Metallarbeitgeber zum Entgelttransparenzgesetz und zum geplanten Rückkehranspruch aus Teilzeit / Große Koalition ist auf dem Holzweg
(Hamburg) - Die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie hat das vom Bundestag heute zu verabschiedende Gesetz für mehr Entgelttransparenz als untauglichen Weg zu vermeintlich größerer Lohngerechtigkeit bezeichnet. "Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit von Männern und Frauen ist ein wichtiges und richtiges Ziel, aber mit dem Entgelttransparenzgesetz schickt die Familienministerin die Große Koalition auf einen gefährlichen Holzweg" kritisiert Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer von NORDMETALL, dem Arbeitgeberverband der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie. "Dass ihr Parteichef Martin Schulz sich hinter das Gesetz stellt und nun auch noch den Ruf nach einem Rückkehranspruch aus Teilzeit unterstützt, ist Symbolpolitik in Wahlkampfzeiten, aber kein wirksamer Beitrag, um die Lage der Frauen tatsächlich zu verbessern."
Statt die wirklichen Ursachen der Entgeltlücke zu bekämpfen, doktere das Gesetz an den Symptomen herum und stelle teure Rezepte aus, so Fickinger. Der allergrößte Teil der auf 21 Prozent bezifferten Lohnlücke beruhe auf Unterschieden bei Beruf, Branche, Arbeitszeit und Qualifikation. Rechne man dies heraus, verbleibe nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes nur ein Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen von sechs Prozent. Diese kleine Lücke ließe sich weitgehend schließen, wenn die Kommunen ein größeres Betreuungsangebot für Kinder bereitstellten, damit Mütter schneller in den Beruf zurückkehren können. Außerdem müsse die Berufsorientierung an den Schulen verbessert werden, damit sich mehr Mädchen für Berufe mit höherem Verdienst entscheiden.
"Die Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie machen seit Jahren viele Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, beispielsweise betriebliche Kinderbetreuung, Homeoffice, mobiles Arbeiten oder Langzeitkonten für individuelle Auszeiten. "Und in Berufs- und Studienorientierung investieren wir jedes Jahr allein über unseren Dachverband Gesamtmetall rund 8,5 Millionen Euro - regionale Aktivitäten noch nicht eingerechnet", erklärte Fickinger."
Ebenfalls problematisch sei der geplante Rückkehranspruch von Teilzeit auf Vollzeit. Die Arbeitgeber hätten ein hohes Eigeninteresse an einer höheren Erwerbstätigkeit von Frauen, stellte Fickinger klar. Zudem seien schon jetzt Teilzeitkräfte bevorzugt zu berücksichtigen. Nach einer Unternehmensbefragung sind zwei Drittel der M+E-Betriebe im Norden bereit und in der Lage, Wünsche der Arbeitnehmer nach individuell geregelten Arbeitszeiten betrieblich zu realisieren. Doch müsse der Wechsel von Teilzeit zurück in Vollzeit auch machbar sein. "Was soll ein Arbeitgeber denn tun, wenn er in der Zwischenzeit die Arbeit anders organisiert oder eine zweite Teilzeitkraft als Ergänzung eingestellt hat? Soll er dieser Teilzeitkraft dann kündigen, damit die andere wieder Vollzeit arbeiten kann? Oder den Arbeitsplatz doppelt besetzen und an anderer Stelle Personal abbauen? Ist so etwas gerecht?" fragt Fickinger und resümiert: "Der Rückkehranspruch ist sicher gut gemeint. Aber er stellt ein unkalkulierbares Risiko für die Arbeitgeber dar - und schadet letztlich auch jenen, denen er eigentlich zugutekommen soll."
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