Menschenrechtspreis an vietnamesischen Rechtsanwalt überreicht / Van Dai bittet um Unterstützung für weitere Inhaftierte in Vietnam
(Berlin) - Der Deutsche Richterbund hat in Berlin dem erst vor wenigen Tagen aus Vietnam ausgereisten Rechtsanwalt Nguyen Van Dai den DRB-Menschenrechtspreis übergeben. Van Dai war bereits 2017 ausgezeichnet worden, saß damals allerdings in Untersuchungshaft, bevor er in einem Schauprozess im April zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.
Van Dai sagte bei der Preisverleihung am Mittwoch: "Von ganzem Herzen bedanke ich mich bei allen Mitgliedern des Deutschen Richterbundes und allen Menschen, die sich für mich eingesetzt haben." Er bat um weitere Unterstützung für seine Freunde, die noch in Haft seien. Die Zusammenarbeit mit Menschenrechtsorganisationen sei ein roter Faden in seinem Leben. Er hoffe, dass Menschenrechte nicht nur in Deutschland realisierbar seien, "sondern auch in meinem geliebten Heimatland". Nach seiner Zukunft gefragt sagte Van Dai, er habe zweieinhalb Jahre in Haft gesessen und brauche jetzt Zeit, um sich zu orientieren.
Jens Gnisa, Vorsitzender des Deutschen Richterbundes, sagte: "Van Dais Antrieb ist, Vietnam gewaltfrei in eine demokratische, freiheitliche und rechtsstaatliche Zukunft zu bringen. Wie schwierig das in Vietnam ist, zeigt das Leben Van Dais. Wir sind sehr froh, Van Dai hier in Deutschland in Sicherheit zu wissen."
Die Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe des Deutschen Bundestages, Gyde Jensen, sagte, Van Dai stehe stellvertretend für alle, die sich dafür einsetzten, dass Menschenrechte universell gelten. "Es bleibt noch viel zu tun." Van Dai habe sich für Menschenrechte und Pluralismus stark gemacht und sei dafür bestraft worden.
Van Dai gilt als einer der bekanntesten Bürgerrechtler Vietnams. . Er war zuletzt zu 15 Jahren Haft und 5 Jahren Hausarrest verurteilt worden. Ihm wurde vorgeworfen, einen Umsturz geplant zu haben. Vietnam entließ Van Dai vorzeitig aus der Haft und ließ ihn nach Deutschland ausreisen.
Van Dai lebte bis zur Wiedervereinigung als Vertragsarbeiter in der DDR, kehrte dann in seine Heimat zurück und studierte Jura. Als Rechtsanwalt setzte er sich von Beginn an für die Einhaltung von Menschenrechten ein, organisierte Hilfsprogramme für religiöse Minderheiten und Beratungsstellen für den Aufbau zivilgesellschaftlicher Gruppen und Studentenvereinigungen. Dai gründete 2006 ein Komitee für Menschenrechte. 2013 folgte die Bruderschaft für Demokratie.
Van Dai saß bereits wegen "Propaganda" von 2007 bis 2011 in Haft und verbüßte anschließend vier Jahre Hausarrest. Bevor man ihn im Dezember 2015 erneut verhaftete, wurde er mehrfach - mutmaßlich von staatlicher Seite organisiert - zusammengeschlagen. Am Tag seiner Verhaftung, dem 16. Dezember 2015, war er gerade auf dem Weg zu einem Treffen mit der EU-Delegation, die am jährlichen Menschenrechtsdialog mit Vietnam in Hanoi teilnahm.
Der Deutsche Richterbund wählt weltweit herausragende Persönlichkeiten aus, die sich für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit einsetzen. Damit will der Verband einen Beitrag leisten, um die allgemeinen Menschenrechte und Grundfreiheiten zu schützen und zu stärken. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten oder Organisationen aus der Richterschaft, der Staatsanwaltschaft oder der Rechtsanwaltschaft, die sich unter Einsatz von Leben, Gesundheit, persönlicher Freiheit oder unter Inkaufnahme sonstiger schwerer persönlicher Nachteile für die Wahrung und Durchsetzung rechtsstaatlicher Prinzipien eingesetzt haben. Die Preisverleihung findet internationale Aufmerksamkeit und dient damit auch dem Schutz der Preisträger in ihrem Herkunftsland.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Richterbund - Bund der Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte e.V. (DRB)
Matthias Schröter, Pressesprecher
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