Milchpräsident Felßner: Handel macht sich Taschen voll, Bauern schauen in die Röhre
(München) - Milch im Supermarkt fünf Cent teurer, doch Erzeuger erhalten nicht mehr und leiden unter hohen Kosten
Ob international oder national, die Preise am Milchmarkt steigen seit längerem steil an. Die Nachfrage ist hoch und die Milchmenge rückläufig. Umso unverständlicher war daher auch die viel zu niedrige Erhöhung von nur drei Cent pro Kilo in den Konsummilchkontrakten zwischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und Molkereien Anfang Januar. Noch vor einer Woche hat der Bauernverband in einer bayernweiten Aktion unter dem Motto "Werbegelder verprassen, aber beim Tierwohl knausern?" u. a. die aktuell viel zu niedrigen Milchpreise kritisiert. Nachdem die Milcherzeugungskosten im letzten Jahr um mehr als zehn Cent angestiegen sind - Strom, Dünger, Energie kosten bis zu 300 Prozent mehr -, wurde ein deutlich höherer Preissprung erwartet als die mageren drei Cent. Der Lebensmitteleinzelhandel zögerte damals nicht und gab die Preiserhöhung direkt an die Verbraucherinnen und Verbraucher weiter.
Zum Wochenbeginn hat Aldi die Preise für die Konsummilch erneut um fünf Cent pro Liter erhöht. Weitere große Handelsunternehmen zogen bereits nach und schlossen sich diesem Vorstoß direkt an. "Die Erhöhung der Trinkmilchpreise im Laden bildet die Marktrealität endlich besser ab. Entscheidend ist jetzt aber, dass die Erhöhung nicht nur in die Taschen von Aldi und Co. wandert, sondern über die Molkereien an die Milcherzeuger weitergegeben wird", macht BBV-Milchpräsident Günther Felßner deutlich. Die Kontrakte jedoch stehen gerade erst seit Januar fest und gelten meist für sechs Monate. "Die Milcherzeuger schauen daher in die Röhre und spüren von diesen Preiserhöhungen im Laden aktuell rein gar nichts!", sagt Felßner.
Für April 2022 ist die Auslobung von Trinkmilch für die LEH-Haltungsformstufe 2 angekündigt. Einher geht, zu mindestens bei dem Programm QM+, ein Tierwohlaufschlag von 1,2 Ct pro verkauften Kilogramm Milch, die der LEH an die Molkereien für die Landwirte abgibt. Mit den aktuellen Preiserhöhungen in den Kühlregalen verschafft sich der Lebensmitteleinzelhandel schonmal einen guten finanziellen Puffer.
"Diese Scheinheiligkeit des Handels bringt das Fass zu überlaufen! Wir Bauern erwarten, dass der Lebensmitteleinzelhandel und folglich auch die Molkereien die Milch angemessen und marktkonform honorieren", sagt Felßner und fordert die Anpassung der laufenden Kontrakte: "Der Handel darf sich nicht länger selbst die Taschen füllen. Die aktuellen Preiserhöhungen müssen eins zu eins an die Landwirte weitergegeben werden!"
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