernte in den USA hohe Sojabohnenmengen zu liefern. Für den Proteinsektor könnte das die Kurse weiter bröckeln lassen. Die Diskussion um die Verfügbarkeit von Rohstoffen sollte damit zunächst weniger stark im Fokus stehen. Die Mischfutterpreise spiegeln diese Signale bereits wider und haben in jüngster Zeit nachgegeben. Der Mischfutterzukauf bleibt für die Nutztierhalter somit attraktiv.
Auf der anderen Seite mehren sich die Vorzeichen, dass sich die Tierproduktion in Deutschland in einer Umbruchphase befindet. Der Tierwohlaspekt gewinnt gesellschaftspolitisch an Wert. Durch die gleichnamige Initiative könnten tierplatzbedingt reduzierte Gesamtbestände im Schweine- und Mastgeflügelbereich auf die Mischfutternachfrage drücken. Darüber hinaus beginnt für die Milchviehhalter mit dem Ausstieg aus dem starren Milchreferenzmengensystem ab April 2015 eine neue Zeitrechnung: Der Angebotsdruck bei Milchprodukten dürfte zunehmen. Wird der florierende Export - wie aktuell geschehen - aus handelspolitischen Gründen gedeckelt, droht dem Milchsektor eine Rentabilitätsschwäche, in deren Folge sich Negativauswirkungen auf den Mischfutterabsatz niederschlagen könnten. Die Vorausschau der Futtermittelwirtschaft auf das laufende Getreidewirtschaftsjahr 2014/2015 ist deshalb auch nur verhalten optimistisch.
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