Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Minus vier Prozent Umsatz in diesem Jahr / Beschäftigung bleibt im Rückwärtsgang

(Frankfurt/Main) - Die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sieht noch keine nachhaltige Erholung in diesem Jahr. Die im zweiten Halbjahr 2002 erhoffte Stabilisierung ist nach Einschätzung des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. nicht auf eine Konjunkturwende zurückzuführen, sondern in erster Linie auf die schlechteren Vergleichsmaßstäbe des Vorjahres. Für das Gesamtjahr rechnet ZVEI-Hauptgeschäftsführer Gotthard Graß mit einem Umsatzrückgang der Branche von vier Prozent auf 154 Mrd. €. Bei der Beschäftigung befürchtet er einen weiteren Rückgang auf unter 840.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im April 2001 hatte die Branche noch 885.000 Arbeitsplätze gemeldet.

Im ersten Halbjahr 2002 sanken die Umsätze des zweitgrößten Industriezweiges in Deutschland um 6,8 Prozent auf 74,7 Mrd. €, wobei sich die Umsätze mit ausländischen Kunden im 2. Quartal mit einem Minus von einem Prozent zwischen April und Juni stabilisierten. Im Inland war hingegen bei einem Umsatzminus von 8,4 Prozent noch kein Ende der Talfahrt erkennbar. Die Zahl der Beschäftigten lag Ende Juni bei 845.000.

Insbesondere der „überzogene und nicht konjunkturgerechte" Tarifabschluss der Metall- und Elektroindustrie lasse befürchten, dass es bei der gegenwärtig labilen Konjunkturlage zu weiteren Freisetzungen und noch im laufenden Quartal zum tiefsten Stand seit
40 Jahren kommt. „Aus konjunktureller Sicht bräuchten wir eigentlich eine Revision des gesamten Abschlusses oder zumindest der Erhöhung im nächsten Jahr“, erklärte Graß. Zumindest werde sich aber zeigen, ob es die IG Metall mit der erstmals vereinbarten Öffnungsklausel wirklich ernst meint.

Noch kräftiger als die Umsätze im ersten Halbjahr 2002 ging mit einem Minus von zehn Prozent die elektroindustrielle Produktion in Deutschland zurück. Neben dem anhaltenden Strukturwandel hin zu mehr Software und Services, so Graß, deute dies auch auf eine deutliche Verringerung der Lagerbestände hin. Allerdings seien Kapazitäten auch dauerhaft vom Markt genommen worden. So sei die Kapazitätsauslastung innerhalb der letzten zwölf Monate lediglich von 82,3 auf 78,9 Prozent gesunken.

Beim Blick auf das künftige Geschäft zeichnet sich nach Einschätzung des ZVEI noch keine nachhaltige Verbesserung ab. Die Auftrags-eingänge waren im zweiten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit minus fünf Prozent noch immer rückläufig, nach minus elf Prozent im ersten Quartal. Im zweiten Halbjahr werde sich das Neugeschäft der Branche bestenfalls auf die Null-Linie zubewegen. Dieser Effekt sei aber insbesondere auf den scharfen Einbruch im dritten Quartal 2001 zurückzuführen, unter dem in Folge des
11. September insbesondere das Auslandsgeschäft gelitten habe. „Im Inland seien dagegen noch keine Impulse bei den Auftragseingängen erkennbar", so Graß: „Lediglich die Geschwindigkeit des Rückgangs wird wohl spürbar abnehmen.“ Auch bei der Beschäftigung werde eine Trendumkehr wohl weiter auf sich warten lassen. „Erst im Verlauf des Jahres 2003 werden die Wachstumskräfte in der deutschen Elektrotechnik- und Elektronikindustrie wohl wieder auf breiter Front die Oberhand gewinnen“, sagte Graß.

Das Ausbleiben einer raschen konjunkturellen Erholung hat für den ZVEI mehrere Gründe: So ist der erhoffte Aufschwung in den USA ebenso ausgeblieben wie die Belebung der Nachfrage in anderen wichtigen Zielmärkten. Darüber hinaus hat sich die Erwartung auf sinkende Energie- und Rohstoffpreise nicht erfüllt. Zusätzliche Belastungen sind durch die Turbulenzen auf den Finanzmärkten und den fallenden Dollarkurs entstanden.

Graß konstatierte zudem einen wachsenden Investitionsstau in Deutschland seit Anfang der neunziger Jahre. Um private Investitionen zu initiieren, müsse jedoch ein innovations- und investitionsfreundliches Klima geschaffen werden. Allein von den Vorschlägen der Hartz-Kommission sei eine umfassende Trendwende wohl nicht zu erwarten. Notwendig seien vielmehr umfassende Strukturreformen und ganz konkrete Innovationsimpulse. Ansatzpunkte hierfür sieht der ZVEI unter anderem bei der Digitalisierung von Hörfunk und Fernsehen, bei der Reform des Gesundheitswesens und bei der raschen Einführung von Telematiksystemen im Verkehrsbereich.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. Stresemannallee 19 60596 Frankfurt Telefon: 069/63020 Telefax: 069/6302317

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