Mehr Zeit und Geld für Pflege
(Frankfurt am Main) - 450.000 Menschen in Hessen und Thüringen gelten als pflegebedürftig. Die große Mehrheit von ihnen wird zu Hause versorgt. Von den Familienangehörigen und Freunden, die das ermöglichen, sagen über 90 Prozent, dass sie sich aus freien Stücken und ganz bewusst dafür entschieden haben, die Pflege zu übernehmen. Viele halten es sogar für selbstverständlich, dass sie sich mit großem persönlichen Einsatz um das Wohl derPflegebedürftigen kümmern. Dabei wird es ihnen alles andere als leicht gemacht, diese Aufgabe in ihren Alltag und ihr Berufsleben zu integrieren.
"Pflege braucht Zeit, aber keine Sorgen um Einkommen und Jobverlust", sagt der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, Paul Weimann: "Doch die aktuelle Gesetzeslage bedeutet genau dies. Pflegende Angehörige können ihre Arbeitszeit nur für sechs Monate vollständig oder für maximal zwei Jahre auf bis zu 15 Stunden pro Woche reduzieren, und das auch nur, wenn sie in einem Betrieb mit einer Mindestzahl an Mitarbeitern von 15 bzw. 25 beschäftigt sind. Vor allem aber erhalten sie in dieser Zeit keinen Ersatz für den Lohnausfall, sondern allenfalls ein zinsloses Darlehen, das sie später
zurückzahlen müssen."
Mit seiner großen sozialpolitischen Kampagne #naechstenpflege setzt sich der VdK für bessere Rahmenbedingungen in der häuslichen Pflege ein. Für berufstätige Pflegende fordert er die Einführung einer Pflegepersonenzeit von bis zu drei Jahren, ganz ähnlich der Elternzeit. Während dieser Zeit sollen Pflegende - analog zum Elterngeld - zur finanziellen
Überbrückung ein Pflegepersonengeld in Höhe von bis zu 67 Prozent ihres letzten Gehalts beziehen. Außerdem soll allen Erwerbstätigen, die um der Pflege willen im Job vorübergehend pausieren, anschließend die Rückkehr auf eine Vollzeitstelle garantiert sein.
"Diese Maßnahmen würden vielen Pflegenden etwas Luft zum Atmen und mehr Sicherheit verschaffen", erklärt Paul Weimann. Zudem würde die Politik damit ein wichtiges Signal an die Betroffenen, aber auch an die gesamte Gesellschaft senden und pflegenden Angehörigen endlich die Anerkennung zuteilwerden lassen, die sie verdienen. "Was diese Menschen tagtäglich leisten, ist enorm, und dieses selbstlose Engagement darf nicht zur Armutsfalle werden", betont der VdK-Landesvorsitzende.
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