Menschenrechtspolitik der Bundesregierung fehlt durchgÀngiges Konzept
(Bonn) - Die deutsche Sektion von amnesty international zieht eine Bilanz der Menschenrechtspolitik der rot-grĂŒnen Bundesregierung im Jahr 2000. Trotz einzelner struktureller Verbesserungen fehlt ein durchgĂ€ngiges Konzept zur Menschenrechtspolitik. "Nach wie vor gibt es in diesem wichtigen Politikbereich kaum ressortĂŒbergreifende Zusammenarbeit," kritisiert die GeneralsekretĂ€rin der deutschen Sektion von amnesty international, Barbara Lochbihler. "ĂberfĂ€llig ist eine konsequente Menschenrechtspolitik, die einen Schwerpunkt in der Vorbeugung gegen Menschenrechtsverletzungen setzt," so Lochbihler.
Der turnusmĂ€Ăig alle zwei Jahre erscheinende Bericht der Bundesregierung ĂŒber die Lage der Menschenrechte ist zwar umfangreicher als die vorausgegangenen Berichte weist aber inhaltliche und konzeptionelle MĂ€ngel auf. Besonders gilt dies fĂŒr die Innenpolitik. "So wird nicht ersichtlich, welche Konsequenzen die Erkenntnisse aus den einzelnen LĂ€nderberichten fĂŒr die Asyl- und FlĂŒchtlingspolitik in Deutschland haben sollen," erklĂ€rt ai-GeneralsekretĂ€rin Barbara Lochbihler. "Auch sollte die Bundesregierung zukĂŒnftig darĂŒber berichten, was sie unternimmt, um Ăbergriffe von Polizei und Bundesgrenzschutz aufzuklĂ€ren und zu ahnden."
Im LĂ€nderteil des Berichts bleibt nach Auffassung der Menschenrechtsorganisation unklar, nach welchen Kriterien die Auswahl der LĂ€nder und Themen erfolgt. "Gerade die Berichterstattung ĂŒber Russland ist erkennbar von politischer RĂŒcksichtnahme geprĂ€gt," stellt Barbara Lochbihler fest. "Angesichts des umfangreichen verfĂŒgbaren Materials zu Menschenrechtsverletzungen an der Zivilbevölkerung in Tschetschenien, insbesondere zur systematischen Folter in Filtrationslagern, sind sowohl der Bericht als auch die Politik der Bundesregierung unangemessen zurĂŒckhaltend," so Barbara Lochbihler.
Auch in der Frage der RĂŒstungsexportkontrolle zeigt sich, dass die rot-grĂŒne Bundesregierung Menschenrechte nur selektiv zum MaĂstab macht. Die zu Beginn des Jahres 2000 verabschiedeten "GrundsĂ€tze fĂŒr den Export von Kriegswaffen und RĂŒstungsgĂŒtern" sind zu begrĂŒĂen. Sie sind aber keine Garantie dafĂŒr, dass RĂŒstungsexporte in Staaten, in denen schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen stattfinden, verhindert werden. "Angesichts der in den vergangenen Monaten bekannt gewordenen Entscheidungen der Bundesregierung fĂŒr RĂŒstungstransfers mĂŒssen wir feststellen, dass die Hoffnungen auf eine transparente und konsequent an den Menschenrechten orientierte RĂŒstungsexportpolitik nicht erfĂŒllt worden sind" unterstreicht ai-GeneralsekretĂ€rin Lochbihler.
Positiv bewertet amnesty international die Schaffung eines regierungsunabhĂ€ngigen Menschenrechtsinstituts, das in den Bereichen Politikberatung, Dokumentation und Forschung arbeiten soll. Auch das Engagement der Bundesregierung fĂŒr die Einrichtung eines Internationalen Strafgerichtshofes und gegen die Todesstrafe sowie die Förderung der Menschenrechte in der Entwicklungspolitik wird von der Menschenrechtsorganisation begrĂŒĂt.
"FĂŒr die Zukunft wĂŒnschen wir uns von der Bundesregierung eine Menschenrechtspolitik die Schritt hĂ€lt mit den eigenen AbsichtserklĂ€rungen und die Menschenrechte nicht zum Spielball werden lĂ€sst, wenn es um Wirtschaftsinteressen, geostrategische Vorteile oder um innenpolitische Ăberlegungen geht. Die deutsche Menschenrechtspolitik gegenĂŒber der TĂŒrkei, China und Russland, werden in diesem Jahr besondere PrĂŒfsteine sein, an denen sich eine konsequente Menschenrechtspolitik messen lassen muss," erklĂ€rte Barbara Lochbihler.
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