Pressemitteilung | Kassenärztliche Bundesvereinigung KdÖR (KBV)

Mischen sich die Kassen in die Behandlung ein, gefährden sie die Therapie

(Berlin) - "Behandlungsdaten gehen nur den Patienten und seinen Arzt etwas an. Im Interesse der Versicherten müssen wir verhindern, dass die Krankenkassen im Rahmen der neuen Chronikerprogramme zum Big Brother und die niedergelassenen Ärzte zu deren informellen Mitarbeitern werden." Das hat am 4. Juli 2002 in Berlin der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Manfred Richter-Reichhelm, erklärt. Die am 1. Juli in Kraft getretene Rechtsverordnung zu den Disease-Management-Programmen (DMPs)für Diabetes- und Brustkrebspatienten erlaubt den Krankenkassen, Behandlungsdaten für Eingriffe in den Therapieverlauf zu sammeln. Voraussetzung ist das Einverständnis des Patienten.

Die KBV hatte dafür plädiert, die Daten für Zwecke der Qualitätssicherung ohne Versichertenbezug zu erheben und die versichertenbezogene Datenübermittlung auf ein Minimum zu beschränken. Sie konnte sich aber nicht mit dieser Forderung durchsetzen.

"Alarmierend ist, dass bereits vor Beginn der DMPs die Krankenkassen immer wieder versucht haben, sich in die Therapie einzumischen. Uns sind Fälle bekannt geworden, wo Kassenmitarbeiter Diabetiker angerufen, sich nach ihren Blutzuckerwerten erkundigt haben und dann den Therapieplan ändern wollten. Das ist unseriös. Wenn sich Medizin anhand nur eines Eckwerts betreiben ließe, könnten wir sie Einem Computer überlassen", so der KBV-Chef. Bei Brustkrebspatientinnen befürchtet die KBV, dass die Krankenkassen sich trotz unzureichender Informationslage in die Therapieentscheidungen zur Chemo-, Hormon- oder Strahlentherapie einmischen werden.

Verträge zur Umsetzung von DMPs wird es deshalb nur geben, wenn Kassenärztliche Vereinigungen oder Ärzteorganisationen auf Landesebene mit den örtlichen Krankenkassen Lösungen finden, die unangemessene Eingriffe in das Behandlungsverhältnis verhindern. Dazu Richter-Reichhelm: "Es ist richtig, sich noch intensiver als Bis lang um Chroniker zu kümmern. Versorgungsmanagement braucht eine seriöse Qualitätssicherung. Die Kassenärztlichen Vereinigungen haben mit den existierenden Diabetesverträgen gezeigt, welche Möglichkeiten hierzu bestehen und sie werden diese Erfahrung in die Programme einbringen. Ich kann aber die Krankenkassen nur warnen: Wenn Sie sich zum Gesundheitskommissar ihrer Versicherten aufspielen, werden die Patienten dies nicht akzeptieren. Die Kassen gefährden damit die Existenz der Programme und das Ziel, die Versorgung chronischkranker Menschen zu verbessern."

Quelle und Kontaktadresse:
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Herbert-Lewin-Str. 3 50931 Köln Telefon: 0221/40050 Telefax: 0221/408039

NEWS TEILEN: