Milch mach müde Politiker munter / Das Ende der Pfandlogik
(Kiel) - "Es ist völlig unsinnig, umweltfreundliche Verpackungen für Milchgetränke mit einer Pfandstrafe zu belegen. Die Reaktion des Bundesumweltministeriums zeigt, dass das Sanktionsinstrument Pfand zur Stützung ökologischer vorteilhafter Getränkeverpackungen am Ende ist," mit diesen Worten kommentierte Hans-Martin Bohac, Umweltbeauftragter beim Einzelhandelsverband Nord - Ost (EHV Nord - Ost), die neuesten Zahlen der Bundesregierung zum Getränkeverpackungsmarkt und die damit verbundene Pfandandrohung für Milch-Einweggetränkeverpackungen. Der Verband weist darauf hin, dass Milchgetränke heute überwiegend in Mehrwegflasche, Getränkekarton, Polyethylen-Schlauchbeutel (und Stählerne Kuh) verkauft werden. Deren ökologische Vorteilhaftigkeit wird vom Bundesumweltministerium ausdrücklich bestätigt.
Bohac: "Bei den Massengetränken hat es eine dramatische Verpackungsoptimierung gegeben. Nach den `ökologischen Neuzugängen´ Getränkekarton und Polyethylen-Schlauchbeutel steht PET-Einweg als nächster Kandidat vor der Aufnahme in den Kreis der Verpackungen, die der Mehrweg-Pfandflasche ökologisch gleichwertig sind."
Bohac: "Bei diesem Thema hilft nur eines: Milch mach müde Politiker munter! Das Bundesumweltministerium sollte die kürzlich angedeutete Pfandfreistellung für den Milchgetränkekarton über eine Novellierung der Verpackungsverordnung im nächsten Jahr unbedingt weiterverfolgen. Dann können wir auch gleich über den Getränkekarton bei den übrigen Massengetränken sprechen und über PET-Einweg. Hier ab 2003 überhaupt noch ein Pfand vorzusehen, macht politisch wie ökologisch als auch ökonomisch keinen Sinn. Die befristete Bereitstellung von Leergutrücknahmeautomaten würde nur Kapital im Einzelhandel sowie bei den Verbrauchern und wertvolle Umwelt vernichten."
Das Pfandinstrument taugt nicht zur Wiederbelebung eines in der Vergangenheit mehrwegdominierten Verpackungsmarktes. Neueste Erhebungen belegen, dass trotz drohenden Pfandszenarios im ersten Quartal 2002 der Mehrweganteil bei den Massengetränken mindestens deutlich unter 60 % abgesunken ist, wenn nicht gar unter 50 %. Damit belegt die Verpackungsstatistik der Bundesregierung nur eines: Der mündige Verbraucher entscheidet sich zunehmend gegen die Mehrwegflasche.
Auch die beklagte Landschaftsvermüllung spiegelt nur das Verhalten des mündigen Verbrauchers im öffentlichen Bereich wieder. Mit den wirtschaftlichen Folgen seines Verhaltens (Bußgeld) muss der Verbraucher und nicht der Einzelhandel konfrontiert werden. Den mittelständischen Einzelhandel stattdessen mit dem Pfand und der Investition in Leergutrücknahmeautomaten zu bestrafen, ist vor dem Hintergrund der erst kürzlich von der Deutschen Bundesbank ermittelten Finanzierungsschwierigkeiten des mittelständischen Einzelhandels (Eigenkapitalquote von 3 %) untragbar. Ansonsten befördert das Pfand die Verpackung in die Regale des Einzelhandels, die in seinen Verkaufsstellen am leichtesten zu handhaben sind, nämlich Einweg.
Der Verband macht darauf aufmerksam, dass bepfandete Schlauchbeutel und Getränkekarton für die Rücknahme über Automaten nicht geeignet sind und ein hygienisches Problem in den Verkaufsstellen, aber auch in den Einkaufstaschen der Verbraucher darstellen.
Quelle und Kontaktadresse:
Einzelhandelsverband Nord-Ost e.V.
Hopfenstr. 65
24103 Kiel
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