Pressemitteilung | IG Metall - Industriegewerkschaft Metall

Meisterbrief muss reformiert werden

(Frankfurt/Main) - Die strengen Regeln des Meisterbriefes müssen nach Ansicht der IG Metall reformiert werden, um die Chancen der Handwerksbetriebe und der Beschäftigten in einem vereinten Europa zu erhöhen. Dabei zielt die Gewerkschaft vor allem auf den Wegfall des so genannten Inhaberprinzips, wonach nur der Inhaber nach der Meisterprüfung einen Handwerksbetrieb führen und Lehrlinge ausbilden darf. Dieser "Große Befähigungsnachweis" (Meisterbrief) sollte so weiter entwickelt werden, dass auch qualifizierte Arbeitnehmer einen Handwerksbetrieb führen können, forderte IG Metall-Vorstandsmitglied Wolfgang Rhode am 15. November in Frankfurt.

Vielen Handwerksbetrieben drohe das Aus, wenn - wie in der Handwerksordnung von 1953 festgelegt - weiterhin nur der Inhaber mit dem "Großen Befähigungsnachweis" seinen Betrieb führen dürfe, warnte Rhode. Das Inhaberprinzip gehe sogar noch auf die Zunftordnung des Mittelalters zurück. Zur Zeit seien ein Drittel aller Inhaber älter als 55 Jahre. In vielen Fällen könne der Betrieb nicht weiter vererbt werden, weil Söhne oder Töchter ein Studium oder andere Berufslaufbahnen gewählt hätten. Innerhalb der Betriebe gebe es aber durchaus kompetente Arbeitnehmer, die die Fähigkeiten des Meisters und Inhabers hätten und seine Aufgaben übernehmen könnten. Ein Beschäftigter habe zum Beispiel die Ausbildung als Kaufmann, andere wiederum hätten die Ausbilder-Eignungsprüfung oder seien Betriebswirte. Die Übertragung des "Großen Befähigungsnachweises" vom Inhaber anteilig auf erfahrene und geprüfte Beschäftigte kann nach Ansicht Rhodes in vielen Fällen die Betriebe und die Arbeitsplätze im Handwerk retten.

Das Handwerk sei mit rund 5,5 Millionen Beschäftigten (2,5 Millionen im Organisationsbereich der IG Metall) und seinen ernormen Ausbildungsleistungen ein Wirtschaftszweig mit hoher gesellschaftspolitischer Bedeutung, betonte Rhode. Immer rasanter veränderten sich die Arbeitsabläufe gerade in dieser Branche. Dieser Wandel sei nur gemeinsam von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Gewerkschaften erfolgreich zu bewältigen. Durch die Aufhebung des Inhaberprinzips bekämen die Beschäftigten neue Aufstiegschancen. Dadurch werde besonders für junge Menschen die Arbeit im Handwerk attraktiver. Wenn hochwertige Arbeit das entscheidende Kriterium für den Erfolg des Handwerks und damit für die positive Entwicklung der Arbeitsplätze sei, komme es darauf an, dass die entsprechenden Qualifikationen im Betrieb vorhanden sind und auch angewandt werden. "Ob beim Inhaber oder bei anderen Beschäftigten ist zweitrangig", sagte Rhode.

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IGM) Lyoner Str. 32 60528 Frankfurt Telefon: 069/66932672 Telefax: 069/66932870

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