Migranten und Migrantinnen in der Altenhilfe / Wenn sie einmal alt sind...
(Bonn) - "Wir sind in der interkulturellen Ausrichtung der Altenhilfe in Deutschland einige Schritte voran gekommen", sagte die stellv. Geschäftsführerin des AWO-Bundesverbandes, Ilsa Diller-Murschall, auf der heutigen (31.01.2006) Bonner Abschlussveranstaltung der am 1. Oktober 2004 gestarteten Kampagne für eine kultursensible Altenhilfe. Über 150 Verbände und Institutionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich an der Initiative "Aufeinander zugehen - voneinander lernen" beteiligt.
Viele MigrantInnen, die während der Anwerbepolitik der 50-er, 60-er und 70-er Jahre nach Deutschland kamen und hier blieben, haben mittlerweile das Rentenalter erreicht. Die Notwendigkeit einer kultursensiblen und interkulturellen Ausrichtung der Altenhilfe ist deshalb aus der Sicht der AWO angesichts der demographischen Entwicklung unbestreitbar. Die Zahl älterer MigrantInnen wird in den nächsten Jahren stark zunehmen. Im Jahr 2010 werden es schätzungsweise 1,3 Mio. ältere Mitbürger mit ausländischem Pass sein. Hinzu kommen eingebürgerte MigrantInnen und ältere Aussiedler, die zum Teil erst im hohen Alter nach Deutschland eingewandert sind. Die Institutionen der Altenpflege und Altenarbeit stehen vor der Herausforderung, den Anspruch alt gewordener MigrantInnen auf Beratung, Betreuung und Pflege sicherzustellen und ihre Angebote kultursensibel auszurichten. Diller-Murschall verwies darauf, dass die AWO bereits bei ihrer Bundeskonferenz 2000 die interkulturelle Öffnung ihrer Dienste und Einrichtungen beschlossen habe. Zudem habe die AWO das "Memorandum für eine kultursensible Altenhilfe" unterzeichnet, an deren Erarbeitung sie maßgeblich mitgewirkt hat.
Pflegebedürftigkeit tritt bei MigrantInnen im Durchschnitt früher ein als bei deutschen SeniorInnen, da belastende Arbeits- und Lebensbedingungen oft zu schweren körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen führen. Dennoch fällt den älteren MigrantInnen die Auseinandersetzung mit den auftretenden Problemen in diesem Lebensabschnitt nicht leicht. Informationsdefizite über vorhandene Angebote der Altenhilfe und eine generelle Zurückhaltung gegenüber deutschen Institutionen erschweren ihnen den Zugang zu den bestehenden Versorgungssystemen.
Die AWO hat während der Initiative für eine kultursensible Altenhilfe damit begonnen, Informationsdefizite abzubauen, Beratungs-und Vermittlungsaufgaben zu koordinieren und ihre MitarbeiterInnen in der Altenhilfe zu qualifizieren.
In Pflegeheimen der AWO, u.a. in Berlin, Hannover und Nürnberg wurden erste Wohnbereiche für pflegebedürftige MigrantInnen und AussiedlerInnen eingerichtet. Sie richten sich mit ihren Angeboten auf die spezifischen Bedürfnisse der zugewanderten Menschen ein.
Mit der Abschlussveranstaltung am 31. Januar 2006 in Bonn endet die Kampagne unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Familie,Senioren, Frauen und Jugend.
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