Mineralwasser: Absatz 2002 um 2,5 Prozent gestiegen / 2003 Belastungen durch Pflichtpfand, LKW-Maut und Öko-Steuer
(Bonn) - Das beliebteste alkoholfreie Getränk der Deutschen ist und bleibt Mineralwasser: Rund 110 Liter Mineral- und Heilwasser trank durchschnittlich jeder Deutsche im vergangenen Jahr. Mit einem erneuten Absatzrekord von plus fünf Prozent behauptete sich Mineralwasser als das alkoholfreie Getränk Nummer eins in Deutschland, so bilanziert der Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM) nach ersten Hochrechnungen am 9. Januar in Bonn. Der Absatz wuchs insbesondere im Osten Deutschlands. Vor allem Unternehmen, die vorrangig den Discountbereich beliefern, konnten ihren Absatz überdurchschnittlich ausbauen, erklärt VDM-Geschäftsführer Wolfgang Stubbe das Absatzplus in 2002. Den erhöhten Zuspruch der Discounter führt Stubbe auf Teuro-Diskussion und Wirtschaftsskepsis zurück. Entsprechend blieb der Umsatz der Mineralbrunnen-Unternehmen deutlich hinter der Absatzsteigerung zurück. Ersten Schätzungen zufolge wird sich der Branchenumsatz 2002 bei etwa 2,8 Milliarden Euro einpendeln dies entspräche einem Plus von rund 2,5 Prozent zum Vorjahr.
Am beliebtesten ist Mineralwasser mit viel Kohlensäure. Fast 60 Prozent des Mineralwasserabsatzes macht die kräftig sprudelnde Variante aus. Zwar nimmt der Trend zu Mineralwasser mit wenig(er) Kohlensäure oder ganz ohne Kohlensäure stetig zu, doch bleibt der Absatz von Mineralwasser mit klassischem Kohlensäureanteil stabil
(+ 1,9 Prozent). Mineralwasser mit wenig Kohlensäure stieg um knapp zehn Prozent bei einem Marktanteil von rund 35 Prozent. Die kohlensäurefreie Variante konnte ihren Absatz sogar um mehr als die Hälfte erhöhen jedoch auf geringer Basis (Marktanteil von rund 2,5 Prozent). Mineralwasser gewinnt also bei allen Kohlensäure-Varianten hinzu, so Wolfgang Stubbe, VDM-Geschäftsführer. Der Newcomer Mineralwasser ohne Kohlensäure öffnet für deutsche Mineralbrunnen einen zusätzlichen Markt und nimmt den Klassikern mit Kohlensäure keine Absatzanteile weg. Gerade auch in Hinblick auf den Zuspruch zu ausländischen Mineralwässern ohne Kohlensäure sei hier noch Wachstumspotenzial für die deutschen Brunnen vorhanden, erklärt Stubbe.
Auch die Mineralbrunnen-Erfrischungsgetränke konnten im Vergleich zum Vorjahr kräftig zulegen - um rund 10,5 Prozent. Getränke wie Schorlen, Limonaden oder Sportgetränke auf Mineralwasserbasis machen inzwischen gut ein Fünftel des Gesamtabsatzes von rund 11,4 Milliarden Litern aus. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Erfrischungsgetränken auf Mineralwasserbasis steigerte sich auf 34,4 Liter. Wie schon in den Jahren zuvor gehörte auch im Jahr 2002 die Fruchtschorle zu den Gewinnern des alkoholfreien Getränke-Markts. Die Absatzkurve der Mineralwasser-Saft-Mischungen stieg um 9,5 Prozent.
Absatzeinbußen musste erneut das Heilwasser hinnehmen (- 11,2 Prozent). Der Marktanteil des Heilwassers ging entsprechend auf unter drei Prozent zurück. Dabei passt Heilwasser optimal zur derzeitigen Wellness-Welle und zum Trend der Functional Drinks, also der Getränke, die einen Zusatznutzen bieten. Dem Verbraucher ist nicht ausreichend bewusst, dass Heilwasser ein Produkt ist, das wissenschaftlich nachgewiesene gesundheitliche Wirkungen hat, erklärt der VDM-Geschäftsführer.
Insgesamt kamen 11,4 Milliarden Liter deutscher Mineralbrunnen-Getränke (Mineral- und Heilwasser sowie Mineralbrunnen-Erfrischungsgetränke) in den Handel und die Gastronomie. Dies entspricht einem Gesamtabsatzplus von rund 6,5 Prozent. Die Produkte der 233 deutschen Mineralbrunnen-Unternehmen deckten somit deutlich mehr als die Hälfte des Pro-Kopf-Verbrauchs an alkoholfreien Getränken (Wässer, Säfte, Softdrinks).
Belastungen durch Pflichtpfand, LKW-Maut und Öko-Steuer
In Hinblick auf unbefriedigende Umsätze und die Gesamtwirtschaftslage startet die Branche mit Skepsis ins Jahr 2003: Zu viele gesetzliche Stolpersteine erschweren den Weg für die deutschen Mineralbrunnen-Unternehmen, so Stubbe. Neben Öko-Steuer stehen Pflichtpfand auf Einweg-Mineralwasser- und Erfrischungsgetränke-Verpackungen sowie die LKW-Maut ins Haus. Seit dem 1. Januar gilt das Pflichtpfand auf Dosen und Einwegflaschen für Bier, Wasser und Erfrischungsgetränke mit Kohlensäure. Solange noch kein einheitliches und sicheres Verfahren für Pfand und Rücknahme eingeführt ist, inzwischen aber pragmatische Lösungen angeboten werden, sollten die Bundesländer keine Sanktionen aussprechen, sondern Industrie und Handel eine Übergangs- und Aufbauzeit gewähren, betont Stubbe.
Zusätzlich wird die Maut für LKW die Mineralbrunnen-Unternehmen belasten. Mineralwasser wird zu einem Großteil in Mehrweg abgefüllt, das heißt auf Autobahnen müssen Brunnenbetriebe doppelte Streckengebühren bezahlen: Einmal für die Anlieferung des Mineralwassers, das zweite Mal bei Rücktransport des Leerguts. Mit der LKW-Maut werden Mineralbrunnen bestraft, die in Mehrwegflaschen abfüllen. Verpackungsverordnung und Pfandpflicht auf Einweg sollen die Mehrwegverpackung schützen und fördern, so Stubbe, nun widerspricht sich der Gesetzgeber selbst und bestraft das Mehrwegsystem mit einer Maut für doppelte Wege.
Quelle und Kontaktadresse:
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