Mietervereine zunehmend gefragt
(Kiel) - Einmal jährlich werten die schleswig-holsteinischen Mietervereine ihre Beratungsstatistik aus. Mit knapp 45.000 Beratungsterminen - Telefonberatungen nicht mitgezählt - ist die Beratungsnachfrage gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Prozent angestiegen. Von besonderem Interesse sind dabei die Veränderungen in den einzelnen Beratungsgegenständen. So fällt zunächst die Tatsache ins Auge, dass Auseinandersetzungen um Kündigung und Miethöhe sich insgesamt weiter in den Vordergrund geschoben haben. Sogenannte Verwertungskündigungen haben um 84 Prozent zugelegt, Mieterhöhungen, die zwischen Vermieter und Mieter einvernehmlich vereinbart worden sind, um 68 Prozent, Eigenbedarfskündigungen um 20 Prozent und fristlose Kündigungen des Vermieters um 19 Prozent.
Den mit Abstand stärksten Anstieg haben allerdings Streitigkeiten um Tierhaltung zu verzeichnen. Die Beratungsnachfrage hat sich glatt vervierfacht. Die Ursache hierfür liegt jedoch in der Tatsache, dass in 2006 mit lediglich 13 Beratungsfällen die Berechnungsbasis außergewöhnlich niedrig war. Trotz des enormen Anstiegs der Heizkosten waren Auseinandersetzungen um Heizkostenabrechnungen leicht rückläufig, allerdings auf einem sehr hohen Niveau.
Obwohl allenthalben Einigkeit darüber besteht, dass es im Wohnungsbestand einen erheblichen Modernisierungsbedarf gibt, ist die Beratungsnachfrage wegen dieses Gegenstandes mit minus 29 Prozent deutlich rückläufig gewesen. Ein Minus von 48 Prozent hat sich bei Mieterhöhungen wegen vorangegangener Modernisierungen ergeben - das Schlusslicht mit minus 76 Prozent bildeten die sogenannten Kostenmieterhöhungen, die typisch sind für sozialen Wohnungsbau. Dieser Rückgang hängt aber stark mit der Tatsache zusammen, dass der Wohnungsbestand, der dem Kostenmietrecht unterliegt, stark rückläufig ist.
An den Schwerpunkten der Beratungsnachfrage hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht viel geändert. Mit 27,5 Prozent aller Beratungsfälle nehmen Mängel des Mietobjektes nach wir vor den Spitzenplatz ein. Insbesondere im Winterhalbjahr wird dieser Beratungsgegenstand durch Feuchtigkeit, Schimmelpilzbildung und ausgefallene Heizungen dominiert. Mit 17,7 Prozent liegen Auseinandersetzungen um Betriebskostenabrechnungen auf Platz 2 der Hitliste gefolgt von Heizkostenabrechnungen mit 13,3 Prozent. Auf eine kurze Formel gebracht gehören fast zwei Drittel der Beratungsfälle den Komplexen Mängel und Betriebskosten an.
Wegen der hohen Umzugsrate nehmen Streitigkeiten um die Kaution (6,7 Prozent), um Schönheitsreparaturen (5,1 Prozent) und die vom Mieter ausgesprochene Kündigung (4,0 Prozent) immer noch vordere Plätze ein. Auffällig ist aber auch die Tatsache, dass sich das Thema Vergleichsmieterhöhung immer weiter in den Vordergrund schiebt.
Schwerpunktmäßig im hamburgischen Umland, in Kiel und Lübeck sind die Zeiten nachgebender Mieten wohl bis auf weiteres vorbei.
Mit der steigenden Beratungsnachfrage registrieren die schleswig-holsteinischen Mietervereine einen weiteren Effekt: Nach knapp 10 Jahren leichter, aber anhaltender Mitgliederverluste ist diese Entwicklung erkennbar gestoppt. Schon in 2006 waren die Verluste deutlich rückläufig. Das Jahr 2007 hat die schleswig-holsteinische Mieterorganisation in der Mitgliederbilanz mit plus minus Null abgeschlossen. Sie rechnet für die Zukunft - spiegelbildlich mit zunehmenden Problemen auf dem Wohnungsmarkt - mit wieder steigenden Mitgliederzahlen.
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