Metallarbeitgeber: An der Rente mit 67 führt kein Weg vorbei / Anteil älterer Beschäftigter in NRW binnen zehn Jahren auf sechs Prozent verdoppelt
(Duisburg) - Als "wirklichkeitsfremd und grundfalsch" haben die Metallarbeitgeber in der Region Bestrebungen aus der IG Metall und der SPD kritisiert, die Einführung der Rente mit 67 massiv in Frage zu stellen. Wim Abbing, Vorsitzender des Verbandes Metall Ruhr-Niederrhein, sagte, die schrittweise Verlängerung der Lebensarbeitszeit sei eine gesellschaftspolitisch gebotene und für die Zukunftsfähigkeit der Rentenversicherung notwendige Entscheidung. "Wer die Rente mit 67 zurücknehmen will, muss entweder die Beiträge erhöhen oder die Leistungen senken", betonte Abbing. Anders könne die Rentenversicherung die Folgen der demografischen Entwicklung nicht bewältigen. Wenn es richtig sei, dass "wir Deutsche im Schnitt gesünder älter werden, dann ist eine verlängerte Lebensarbeitszeit grundsätzlich auch zumutbar". An der Rente mit 67 führe allein aus sozialpolitischen Gründen kein Weg vorbei.
Mit Blick auf aktuelle Gewerkschaftskampagnen gegen die Rente mit 67 erklärte Abbing, er verurteile die Verlagerung dieser gesellschaftspolitischen Debatte in die Betriebe. "Das Thema mag auf das Spielfeld des Bundestagswahlkampfs gehören, darf aber nicht in die Unternehmen getragen werden", sagte Abbing. Nicht nachvollziehbar sei die Kritik von Gewerkschaften und SPD, die Unternehmen würden zu wenig ältere Arbeitnehmer beschäftigen. In der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie sind fast sechs Prozent der Mitarbeiter über 60 Jahre alt - mehr als doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor. Auch über alle Branchen gerechnet hat sich die Zahl der "Ü-60-Beschäftigten" bundesweit ebenfalls auf mittlerweile 1,3 Millionen verdoppelt. Mehr als 70 Prozent der Betriebe arbeiten mit altersgemischten Teams, knapp 60 Prozent der Unternehmen kümmern sich um eine spezielle Weiterbildung für ältere Mitarbeiter. "Der Vorwurf, die Unternehmen täten hier zu wenig, geht an der betrieblichen Realität völlig vorbei und ist schlicht unwahr", erklärte Abbing.
Der vergleichsweise immer noch niedrige Anteil älterer Beschäftigter sei immer noch Folge früherer Vorruhestandsprogramme, die angesichts hoher Arbeitslosenzahlen insbesondere bei jungen Menschen in der 90er Jahren in einem breiten Konsens verabredet wurden. "Wer diese damals arbeitsmarktpolitisch richtige Entscheidung heute benutzt, um Unternehmen Versäumnisse bei der Beschäftigung Älterer vorzuwerfen, handelt zutiefst populistisch und damit unseriös. Schon aus Eigeninteresse beschäftigen sich die Unternehmen mit der Frage, wie die Beschäftigungsfähigkeit im gesamten Erwerbsleben gesichert werden kann", stellte Abbing fest. Allerdings sei auch die Eigenverantwortung der Beschäftigten bei Lebensstil und Weiterbildung gefragt. Hier würden betriebliche oder tarifvertragliche Angebote immer noch viel zu wenig genutzt.
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