Migration steigert Bruttosozialprodukt
(Berlin) - Die wirtschaftlichen Vorteile der internationalen Migration sind hoch: Herbert Brücker vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Tito Boeri von der Bocconi-Universität in Mailand stellen in einer aktuellen Studie fest, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der erweiterten EU um 0,2 bis 0,3 Prozent steigt, wenn ein Prozent der Bevölkerung aus dem Osten in den Westen wandert. Wenn sich die Migranten überwiegend in den prosperierenden Regionen des Zuwanderungslandes niederlassen, steigt das BIP sogar um 0,5 Prozent. Die Wachstumseffekte der zu erwartenden Ost-West-Wanderungen sind damit höher als die Gewinne, die durch zusätzlichen Handel und Kapitalverkehr im Zuge der Osterweiterung zu erwarten sind. Die Studie wurde beim renommierten Economic Policy Panel in Luxemburg präsentiert und vom DIW Berlin als Diskussionspapier Nr. 481 veröffentlicht.
Allerdings sind die Gewinne der Wanderung nicht gleich verteilt. Wenn sich die Löhne nicht an die Veränderung des Arbeitsangebotes anpassen, gewinnt die einheimische Bevölkerung in den Herkunftsländern, während die einheimische Bevölkerung in den Zielländern geringfügig verliert. Die Arbeitslosigkeit wird in der erweiterten EU durch Migration sinken, kann aber in den Zuwanderungsländern geringfügig steigen. Wenn sich die Migranten jedoch, wie beispielsweise in Deutschland, in den prosperierenden Ballungszentren niederlassen, gewinnt auch die einheimische Bevölkerung der Zielländer.
Entgegen weitverbreiteten Meinungen erhöhen Sozialleistungen wie Arbeitslosenunterstützung das Einkommen in der erweiterten Gemeinschaft. Dies ist darauf zurückzuführen, dass mit steigenden Sozialleistungen auch die Wanderungsanreize zunehmen. Da der überwiegende Teil der Migranten produktiv tätig ist, führen die höheren Wanderungen zu einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts.
Die potentiellen Einkommensgewinne durch Migration werden jedoch in Europa in den Einwanderungsländern nicht realisiert. Es gibt erhebliche Koordinationsprobleme der EU-Mitglieder sowohl bei der Anwendung der Übergangsfristen bei der Osterweiterung als auch bei der Migrationspolitik gegenüber den Nachbarländern der EU. Diese Regionen werden künftig die wichtigsten Quellen der Migration in Europa sein. Um die Koordinationsprobleme der EU zu überwinden, schlagen Boeri und Brücker eine EU-weite Quote für die Zuwanderung vor, die sich auf Humankapitalkritierien bei der Vergabe von Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen stützt.
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